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Del Ponte rechnet mit der UNO ab

In ihrem neuen Buch klagt Carla del Ponte an: Allerdings nicht die Kriegsverbrecher in Syrien, sondern die internationale Politik und die UNO. Diese verhinderten, dass Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen würden, lautet ihr Vorwurf.

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In dem Buch mit dem Titel «Im Namen der Opfer» beschreibt Carla del Ponte ihre Zeit als Mitglied der UNO-Sonderkommission für Syrien. Eine Zeit, die für sie so frustrierend war, dass sie aufgab und sich aus der Kommission zurückzog.

«Wir haben nie ermittelt. Wir haben nur die Verbrechen aufgelistet, die begangen worden sind», sagt sie. «Die UNO, namentlich der Sicherheitsrat, hat es nicht zustande gebracht, einen Gerichtshof für Syrien auf die Beine zu stellen.»

Die Schweizer Anwältin hat Mafiosi und Kriegsverbrecher gejagt. Schlimmere Verbrechen als in Syrien habe sie aber nie zuvor gesehen, hält sie fest.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit von allen Seiten seien an der Tagesordnung. Die Grausamkeit und Intensität dieser Verbrechen übersteige den Völkermord in Ruanda und den Jugoslawienkrieg, auch bezüglich Folter in Gefängnissen oder Gewalt an Frauen und Kindern.

«Die richtige Stimme der Opfer ist in einem Gerichtssaal», so del Ponte. «Das war aber nicht möglich.» Für sie sei das «enorm frustrierend» gewesen. «Ich bin froh, dass ich nicht mehr dabei bin.»

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Carla Del Ponte ist bekannt für Ihre Hartnäckigkeit und klaren Worte. Dieser Ruf begleitet sie seit den Anfängen ihrer beruflichen Karriere als Staatsanwältin des Kantons Tessin und später als Bundesanwältin der Schweizer Eidgenossenschaft.

1999 wurde sie vom UNO-Sicherheitsrat zur Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und für den Völkermord in Ruanda ernannt.

Dank ihrer grossen Erfahrung wurde sie im September 2012 zum Mitglied der UNO-Untersuchungskommission für Syrien ernannt, dem vier Ermittler angehören. Im August 2017 zog sie sich aus der Kommission zurück.

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