Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Del Ponte: Keine politische Einflussnahme im Fall Würenlingen

Carla Del Ponte ist auch Mitglied der unabhängigen Syrien-Kommission der Vereinten Nationen (UNO). In dieser Funktion bei einer Pressekonferenz im September 2015 in Genf. Keystone

Nach dem Terroranschlag auf eine Swissair-Maschine in Würenlingen 1970 soll der Bundesrat laut jüngsten Enthüllungen Ermittlungen verhindert haben – wegen eines Geheimabkommens mit den Palästinensern. Dem widerspricht die frühere Bundesanwältin Carla Del Ponte nun.

Externer Inhalt

Der Bundesrat soll die Ermittlungen zum Terroranschlag auf die Swissair-Maschine in Würenlingen 1970, bei dem 47 Menschen getötet worden waren, wegen eines Geheimabkommens mit der Palästinenserorganisation PLO gestoppt haben. Das deckte Journalist Marcel Gyr kürzlich auf.

«Stimmt nicht!», sagt nun die frühere Bundesanwältin Carla Del Ponte gegenüber Radio SRF. Ihre Motivation sei stets Gerechtigkeit für die Opfer gewesen. Deshalb habe sie 25 Jahre nach dem Attentat die Akte Würenlingen wieder hervorgeholt. «Ich sagte meinen Leuten: ‹Da müssen wir weiter ermitteln›.»

Keine Hinweise auf Eingriffe der Regierung

Del Ponte schaute 1995 auch die Akten zu den bisherigen Ermittlungen durch. Darin habe sie «überhaupt» keinen Entscheid der Schweizer Regierung gesehen, die Ermittlungen zum Terroranschlag zu verhindern. Formell gab es also offenbar keine Weisung des Bundesrats an die Bundesanwaltschaft.

Ein Geheimabkommen mit der PLO sei auch bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen nie Thema gewesen, so Del Ponte weiter. «Wir wussten nichts von der angeblichen Zusammenarbeit. Wir konnten weiter ermitteln, und haben es auch gemacht.»

Ermittlungen wurden 2000 eingestellt

Trotzdem führten auch Del Pontes Ermittlungen nicht zum Prozess. Im Jahr 2000 wurde der Fall eingestellt. Über die Gründe könne sie nichts sagen, stellt die frühere Bundesanwältin fest.

Sie war damals bereits an das Kriegsverbrecher-Tribunal für Ex-Jugoslawien berufen worden. «Ich musste schnell nach Den Haag gehen. Daher habe ich nicht gesehen, wieso er so schnell eingestellt worden ist.»

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft