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Eine Website des Schweizer Parlaments zur Förderung der Gleichstellung

Eine Frau vor Publikum
Die Vernissage der Website "Politfrauen" bot Gelegenheit, etwas Ironie und Spass in das eher ernsthafte Bundeshaus in Bern zu bringen. Béatrice Devènes / Services du Parlement

Die Unterrepräsentation von Frauen ist eine Plage der Schweizer Politik. Mit einer Internetseite des Parlaments wird nun versucht, das Problem anzugehen. An der Initiative nimmt auch eine Auslandschweizerin teil, die zu den ersten in die Bundesversammlung gewählten Frauen gehörte.

Nationalratspräsidentin Marina Carobbio GuscettiExterner Link schritt von Worten sofort zur Tat. Am Tag ihrer Wahl, dem 26. November, kündigte sie an, sich im Jahr des höchsten politischen Amts des Bundes für die Frauenförderung in politischen Institutionen engagieren zu wollen. Am 11. Dezember gab sie grünes Licht für die Umsetzung dieses Versprechens mit einer neuen Internetseite auf der Homepage des ParlamentsExterner Link,  deren Ziel es ist, den Frauenanteil zu erhöhen.

Im internationalen Vergleich gibt die Schweiz eine jämmerliche Figur ab. Mit einem Frauenanteil von 32,5% im Nationalrat liegt sie auf Platz 37 der WeltranglisteExterner Link des Frauenanteils in nationalen Parlamenten.

Von den vier grossen Nachbarländern der Schweiz schneidet einzig Deutschland mit einem Anteil von 30,7% noch schlechter ab. Doch Deutschland übertrifft die Schweiz deutlich beim Vergleich der kleinen Parlamentskammern, wo es einen Frauenanteil von 39,1% hat, verglichen mit 15,2% im Schweizer Ständerat.

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Auf der «Politfrauen» genannten neuen Website des Parlaments fungieren Parlamentarierinnen und Ministerinnen als Vorbilder, um andere Frauen zu ermutigen, sich politisch zu engagieren. Durch ihre Erfahrungen und indem sie zeigen, was sie erreicht haben, wollen sie sie auf die Bedeutung ihres Engagements aufmerksam machen, sowohl für die Rechte der Frauen als auch für die Gesellschaft als Ganzes.

«Politfrauen» wird ständig weiterentwickelt. «Wir haben zunächst die Arbeit der Pionierinnen gezeigt, welche die Schweizer Politik für Frauen geöffnet haben. Die Seite wird aber auch die Arbeit von Frauen zeigen, die jetzt im National- oder Ständerat sind. Es sollen ihre Ansätze, Herausforderungen und auch Probleme, auf die sie stossen, dargestellt werden», erklärt Carobbio Guscetti.

Vom Ausland aus die Schweizer Politik mitverfolgen

Hanna Sahlfeld-Singer
Die Schweizer Polit-Pionierin Hanna Sahlfeld-Singer lebt seit 1976 in Deutschland. Doch ihr Herz schlägt noch immer für den Kampf der Frauen in der Eidgenossenschaft. Béatrice Devènes / Services du Parlement

Auch die Fünfte Schweiz ist an dieser Initiative beteiligt. Hanna Sahlfeld-SingerExterner Link, die seit 1976 in Deutschland lebt, gehört zu den ersten Parlamentarierinnen, die an dem Projekt teilnehmen. Obwohl sie seit über 40 Jahren in der Region Hannover lebt, liegt ihr die Schweizer Politik und das Schicksal ihrer Landsleute immer noch sehr am Herzen, wie sie gegenüber swissinfo.ch sagt.

Die ehemalige St. Galler Nationalrätin brachte grosse Freude darüber zum Ausdruck, an «Politfrauen» teilnehmen zu können. «Ich freue mich, dass Frauen in der Schweiz so viele Fortschritte gemacht haben, aber wir sind noch weit davon entfernt, alle Ziele erreicht zu haben», so Sahlfeld-Singer. Sie warnt, Frauen dürften nicht in die Falle tappen und denken, dass Gleichheit heute selbstverständlich sei. «Frauen müssen stark sein. Immer: heute wie vor hundert Jahren».

Kämpfen und Nachdenken

«Frauen müssen stets wachsam bleiben», sagt auch Carobbio Guscetti. «Auch wenn die Bedingungen günstig erscheinen, wie jetzt, da zum ersten Mal in der Geschichte zwei Frauen auf einen Schlag in die Schweizer Regierung gewählt wurden, müssen Frauen weiter kämpfen, um ihren rechtmässigen Platz zu erhalten.»

«Im Kontext einer polarisierten Politik, die hypermedialisiert und ständig in sozialen Netzwerken präsent ist, ist es für Frauen heute wahrscheinlich noch schwieriger, Politik zu machen», gibt Ständerätin Anne Seydoux Christe zu bedenken. «Ausserdem gibt es heute eine Vertrauenskrise in der Politik im Allgemeinen.»

Die Parlamentarierin erwartet von der neuen Website keine Wunder, doch sie meint, dass sie Teil einer Struktur sei, die weitere Projekte beinhalten könnte, um Frauen zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen.

«Es ist eine intelligente Art der Internetnutzung, und ich glaube, dass sie, wie alles, was konstruktiv ist und positive Bilder verwendet, dazu beitragen kann, Berufungen und Reflexionen zu wecken», so die Ständerätin.

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(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)

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