Grafiken zum besseren Verständnis der Klimaverhandlungen
Um was genau geht es in Paris? Diese Reihe von Grafiken kann helfen, den Weltklimagipfel und die Hürden für ein globales Abkommen besser zu verstehen.
Die Welt hat sich seit der vorindustriellen Zeit um ein Grad erwärmt. Dies vermutet die Wetterorganisation der Vereinten Nationen (UNO), zu der auch der Zwischenstaatliche Ausschuss über KlimaveränderungExterner Link (IPCC) gehört, dem die grösste wissenschaftliche Kompetenz in Sachen globale Erwärmung zugesprochen wird.
Mehr Kohlendioxid-Emissionen führen zu steigenden Temperaturen, veränderten Jahreszeiten, erhöhtem Meeresspiegel und häufigeren Wetterkatastrophen.
Um diesen Ausstoss zu begrenzen, empfiehlt der IPCC – und führende Staats- und Regierungschefs vereinbarten 2009, dies als Ziel zu übernehmen –, dass die Erwärmung der Erde maximal zwei Grad über die Temperatur der vorindustriellen Zeit ansteigen darf. Das «Kohlenstoffbudget» des IPCC zur Erreichung dieses Ziels beinhaltet ein gewisses Mass an erlaubten Emissionen.
Im Vorfeld der Verhandlungen zu COP21Externer Link in Paris war die Schweiz das erste Land, das der UNO Angaben dazu machte, wie stark es den CO2-Ausstoss vermindern will. Die Länder benutzen verschiedene Arten, ihre zugesagten Beiträge zu berechnen – was die Schwierigkeiten, zu einem neuen internationalen Klima-Abkommen zu gelangen, zusätzlich erschwert.
Führende Staats- und Regierungschefs hoffen, mit allen 195 Nationen und der Europäischen Union eine Einigung zu erzielen, die Massnahmen erfordert – und nicht nur mit den reichsten Ländern, wie dies bei der ersten, 2012 ausgelaufenen Phase des Kyoto-Protokolls der Fall war.
An der Konferenz COP21 werden einige schwierige Fragen gestellt werden. Um wie viel sollen die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen vermindert werden? Welche Massnahmen sollten in jedem Land ergriffen werden? Wie viel finanzielle Hilfe sollen reichere Nationen wie die Schweiz an ärmere Länder leisten, damit sich diese den Herausforderungen der globalen Erwärmung stellen können?
CO2-Emissionen – es ist immer der andere
Wann immer über die globale Erwärmung diskutiert wird, wird immer eine breite Palette von Berechnungen zu CO2 und anderen Treibhausgasen in Feld geführt.
Der Gesamtausstoss an Klimagasen durch China oder die USA übersteigt jenen kleinerer Länder wie der Schweiz bei weitem. Um Vergleiche zu ermöglichen, werden Emissionen oft pro Kopf oder auf Basis des Bruttoinland-Produkts (BIP) berechnet.
Weil der Grossteil der CO2-Emissionen aus Entwicklungsländern stammt, ist man uneinig darüber, wie viel historische Verantwortung jene Länder übernehmen sollten, die bereits von der Industrialisierung von fossilen Brennstoffen profitiert haben.
Die untenstehende Grafik illustriert, wie viel die reichen Länder historisch im Vergleich mit anderen Ländern zu den Kohlendioxid-Emissionen beigetragen haben.
Entwickelte Regionen wie Europa und die USA sind für etwa die Hälfte des Kohlendioxid-Ausstosses aus fossilen Brennstoffen seit 1850 verantwortlich. Die obenstehende Grafik macht deutlich, warum einige Länder das Gefühl haben, ihnen stünde finanzielle Hilfe zu, damit sie sich anpassen.
Im Gegensatz dazu betonen reiche Nationen wie die Schweiz die steigenden Pro-Kopf-Emissionen in Entwicklungsländern. Reichen Nationen kam entgegen, dass sie ihre Emissionen durch den Wandel zu einer Dienstleistungswirtschaft reduzieren konnten. Zudem verhalf die globale Finanzkrise 2008-2009 Europa und anderen Ländern dazu, wegen der verminderten Wirtschaftsleistung ihre Klimaziele zu erreichen.
Kohlenstoff-Emissionen auslagern
Doch auch wenn Europa den Kohlendioxid-Ausstoss über die letzten Dekaden vermindern konnte, erwähnt der Global Carbon Budget 2014 ReportExterner Link, dass fast alle diese Einsparungen in reichen Regionen wie Europa und den USA seit 1990 durch «ausgelagerte» Emissionen in Länder wie China realisiert wurden.
Eine weitere heikle Frage ist, wer für die Kohlendioxid-Emissionen von Verbrauchsgütern zuständig ist: Die allgegenwärtigen Smartphones, TV-Geräte und andere Haushaltsgeräte. Ist es das Land, das ein Gerät herstellt, oder jenes, in dem dieses genutzt wird? Dies ist eine komplizierte Frage. Doch es ist möglich, Emissionen von Waren und Dienstleistungen nachzuweisen, die in einem Land hergestellt und in anderen verbraucht werden.
Wenn man die Konsumemissionen statt die Produktionsemissionen pro Kopf betrachtet, ergibt sich für die reichen Nationen ein ganz anderes Bild: Durch den Kohlendioxid-«Transfer» im Handel stösst die Schweiz also mehr als dreimal so viel aus wie durch ihre Produktion – womit sie zu den grössten Kohlendioxid ausstossenden Ländern pro Kopf gehört.
Treibhausgas
Gase, welche die Hitze in der Atmosphäre wie in einem Treibhaus festhalten, werden als Treibhausgase bezeichnet.
Einige kommen natürlich vor, wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan (CH4), Stickstoffoxid (N2O) und Ozon (O3).
Andere sind zivilisationsbedingt, wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) und Schwefelhexafluorid (SF6).
Auch wenn die FCKW pro Molekül das stärkste Treibhausgas sind, ist CO2 bei weitem das häufigste: Zusammen mit CH4 und N2O ist es für 98% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.
CO2 wird in Tonnen gemessen; eine solche würde ein kleines Haus mit ca. 116 qm Wohnfläche und 4 Metern Raumhöhe füllen.
Links:
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Bundespräsidentin Sommaruga: «Die Klimakonferenz ist eine historische Chance»Externer Link
- CAIT Paris Contributions MapExterner Link (Engl.)
- CAIT Climate Data ExplorerExterner Link (Engl.)
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
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