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Warum wird die Gründung der Schweiz ausgerechnet am 1. August gefeiert?

Schweizer Fahne und vier Wanderer auf einem Hügel
Schweizer Fahne auf der Oberegg bei Fischenthal im Kanton Zürich. © KEYSTONE / CHRISTIAN MERZ

Es hätte auch der 12. September 1848 oder der 8. November 1307 sein können. Erst nach der Wiederentdeckung des Bundesbriefs einigte man sich auf den 1. August 1291 als Gründungstag der Schweiz. Und erst seit 1994 gilt der Nationalfeiertag auch als arbeitsfreier Feiertag. Wie kam es dazu?

Der 1. August wird erst seit 1891 gefeiert – und das recht unvermittelt: So kommentierte eine Zeitung damals, das Datum für diese neue Feier sei etwas sonderbar ausgewählt und müsse «künstlich in das Schweizer Volk hineingetragen werden».

Historisch naheliegender wäre ebenfalls gewesen, den 12. September zu feiern, der das Datum der Verfassungsgebung der demokratischen Schweiz 1848 bezeichnet.

Sehnsucht nach alten Geschichten

Doch die Schweiz hat zwei Geschichten: Die des modernen Bundestaats und diejenige der Eidgenossenschaft, die, so will es zumindest die Legende, verschwörerisch auf der Rütliwiese inmitten der umnachteten Urschweiz gegründet worden war, mit erhobenen Schwurfingern.

Dass letztere gefeiert wird, liege, meinte der Schriftsteller Peter Bichsel einmal, daran, dass «das Kraftprotzentum unserer Vorfahren» mit ihren Schlachten uns weit mehr Eindruck mache als die politischen Leistungen der eigentlichen Staatsgründung.

Doch der Rütlischwur wurde bis ins 19. Jahrhundert auf den 8. November 1307 datiert – nach einer Chronik aus dem Mittelalter. Erst durch den wiederentdeckten Bundesbrief, der den ersten Zusammenschluss der Urschweizer Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden bezeugte, wurde dieses Datum angezweifelt, denn dieser war auf Anfang August 1291 datiert.

Die «Züricher Post» kritisierte 1891 die Festlegung der Bundesfeier auf den 1. August auch, weil sie «keine Naturblume, keine Alpenrose, sondern ein Zimmergewächs der Gelehrten- und Beamtenstuben» sei und zu stark nach Archiv rieche. Doch das Schweizerische Bürgertum mochte sich mit diesem rechtsgültig aufsetzten Pergament weit besser identifizieren als mit dem wilden Händehochhalten einiger Verschwörer im dunklen November.

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1. August: Knisternde Feuer und glänzende Kinderaugen

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Ob die Kindheit in der Schweiz oder im Ausland verbracht wurde: Manch eine und einer hat wohl nostalgische Erinnerungen an den Nationalfeiertag als Kind. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fielen viele der Feiern besonders im ländlichen Raum bescheiden aus – mit einem offenen Feuer und einer Festrede. Später kamen Lampions und Wunderkerzen dazu. Heute…

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Die Stadtfeier von Bern

Aber das war bereits vor 1891 so. Warum also kam man plötzlich auf die Idee, dass man unbedingt 1891 zum ersten Mal den mehrjahrhundertjährigen Gründungstag der Schweiz feiern sollte?

Der Ausschuss, der die Einführung der Feier forderte, schrieb in einem Brief an den Bundesrat, widrige Zeitverhältnisse hätten das leider immer wieder verhindert: 1691, bei der Feier zu den vier Jahrhunderten, hätten Hungersnöte geherrscht, und 1791 hatte man angesichts der blutig niedergeschlagenen Aufstände nach der Französischen Revolution unmöglich recht feiern können.

Quellen:

Georg Kreis: Der Mythos von 1291. Basel 1991.

Thomas Maissen: Schweizer Heldengeschichten – und was dahintersteckt. Baden 2015.

Erst die Feier des 600-jährigen Bestehens stehe unter einem guten Stern. Damit verdeckten die Berner Initianten des 1. August aber ihre Hauptmotivation: Der zentrale Grund für die Dringlichkeit der Feier war das anstehende Jubiläum der Stadt Bern – diese wurde 1191 gegründet und sollte 1891 ausgiebig gefeiert werden.

Im Rahmen der Organisation der städtischen Feier kam die Idee auf, diese und das gleichzeitig stattfindende Eidgenössische Sängerfest mit einem Jahrhundertjubiläum der Eidgenossenschaft zusammenzulegen.

Verlegung in die Urschweiz

Auch wenn das der Plan war: Daraus wurde nichts. Als die Idee der Bundesfeier schweizweit bekannt wurde, wurde schnell kritisiert, dass man die Entstehung der Schweiz doch nicht in einer «beliebigen Feststadt» feiern könne – die ja zumindest die Hauptstadt gewesen wäre.

Vielmehr, so war die Meinung, müsse dieser Festakt in der Urschweiz, der «Wiege der Schweiz» und dem «Ort der That», stattfinden. Nach einigem Gezänk zwischen den Orten in Uri, Schwyz und Nidwalden wurde Schwyz als Zentrum der Feierlichkeiten festgelegt: Die Gründung der Eidgenossenschaft 1891 wurde im Dorf Brunnen erstmals gefeiert.

Eine alljährliche Wiederholung des Jubiläums war nicht angedacht. Erst 1899 wies der Bund die Kantone an, am 1. August die Kirchenglocken läuten zu lassen – dies geschah nicht zuletzt auf Forderung der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die ebenfalls einen Tag wie den französischen 14. Juli oder den amerikanischen Independence Day haben wollten.

Gearbeitet wurde trotzdem: Erst 1994 wurde der 1. August zum einzigen schweizweit geregelten, arbeitsfreien Feiertag erklärt.

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