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Die Begeisterung für Obama ist verflogen

Obama hat in seinem ersten Jahr bei den schwarzen Bevölkerung viel an Unterstützung eingebüsst. Keystone

Ein Jahr nach der Amtseinführung von Barack Obama, die von regelrechter Euphorie getragen wurde, hat der US-Präsident schwer an Rückhalt in der Bevölkerung verloren. swissinfo.ch sprach mit drei US-Schweizern, die Obama gewählt haben.

Als Barack Obama am 20. Januar 2009 ins Weisse Haus einzog standen laut Umfragen fast 70 Prozent der US-Bürger hinter ihm. Heute ist seine Popularitätsrate auf 46 Prozent gefallen.

Die Mehrheit der Amerikaner sind mit der Politik des Präsidenten in Bezug auf die Wirtschaftskrise, die Gesundheitsreform und den Afghanistan-Krieg nicht zufrieden.

Ein Jahr nach der Amtseinführung hat die Begeisterung für Obama auch bei jenen Wählern abgenommen, die den ehemaligen Senator von Illinois am stärksten unterstützten: die unabhängigen Wähler, die Demokraten und die Schwarzen.

Ein Viertel von Obamas Demokraten sind heute der Meinung, dass er den Wechsel, den er als Präsidentschaftskandidat propagiert hatte, nicht herbeigeführt habe. «Präsident Obama ist in Schwierigkeiten», sagt der ehemalige Schweizer Botschafter in Washington, Alfred Defago.

«Die Resultate seines ersten Amtsjahres hinterlassen insofern einen gemischten Eindruck, als dass er bisher keines seiner riesigen Projekte realisieren konnte.» Der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger, der heute als Professor an der Universität in Wisconsin arbeitet, hat selber auch für Obama gestimmt.

Vorbehalte

Für den US-schweizerischen Doppelbürger und Parteipräsidenten der Demokraten im Bezirk Monterey im US-Bundesstaat Kalifornien, Vinz Koller, ist die Bilanz des ersten Amtsjahres von Präsident Barack Obama «sehr positiv». Obama habe trotz dem schrecklichen Erbe beachtenswerte Erfolge erzielt, so habe er etwa das Land vor dem wirtschaftlichen Absturz bewahrt.

«Doch Obama ist heute nicht dort, wo wir es uns gewünscht haben», fügt der Obama-Anhänger an. Er wünscht sich, dass die Arbeitslosenrate tiefer wäre und die Lage in Irak und Afghanistan einen Abzug der US-Truppen erlauben würde. Auch hätte er die Einführung einer Krankenversicherung für alle Amerikaner bevorzugt. «Doch ich weiss, dass die Erwartungen der politischen Linken und der Demokraten nicht realistisch waren», betont Koller.

Im kalifornische Bezirk Monterey komme die Kritik an Obamas Politik mehr von linken als von republikanischen Obama-Wählern, so Vinz Koller.

Zu versöhnlich?

Viele seiner Freunde, die sich zu den Progressiven zählen, seien sehr frustriert, sagt John Hooker, ehemaliger Marketing-Experte im Gesundheitswesen, der seit seiner Pensionierung zwischen New York und der Schweiz pendelt.

«Sie sind der Ansicht, dass Obama autoritärer sein sollte. Von der Gesundheitsreform sind sie besonders enttäuscht», so Hooker. Und er selbst? «Ich glaube, ich habe mir einfach keine Illusionen gemacht. Ich bin einzig von den USA enttäuscht», sagt Hooker. «Das System funktioniert nicht mehr, es ist zu viel Geld da. Es korrumpiert alles – und nichts ändert sich.»

Für Hooker hat Obama einen sehr versöhnlichen Politstil. Vielleicht auch einen zu versöhnlichen, wie er sagt. «Doch ich will nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen. Ich lasse ihm Zeit.»

«Muss zahlen»

Dass die anfängliche Begeisterung für Obama abnehmen würde, war praktisch klar. Im Fall von Obama sank die Popularitätsrate nach dem ersten Amtsjahr aber so stark, dass er nach Präsident Ronald Reagan der unpopulärste US-Präsident seit 1945 ist.

Die Erwartungen an Obama während der Präsidentschaftskampagne seien viel zu hoch gewesen, sagt Defago. «Obama wurde als eine Art Messias präsentiert. Nun zahlt er den Preis dafür.»

Zudem komme sein politisches Programm etwas zum falschen Zeitpunkt. «2009 war absolut kein gutes Jahr, um eine Gesundheitsreform zu lancieren. Die Leute wollten, dass Obama sich auf die Rezession konzentriert.»

Marie-Christine Bonzom, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Französischen: Corinne Buchser)

Die Mehrheit der Amerikaner geben an, den von 2008 von Obama versprochenen Wechsel nicht zu erkennen.

Lediglich 37% finden, dass die USA den richtigen Kurs eingeschlagen haben, das sind 13% weniger als noch vor 8 Monaten.

49% der unabhängigen Wähler befürworten die Politik von Barack Obama. Damit erreicht er bei den Unabhängigen die tiefste Popularitätsrate, die ein amerikanischer Präsident in den letzten Jahrzehnten nach der ersten Amtsperiode erreicht hat.

Die schwarzen Kongress-Repräsentanten bedauerten kürzlich, dass Obama nicht genug gemacht habe, um etwa die Arbeitslosigkeit der schwarzen Gemeinschaft in Amerika zu lösen.

Während 90% der schwarzen Bevölkerung für Obama gestimmt hatte, sind heute 40% der Ansicht, dass sich ihre Lage seit Obamas Amtsantritt nicht verändert hat. 12% sind gar der Meinung, dass sich ihre Situation verschlechtert hat.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner
Amtseinführung hat US-Präsident Barack Obama mit seiner
demokratischen Partei einen schweren Rückschlag erlitten.

In einer umkämpften Senats-Nachwahl ging der seit Jahrzehnten von den
Demokraten gehaltene Posten in Massachusetts an den Republikaner
Scott Brown.

Damit verlieren die Demokraten in der Kongresskammer
ihre strategische Mehrheit von 60 Sitzen, mit der Obama dort seine
Gesetzesvorhaben auch gegen den Widerstand der Opposition
durchbringen konnte.

Gefährdet ist nun vor allem die weitreichende
Gesundheitsreform, die Obama zur Priorität seiner Innenpolitik
erklärt hat.
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