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Die Frau, die in Mali zum zweiten Mal entführt wurde

Bild aus glücklichen Tagen: Beatrice Stöckli (rechts) 2008 mit ihrem Schweizer Gast Andrea Vogel und den Kindern, denen sie das Evangelium verkündete. Andrea Vogel

Beatrice Stöckli ist tiefgläubig. Und sie lässt sich nicht abschrecken. Die Missionarin aus Basel, die schon 2012 in Mali verschleppt worden war, blieb nach ihrer Freilassung im krisengebeutelten Land. Jetzt wurde sie dort erneut entführt. Wer ist die Mittfünfzigerin, die sich zum zweiten Mal in der Hand islamistischer Extremisten befindet?

«Ich kann nicht darüber sprechen, ich stehe unter grossem Schock», sagte Stöckli 2012 zu den Medien. Kurz zuvor hatten sie Kidnapper der dschihadistischen Gruppe Ansar Dine nach neuntägiger Entführung freigelassen.

Noch im Helikopter, der sie zurück in die Freiheit brachte, rief sie ihre Mutter an. Ein Versprechen, in die Schweiz zurückzukommen, wollte sie aber nicht abgeben. So schilderte es damals die Mutter von Beatrice Stöckli am Schweizer Fernsehen. Kurz danach war Stöckli wieder in Timbuktu, wo sie ihre Arbeit fortsetzte, in demselben Quartier und mit denselben Kindern.

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Am vergangenen 7. Januar klopften bewaffnete Männer an ihre Türe, sie öffnete, und sie ging mit den Männern weg. So hiess es in einer Meldung von Agence France-Presse. Diese Woche tauchte nun ein Bekenner-Video des Terror-Netzwerks Al-Kaida im Maghreb auf, das sie als Gefangene mit Schleier zeigte.

Der Schweizer Andrea Vogel hatte Stöckli 2008 auf dem Markt getroffen, als er auf seiner Expedition von Timbuktu nach Marrakesch dort Station machte. Er bemerkte ihren Schweizer Dialekt, sprach sie an und wurde von ihr zum Tee eingeladen.

«Sie lebte sehr einfach, in einem Haus mit nur einem Raum, der halb leer war, eine winzige Terrasse und ein Garten davor», sagt Vogel gegenüber swissinfo.ch. «Sie teilte alles, was sie hatte, mit den Kindern aus der Nachbarschaft.»

Stöckli habe gute Kontakte zu den lokalen Behörden gehabt, so der Fotograf und Leiter von Expeditionsreisen. So habe sie ihn auch dem Kommissär von Timbuktu vorgestellt, der ihm dann bei der Planung seiner Reise behilflich gewesen sei.

Missionarin

Stöckli ging 2002 aufgrund eines Inserats nach Afrika. Sie gehörte offenbar zur Gruppe «Neues Leben Ghana» des evangelikalen Predigers Jörn André aus Deutschland. «Sie wusste, wie sie den Menschen, und vor allem den Kindern, das Evangelium verkünden konnte», so der Prediger, «und das kann nicht jeder».

Aufgrund von «Meinungsverschiedenheiten» habe sich Stöckli selbstständig gemacht. Laut eigenen Angaben zog sich André mit seiner Gruppe 2012 aus Sicherheitsgründen aus Mali zurück.

Stöckli liess sich in Timbuktu nieder, wo sie sich laut Vogel um Kinder kümmerte. «Sie erzählte ihnen Geschichten, spielte mit ihnen und gab ihnen Tee.» Laut ihrer Mutter sammelte Beatrice Stöckli Geld für ihr Werk bei der Familie und bei Freunden und Bekannten in Basel.

Beatrice Stöckli 2014 bei einer Baumpflanz-Aktion in einer Schule in Timbuktu. Keystone

«Sie versuchte, die Kinder näher zu Gott zu bringen, und das in christlichem Sinne, und genau hier begannen die Probleme», glaubt Vogel. Denn gewisse Gruppen und Führer sähen solche Aktivitäten im islamischen Mali nicht gern.

Weder schwarz noch weiss

Laut Vogel war Stöckli in Timbuktu sehr gut vernetzt, weshalb er zu einem gewissen Grad verstehe, weshalb sie nach ihrer ersten Entführung wieder dorthin zurückkehrte. Obwohl die Freilassung seitens der örtlichen Behörden mit der Forderung verknüpft war, dass sie nie mehr nach Mali zurückkehren dürfe. Und obwohl ihr das schweizerische Aussenministerium dringend empfahl, Mali künftig zu meiden.

«Es aber war ihre Arbeit, und Timbuktu war ihr Zuhause», sagte Vogel, der sie als «friedliche und glückliche Person» erlebte, die der Situation des Landes Mali gegenüber vielleicht etwas «distanziert» gegenüber gestanden habe.

Beatrice Stöckli nach ihrer Freilassung im April 2012. Keystone

Das Video

Zunächst bekannte sich niemand zur neuerlichen Entführung. Aber in einem jüngst publizierten Video beschuldigen maskierte islamistische Kämpfer die Schweizer Missionarin, dass sie versucht habe, Muslime zum Christentum zu bekehren. Sie verlangten die Freilassung von islamistischen Mitstreitern aus Gefängnissen der malischen Regierung. Darunter jene von Ahmad al-Faqi al-Mahdi, der sich in Gewahrsam des Internationalen Strafgerichtshofes befindet.

Im Video spricht Stöckli, eingehüllt in ein schwarzes Kopftuch. Das schweizerische Aussenministerium hat die Echtheit des Videos nicht bestätigt. Dagegen hat Bern eine Task Force gebildet, die im Fall aktiv ist und den Kontakt zu Behörden in Mali aufgenommen hat.

Vogel sagt, dass er die Videobotschaft gesehen und Stöckli sogleich erkannt habe. Er gab swissinfo.ch die letzte Telefonnummer, die er von Beatrice Stöckli gespeichert hatte. Aber der Anruf bleibt unbeantwortet. «Es ist furchtbar, ich möchte nicht in ihren Schuhen stecken», schliesst Vogel.

(Übertragung aus dem Englischen: Renat Kuenzi)

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