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Fast 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat zwei Pässe

Schweizer und italienischer Pass
In der Schweiz haben Doppelstaatsangehörige am häufigsten den schweizerischen und den italienischen Pass. © Keystone / Christian Beutler

Rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung ist Doppelbürger:in. Ein Trend, der sogar zur Norm werden dürfte – und der für politische Kontroversen sorgt.

Bei Schweizer Politikerinnen und Politikern sorgt es immer wieder für Diskussionen, wenn sie mehrere Nationalitäten haben. In der Bevölkerung ist der zweite oder dritte Pass jedoch keine Seltenheit.

Im Jahr 2021 besassen 19% der in der Schweiz lebenden Personen zwei Pässe, wie aus den letzte Woche veröffentlichten Daten des Bundesamts für StatistikExterner Link hervorgeht. Die Zahlen beziehen sich auf Schweizer:innen und in der Schweiz lebende Ausländer:innen ab 15 Jahren. Diese Quote ist seit 2010 um fünf Prozentpunkte gestiegen.

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Neben dem roten Pass mit weissem Kreuz besitzen die meisten dieser Personen auch die Staatsangehörigkeit eines Nachbarlands. Die am häufigsten vertretene ausländische Nationalität ist die italienische (23%), gefolgt von der französischen (11%) und der deutschen (9%).

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Diese Entwicklung ist unter den im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizern noch ausgeprägter. Von den rund 788’000 Ausgewanderten besitzen 75% mindestens eine zusätzliche Staatsangehörigkeit. Zum Vergleich: Zu Beginn der Erhebungen im Jahr 1926 gaben fast alle registrierten Ausgewanderten an, nur die schweizerische Staatsangehörigkeit zu besitzen.

Die politischen Debatten konzentrieren sich in der Regel auf die Zugewanderten. Wie eine Studie der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM) zeigt, sind es jedoch vor allem Emigrantinnen und Emigranten, welche die doppelte Staatsangehörigkeit vorantreiben, also Personen, welche die Schweiz verlassen haben, um in einem anderen Land zu leben, aber ihren Schweizer Pass behalten.

«Es ist zu erwarten, dass sich der gegenwärtige Trend fortsetzt, sodass bereits mittelfristig die Schweizer Einfachbürgerinnen und Einfachbürger auch innerhalb der Schweiz eine Minderheit darstellen werden», heisst es in der Studie.

Die Meldepflicht

Die doppelte Staatsangehörigkeit ist also bei weitem keine Seltenheit mehr. Aber sie ist politisch brisant. Für Kontroversen sorgte 2017 der Entscheid von Ignazio Cassis, vor seiner Wahl in den Bundesrat seine italienische Staatsbürgerschaft aufzugeben. Obwohl es Schweizer Bundesrätinnen und Bundesräten erlaubt ist, zwei Pässe zu besitzen, befürchtete der Tessiner Politiker, dass ihm vorgeworfen werden könnte, zwei Vaterländern zu dienen.

Nach dieser Episode versuchte die Schweizerische Volkspartei (SVP) erfolglos, Bundesrätinnen und Bundesräten die Doppelstaatsangehörigkeit zu verbieten. Die Partei konnte sich jedoch mit einem anderen Vorschlag durchsetzen, der seit letztem Sommer in Kraft ist: Parlamentarierinnen und Parlamentarier müssen ihre zweite Staatsangehörigkeit melden.

Ein Blick-ArtikelExterner Link deckte jedoch kürzlich auf, dass mehrere Parlamentsmitglieder dieser Verpflichtung nicht nachgekommen waren. Diese erklärten, dass sie es einfach versäumt hätten. Einige passten ihr Profil sofort an. Diese Episode zeigt jedoch, dass die Doppelstaatsangehörigkeit in der Politik nicht beliebt ist.

Einbürgerung erleichtern?

Während die konservative Rechte oft die doppelte Nationalität angreift, möchte die Linke den Schweizer Pass leichter zugänglich machen. Derzeit fordern mehrere politische Vorstösse eine Lockerung der restriktiven Einbürgerungspolitik der Schweiz.

Am weitesten gehen die Grünen. Die Partei schlägt vor, das ius sanguinis durch das ius soli zu ersetzen. Das bedeutet: Jede in der Schweiz geborene Person würde den Schweizer Pass erhalten, während die Staatsangehörigkeit derzeit durch die Abstammung übertragen wird.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich die diesbezüglichen Regeln ändern werden. In der laufenden Legislaturperiode sind bereits mehrere Versuche gescheitert, die Einbürgerung zu erleichtern.

Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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