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Remo Gysin: «Internationale Mobilität muss unsere Kernaufgabe sein»

Remo Gysin, frischgewählter ASO-Präsident. Philipp Zinniker

Der neue Präsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO) will die internationale Mobilität verbessern. Und er äussert harte Kritik am Timing des Bundesrats beim Verbot des E-Votings in neun Kantonen.

swissinfo.ch: Welche Prioritäten wollen Sie in den nächsten Jahren für die ASO setzen?

Remo Gysin: Erstens die kommenden Wahlen, damit verbunden das E-Voting. Es macht uns Sorgen, was zurzeit läuft. Dann haben wir 2016 das Jubiläumsjahr. Ich freue mich sehr darauf.

Aktuell ist das Geschäft der Bankkonten. Seit der Finanzkrise ziehen sich die Banken immer mehr zurück, was zu einer regelrechten Abweisung gegen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer führt. Sehr viele haben eine Kündigung erhalten. Fast keine Bank ist mehr bereit, die Wege zu erleichtern. Ohne Bankkonto ist man zusätzlich abgehängt. Man braucht das heute im Alltag.

Remo Gysin

1945 in Basel geboren, studierte er Wirtschaft und wurde Unternehmensberater. Zwischen 1984 und 1992 war er Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt.

Der Sozialdemokrat wurde 1995 in den Nationalrat des Schweizer Parlaments gewählt, dem er bis 2007 angehörte.

Gysin setzte sich dort für den Beitritt der Schweiz zu den Vereinten Nationen (UNO) ein, nahm an internationalen Missionen teil und wurde als Wahlbeobachter in verschiedene Länder geschickt.

Seit 2001 ist er Mitglied des Vorstands der Auslandschweizer-Organisation (ASO). Am 14. August 2015 wurde er an deren Spitze gewählt.

Ein Dauerbrenner ist zudem die Frage, wie wir die internationale Mobilität ganz generell unterstützen können. Diese ist für uns essenziell. Das betrifft nicht nur Europa, sondern die ganze Welt. Daran müssen wir intensiv arbeiten, und auch darauf bestehen, dass das weiterhin gepflegt wird. Das ist eigentlich unsere Kernaufgabe.

Da spielen sehr viele Komponenten mit, wie etwa eine Beratung jener, die in die Schweiz zurückkehren. Das ist eine Zusatzaufgabe, die wir uns überlegen. Auch die ganzen Bereiche der Sozialversicherungen sind uns sehr wichtig.

Wir haben also eine ganze Anzahl von Dauerbrennern und ein paar besondere Projekte, die uns beschäftigen werden.

swissinfo.ch: Man nennt die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer oft «Botschafter der Schweiz». Was bedeutet das heute?

R.G.: Die Situation der Schweiz ist nicht in jedem Moment komfortabel. Wir sind ein bisschen zu einer Insel geworden. Wir haben Diskussionen, wie wir uns in Europa positionieren, aber auch in der ganzen Welt. Da kommt den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland eine grosse Bedeutung zu. Es gibt die privaten Verbindungen im Ausland, aber es gilt auch, Brücken von dort zur Schweiz zu bauen.

Dann gibt es unsere kulturelle Aufgabe, da sind wir sehr aktiv. Wir haben Aufgaben im wirtschaftlichen und im politischen Bereich. Wo wir als Einzelperson vertreten sind, vertreten wir nicht nur private Interessen, sondern repräsentieren – ob man will oder nicht – auch ein Stück Schweiz. Deshalb ist es nicht abwegig, von Botschaftern zu sprechen.

swissinfo.ch: Am Samstag wird am Auslandschweizer-Kongress das Thema Bürgerbeteiligung breit diskutiert. Zugleich hat der Bundesrat entschieden, aus Sicherheitsgründen in neun Kantonen das bei Auslandschweizern sehr beliebte E-Voting nicht zu bewilligen. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?

R.G.: Einerseits ist Sicherheit sicher ein Thema. Aber für mich unverständlich ist das ganze Timing. Irgendjemand hat da wirklich stark versagt. Man kann nicht derart kurzfristig mit einer so einschneidenden Massnahme kommen.

Andererseits bin ich auch einverstanden, dass man etwas nicht laufen lassen kann, wenn es nicht echt sicher ist. Aber wir haben das Beispiel des Genfer Systems, dem drei Kantone angeschlossen sind, und das zeigt, dass es wirklich machbar ist. Und daran glauben wir. Um es zusammenzufassen: Ich hoffe, dass es ein Überdenken gibt, das zu sicheren Systemen führt. Dann hätten wir langfristig auch einen Gewinn.

swissinfo.ch: Der scheidende Präsident, der 73-jährige Jacques-Simon Eggly, sprach von einer Verjüngung der ASO-Spitze. Sie sind 70 Jahre alt…

R.G.: Ich bin auch einer der Leute, die auf die Jugend, auf die jüngere Generation setzen. Wir haben das auch diskutiert. Ich wäre bereit gewesen, der jüngeren Generation den Vortritt zu lassen. Die wollte aber im jetzigen Moment nicht in die Fussstapfen treten.

Also war ich fast gezwungen. Aber ich habe mit Freude kandidiert und freue mich sehr über das Ergebnis. Ich bin jetzt gestartet und möchte nicht über das Ende reden. Aber ich werde das sicher nicht bis 92 machen.

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