In ihrem neuen Buch klagt Carla del Ponte an: Allerdings nicht die Kriegsverbrecher in Syrien, sondern die internationale Politik und die UNO. Diese verhinderten, dass Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen würden, lautet ihr Vorwurf.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
2 Minuten
swissinfo.ch/ka mit SRF
Français
fr
Carla del Ponte exprime dans un livre sa «frustration» face au dossier syrien
In dem Buch mit dem Titel «Im Namen der Opfer» beschreibt Carla del Ponte ihre Zeit als Mitglied der UNO-Sonderkommission für Syrien. Eine Zeit, die für sie so frustrierend war, dass sie aufgab und sich aus der Kommission zurückzog.
«Wir haben nie ermittelt. Wir haben nur die Verbrechen aufgelistet, die begangen worden sind», sagt sie. «Die UNO, namentlich der Sicherheitsrat, hat es nicht zustande gebracht, einen Gerichtshof für Syrien auf die Beine zu stellen.»
Die Schweizer Anwältin hat Mafiosi und Kriegsverbrecher gejagt. Schlimmere Verbrechen als in Syrien habe sie aber nie zuvor gesehen, hält sie fest.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit von allen Seiten seien an der Tagesordnung. Die Grausamkeit und Intensität dieser Verbrechen übersteige den Völkermord in Ruanda und den Jugoslawienkrieg, auch bezüglich Folter in Gefängnissen oder Gewalt an Frauen und Kindern.
«Die richtige Stimme der Opfer ist in einem Gerichtssaal», so del Ponte. «Das war aber nicht möglich.» Für sie sei das «enorm frustrierend» gewesen. «Ich bin froh, dass ich nicht mehr dabei bin.»
Externer Inhalt
Carla Del Ponte ist bekannt für Ihre Hartnäckigkeit und klaren Worte. Dieser Ruf begleitet sie seit den Anfängen ihrer beruflichen Karriere als Staatsanwältin des Kantons Tessin und später als Bundesanwältin der Schweizer Eidgenossenschaft.
1999 wurde sie vom UNO-Sicherheitsrat zur Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und für den Völkermord in Ruanda ernannt.
Dank ihrer grossen Erfahrung wurde sie im September 2012 zum Mitglied der UNO-Untersuchungskommission für Syrien ernannt, dem vier Ermittler angehören. Im August 2017 zog sie sich aus der Kommission zurück.
Meistgelesen Swiss Abroad
Mehr
Argentinien: Tausende Nachkommen von Ausgewanderten fordern den Schweizer Pass
Sollte die Schweizer Wirtschaft die globalen Grenzen respektieren, wie es die Umweltverantwortungs-Initiative fordert? Oder würde dies dem Wohlstand des Landes schaden?
Am 9. Februar stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über die von den Jungen Grünen lancierte Umweltverantwortungs-Initiative ab.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Carla Del Ponte: «Assad ist einer der schlimmsten Kriminellen»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der 37 Seiten umfassende Bericht der Kommission, die 2011 einige Wochen nach dem Beginn des Konflikts vom UNO-Menschenrechtsrat ins Leben gerufen wurde , dokumentiert die Missbräuche, die sowohl von den Aufständischen als auch von den syrischen Regierungskräften sowie deren russischen Alliierten begangen wurden. «Alle Parteien haben das humanitäre internationale Völkerrecht gravierend verletzt», heisst es im…
Syrien: Verzweifelte Bevölkerung, vom Wahnsinn bedroht
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Das Bild von Aylan Al-Kurdi, dem kleinen Jungen, der – nach dem Untergang des Boots, mit dem seine Familie zu flüchten versuchte – tot an einem Strand in Bodrum in der Türkei gefunden wurde, geistert durch soziale Medien und findet sich auf den Frontseiten von Zeitungen. Eine Tragödie, die in gewissem Sinne den neuen BerichtExterner…
«Mit Assad verhandeln, wie man es mit Milosevic tat»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Carla Del Ponte, die heute 69 Jahre alte ehemalige Bundesanwältin (1994-1999) und frühere Anklägerin der Internationalen Tribunale für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda (1999-2007), die jüngst in Zürich war, prangert nach wie vor die Straflosigkeit für die Kriegsverbrecher in Syrien an. Sie zieht Parallelen mit dem Krieg im früheren Jugoslawien, betont dabei aber einen…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
General Ratko Mladic war einst ein sehr mächtiger Mann, der über Leben und Tod entscheiden konnte. Auf seinen Befehl attackierten die Soldaten in den 1990er-Jahren zahlreiche bosnisch-herzegowinische Dörfer, vertrieben die muslimische Bevölkerung, zündeten deren Häuser an. Tausende Männer wurden gefangen genommen, in Lager gesteckt und aufs Grausamste gefoltert. Derselbe imposante General liess seine Soldaten…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Erstmals seit der Einberufung vor drei Jahren hat die Kommission dem Menschenrechtsrat in Genf eine Auswahl von Zeugenaussagen von Kriegsopfern präsentiert. Kommissionspräsident Paulo PinheiroExterner Link hofft, dass die Berichte mithelfen, den Konflikt zu beenden. «Ich habe keine Worte, um die Schwere der in Syrien begangenen Grausamkeiten zu beschreiben. Während die Zahl der Opfer immer weiter…
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch