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So hat die Schweiz seit 1971 gewählt

Conseil national
200 Sitze sind Oktober im Nationalrat, der grossen Kammer des Parlaments, zu vergeben. © Keystone / Alessandro Della Valle

Am 20. Oktober wählen die Schweizerinnen und Schweizer ihr neues Parlament. Wir zeigen Ihnen, wie sich die politischen Kräfte in der grossen Kammer des Parlaments in den letzten 50 Jahren verändert haben.

Das Schweizer ParlamentExterner Link ist in den vergangenen 50 Jahren trotz der alle vier Jahre stattfinden Wahlen sehr stabil geblieben. Am 20. Oktober sind die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zur Wahl der 200 Nationalräte (grosse Kammer) und der 46 Ständeräte (kleine Kammer) aufgerufen.

Die folgende Grafik zeigt, dass sich die Parteistärken im NationalratExterner Link seit 1971 trotz Stabilität immer wieder leicht verändert haben. Zum Einen sind Parteien teils erstarkt, es sind neue Bewegungen entstanden oder bestimmte Gruppen wurden geschwächt.

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Das Schweizer Parlament hat eine stabile Periode erlebt. Nicht erst seit 1971 sondern seit 1919 wird die Schweizer Parteienlandschaft von vier grossen Parteien geprägt: Die Schweizerische Volkspartei (SVP, vor 1971 Bauern-, Gewerbe und Bürgerpartei BGB), die Freisinnig-Demokratischer Partei (FDP), die Christlich-Demokratische Partei (CVP) und die Sozialdemokratische Partei (SP).

Karten im rechten Spektrum werden neu gemischt

Ende der 1990er Jahre kam es zu tief greifenden Veränderungen: Innerhalb der bürgerlichen Parteien wurde eine Transformation eingeleitet, erklärt Georg Lutz, Politikwissenschaftler an der Universität Lausanne. «Der SVP ist es gelungen, konservativere Wähler zu mobilisieren. Viele Menschen hatten am Ende des Kalten Krieges andere Sorgen als zu vor. Die von einem Teil der Bevölkerung wahrgenommene Bedrohung ging nun nicht mehr vom kommunistischen Block, sondern von der Globalisierung, den Ausländern und der Europäischen Union aus.» 

Die SVP verstand es, auf diese Themen einzugehen und so die rechte Wählerschaft abzuholen. «Das ist aber kein wirklicher Rechtsruck der Wählerschaft, sondern ein Wandel in der Struktur der bürgerlichen Parteien», präzisiert Georg Lutz.

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Grüne konnten sich langfristig etablieren

Ab 2007 entstanden auf der rechten Seite des politischen Spektrums neue Formationen: die bürgerlich-demokratische Partei (BDP, gegründet von SVP-Dissidenten) und die Grünlilberalen (GLP). «Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder kleine Parteien, die eine Zeit lang mehr oder weniger erfolgreich waren», sagt Georg Lutz. Die Grünen seien bisher die einzigen, die es geschafft hätten, sich langfristig zu etablieren.

Der Politologe stellt fest, dass das Schweizer Parlament nach wie vor stabil ist und dass Parteien bei den Wahlen im Oktober höchstwahrscheinlich keine signifikanten Gewinne oder Einbussen erfahren werden. Die Prognosen deuten auf Veränderungen in der Grössenordnung von 2 bis 3% hin. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das minimal.

Experten erwarten Linksrutsch

Diese kleinen Abweichungen können jedoch Folgen haben. «Die SVP und die FDP könnten ihre Mehrheit im Nationalrat verlieren», sagt Georg Lutz. Wenn die Grünen Erfolg hätten, wie das jüngst auch in mehreren Kantonsparlamentswahlen zu beobachten war, könnte es sein, dass das Parlament nach links rutscht, so Lutz.

In mehreren Kantonsparlamenten haben die Grünen und die Sozialdemokraten jüngst Stimmen dazu gewonnen. Expertinnen und Experten werten dies als gültiges Indiz für den Ausgang der Eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober 2019.

(Übertragung aus dem Französischen: Alexandra Kohler)

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