CO2-Emmissionen: Die Schweiz tritt der EU bei
Seit dem 1. Januar dieses Jahres nehmen Schweizer Unternehmen am EU-Emissionshandels-System teil. Der Mechanismus beruht auf dem Verursacherprinzip: Wer CO2-Ausstoss verursacht, der bezahlt.
Das Emissionshandelssystem (EHS) ist ein Instrument der Klimapolitik, das die Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen gemäss Grundsätzen der Marktwirtschaft zum Ziel hat. Sie dient der Reduzierung der Emissionen von Unternehmen, welche die Umwelt am stärksten belasten.
Die Unternehmen erhalten jedes Jahr kostenlos eine bestimmte Menge von Emissionsrechten. Wenn ein Unternehmen mehr Emissionen ausstösst, als ihm gemäss Kontingent zusteht, muss es zusätzliche Gutschriften dazukaufen. Andernfalls wird es bestraft. Diejenigen Unternehmen, die unter den erlaubten Werten bleiben, können stattdessen ihre nicht genutzten Zertifikate verkaufen.
Damit entsteht ein echter CO2-Markt, auf dem Unternehmen mit Emissionsrechten handeln können. Die Gesamtzahl der Emissionszertifikate wird von Jahr zu Jahr reduziert.
In der Schweiz sind grosse Unternehmen mit hohen Treibhausgas-Emissionen zur Teilnahme am EHS verpflichtet. Mittelständische Unternehmen können auf freiwilliger Basis beitreten. Unternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen, sind von der CO2-AbgabeExterner Link befreit.
Das EHS umfasst rund 50 Industriebetriebe, die insgesamt 5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ausstossen (das entspricht etwa einem Zehntel der Emissionen der Schweiz). Dazu gehören Zementhersteller, Ölraffinerien und Chemieunternehmen.
In Europa vereint das System fast 11’000 Betriebe sowie Kohle- und Gaskraftwerke, die insgesamt etwa zwei Milliarden Tonnen CO2 ausstossen (45% der Emissionen der EU). Das europäische System umfasst auch den Flugverkehr.
Auf der ganzen Welt sind auf nationaler oder regionaler Ebene Handelssysteme in Kraft oder werden eingeführt. Die Verknüpfung solcher Systeme unterstellt alle Unternehmen – unabhängig von ihrem Standort – den gleichen Klimaanforderungen. Für die internationale Gemeinschaft ermöglicht die Schaffung eines internationalen CO2-Marktes die Erreichung der im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele.
Seit dem 1. Januar 2020 ist das Schweizer Emissionshandels-System mit demjenigen der EU verknüpftExterner Link. Das ermöglicht Schweizer Unternehmen den Handel mit Emissionsrechten im grösseren EU-Emissionsmarkt. Sie profitieren zudem von den gleichen Wettbewerbsbedingungen wie europäische Unternehmen.
In der Schweiz ist der Auktionspreis für eine Tonne CO2 von ursprünglich 40 Franken im Jahr 2014 auf 17 Franken gesunken. In der EU dagegen stiegen die Preise von etwa 5 Euro im Jahr 2013 auf etwa 25 Euro.
Ja, findet der Verband der Schweizerischen Zementindustrie. Gemäss diesem regt das Emissionshandels-System die Unternehmen dazu an, effizienter zu arbeiten und die Emissionen weiter zu reduzieren.
Nein, sagt Greenpeace. Gemäss der Umweltschutzorganisation nützt es nichts, zwei «miserable Systeme» zu verknüpfen. Nur eine drastische Erhöhung des CO2-Preises – beispielsweise auf 100 Euro – würde zu einem echten Wandel im Industriesektor führen. Andernfalls sei es für die Unternehmen günstiger, Emissionsrechte zu kaufen, als in umweltfreundlichere Technologien zu investieren.
(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)
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