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Schweizer Banken erhitzen weiterhin die Gemüter

Auslandschweizerrat
Die Schweizer Banken und die Art und Weise, wie sie Auslandschweizer Kunden behandeln, führen immer wieder zu Diskussionen, so auch im Auslandschweizerrat in Basel. Adrian Moser Photography

Die Auslandschweizer-Organisation ist der Meinung, Schweizer Banken behandelten die Auslandschweizer als Bürger zweiter Klasse. swissinfo.ch befragte zu diesem Thema einige Betroffene beim Auslandschweizerrat und stellte die gleiche Frage der Community auf Facebook.

Tom Neidecker, USA

«Ich merkte schon in den 1990er-Jahren, dass es schwieriger wird mit den Schweizer Banken. Dann etwa um 2008 hat mich eine grosse Schweizer Bank wissen lassen, dass sie mich nicht mehr wollten als Kunde, und ich wurde an eine andere Bank verwiesen, die auf Vermögensverwaltung von Auslandschweizern in den USA spezialisiert ist. Dort nehmen sie aber nur Kunden mit grösseren Vermögen. Ich war in diesem Sinne nicht so stark betroffen wie andere. Aber das ist nicht immer der Fall für Kunden mit weniger grossen Vermögen. Ich bin enttäuscht über die diskriminierende Politik der Banken gegenüber Auslandschweizern und dafür, dass die Postfinance verpflichtet wird, Auslandschweizern Bankdienstleistungen anzubieten – zu vernünftigen Bedingungen.»

Elisabeth Michel, Deutschland

«Wir haben ein konkretes Problem mit den Schweizer Banken. Viele Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer melden uns, dass ihre Pensionskassen Gelder zum Teil nicht ins Ausland überweisen wollen. Und weil die Banken ständig die Tarife anpassen, muss man stetig auf der Hut sein. In osteuropäischen Ländern ist es noch problematischer.»

Bilder von Auslandschweizern
Machen Sie die globale Schweiz sichtbar: Markieren Sie Ihre Instagram-Bilder mit #WeAreSwissAbroad Wir werden ausgewählte Bilder und Videos auf unserem Instagram-Account reposten und hoffen, dass wir beim Stöbern im #WeAreSwissAbroad-Stream viele interessante Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer und ihre Geschichten entdecken. Es ist uns ein grosses Anliegen, auf swissinfo.ch Ihnen und Ihren Erlebnissen in Form von Porträts, Anekdoten und Geschichten eine Plattform zu geben. swissinfo.ch

Ivo Dürr, Österreich

«Ich bin bei einer kleinen Regionalbank, und die hat die Gebühren relativ deutlich erhöht. Meine beiden Töchter haben ein Sparheft von der Grossmutter. Als sie 18 wurden, kam ein Brief von der Bank mit der Bitte, das Konto aufzulösen. Das grosse Problem ist, dass es jede Bank anders macht. Es ist ein totales Chaos.»

Francesco, Brasilien (via Facebook)

«Meine Schweizer Bank hat mir 2016 das Konto geschlossen, weil ich in Brasilien lebte. Deshalb war ich gezwungen, hier ein Bankkonto zu eröffnen, um meine Rente zu erhalten.»

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Auslandschweizer setzen Banken im Inland unter Druck

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Schweizer Banken behandeln Auslandschweizer als Bürger 2. Klasse, sagt deren Interessen-Organisation und nimmt auch die Kantonalbanken ins Visier.

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Sabine Silberstein, Singapur

«Alle meine drei Kinder hatten ein Sparheft von den Grosseltern. Als sie 18 wurden, gratulierte ihnen die Bank zur Volljährigkeit und kündigte an, dass das Konto nun 40 Franken pro Monat kostet. Sie hatten pro Jahr 100 Franken von den Grosseltern erhalten. Man rechne! Ihnen blieb nichts Anderes übrig, als das Konto aufzulösen. In Asien haben sehr viele Leute Probleme mit den Banken. Ein Mann hat mir erzählt, dass er – er ist gehbehindert – bereits das vierte Mal in die Schweiz reisen musste, um ein Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen.»

Valentin, Thailand (via Facebook)

«Das Parlament produziert diesbezüglich nichts als heisse Luft. Auslandschweizer sind ihnen egal, obwohl sie etwa 10% der Bevölkerung ausmachen. Man könnte es Inzucht nennen, was sie produzieren, und dass ihr Denken an der Schweizergrenze aufhört. Die Raiffeisenbank hat mich richtiggehend rausgeekelt, und die Postfinance hat mich dann gnädigerweise genommen – gegen jährliche Bankspesen von 384 Franken mit der Begründung ‹Domizil Ausland›.»

Dominique, Frankreich

«Da ich nur einige hundert Franken auf dem Konto hatte, wäre der kleine Betrag, den ich als Studentin ansparen konnte, innert einem Jahr aufgebraucht gewesen. Ich habe deshalb das Konto aufgelöst. Für mich ist das zwar eine Anekdote, aber ich finde es trotzdem etwas absurd.»

Silvia Schoch, Kanada

«Ich bin Delegierte für Westkanada, und mir hat eine etwa 70-jährige Frau erzählt, dass ihr Onkel für sie als damals 20-Jährige ein Konto in der Schweiz eröffnet hatte. Sie wanderte mit etwa 25 aus. Kürzlich würde ihr das Konto von der Bank gekündigt. Sie rekurrierte, aber es nützte nichts. Nun steht sie ohne Konto da.»

Monika, England (via Facebook)

«Ich hatte ein Raiffeisen-Konto während 60 Jahren. Plötzlich hiess es: Dank neuen Abkommen mit andern Ländern müssen wir jetzt viel mehr Arbeit leisten und daher die Konten von Auslandschweizern mit Spesen belasten. Die Bank war sichtlich froh, als ich das Konto auflöste. Hoffentlich erreicht unser Auslandschweizerrat in Basel etwas.»

Trudy, Ungarn (via Facebook)

«Postfinance hat uns die Kreditkarten (Prepaid) gekündigt, das Postcheck-Konto konnten wir behalten, allerdings mit höheren Gebühren. Haben dann alles in die Schweiz zu meiner Tochter umadressiert.»

Auslandschweizerrat

An der Sitzung des Auslandschweizerrats (ASR, das Parlament der Fünften Schweiz), die heute in Basel stattfand, kamen 116 Delegierte aus der ganzen Welt zusammen. Dabei nahmen erstmals die für die Amtsperiode 2017–2021 neu gewählten Mitglieder teil.

Neben der Amtsbestätigung des Präsidenten, der Inlandmitglieder und des Vorstands der Auslandschweizer-Organisation (ASO) sowie der Wahl zweier neuer Vorstandsmitglieder beschlossen die Delegierten die Unterstützung der Altersvorsorge 2020 und sprachen über die Problematik der Bankbeziehungen der Fünften Schweiz.

(Quelle: ASO)

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