Del Ponte: Keine politische Einflussnahme im Fall Würenlingen
Nach dem Terroranschlag auf eine Swissair-Maschine in Würenlingen 1970 soll der Bundesrat laut jüngsten Enthüllungen Ermittlungen verhindert haben – wegen eines Geheimabkommens mit den Palästinensern. Dem widerspricht die frühere Bundesanwältin Carla Del Ponte nun.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
2 Minuten
Curdin Vincenz, SRF, SRF (Heute Morgen vom 5. Februar 2016)
Externer Inhalt
Der Bundesrat soll die Ermittlungen zum Terroranschlag auf die Swissair-Maschine in Würenlingen 1970, bei dem 47 Menschen getötet worden waren, wegen eines Geheimabkommens mit der Palästinenserorganisation PLO gestoppt haben. Das deckte Journalist Marcel Gyr kürzlich auf.
«Stimmt nicht!», sagt nun die frühere Bundesanwältin Carla Del Ponte gegenüber Radio SRF. Ihre Motivation sei stets Gerechtigkeit für die Opfer gewesen. Deshalb habe sie 25 Jahre nach dem Attentat die Akte Würenlingen wieder hervorgeholt. «Ich sagte meinen Leuten: ‹Da müssen wir weiter ermitteln›.»
Keine Hinweise auf Eingriffe der Regierung
Del Ponte schaute 1995 auch die Akten zu den bisherigen Ermittlungen durch. Darin habe sie «überhaupt» keinen Entscheid der Schweizer Regierung gesehen, die Ermittlungen zum Terroranschlag zu verhindern. Formell gab es also offenbar keine Weisung des Bundesrats an die Bundesanwaltschaft.
Ein Geheimabkommen mit der PLO sei auch bei der Wiederaufnahme der Ermittlungen nie Thema gewesen, so Del Ponte weiter. «Wir wussten nichts von der angeblichen Zusammenarbeit. Wir konnten weiter ermitteln, und haben es auch gemacht.»
Ermittlungen wurden 2000 eingestellt
Trotzdem führten auch Del Pontes Ermittlungen nicht zum Prozess. Im Jahr 2000 wurde der Fall eingestellt. Über die Gründe könne sie nichts sagen, stellt die frühere Bundesanwältin fest.
Sie war damals bereits an das Kriegsverbrecher-Tribunal für Ex-Jugoslawien berufen worden. «Ich musste schnell nach Den Haag gehen. Daher habe ich nicht gesehen, wieso er so schnell eingestellt worden ist.»
Beliebte Artikel
Mehr
Swiss Abroad
Diese Schweizer Auswanderer prägten die USA nachhaltig
Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?
KI hat das Potenzial, viele Probleme der Welt zu lösen. Aber die reichsten Länder und Technologieunternehmen könnten versuchen, diese Vorteile zu beanspruchen.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Untersuchung des Stillhalteabkommens mit PLO verlangt
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
An der Arbeitsgruppe beteiligt sind das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), das Aussendepartement (EDA) und das Verteidigungsdepartement (VBS), wie Bundesratssprecher André Simonazzi erklärte. Mit der Arbeitsgruppe reagiert der Bundesrat auf Enthüllungen im Buch «Schweizer Terrorjahre» des Journalisten Marcel Gyr. Gemäss dessen Recherchen traf der damalige sozialdemokratische Bundesrat Pierre Graber 1970 ein geheimes Stillhalteabkommen mit der PLO.…
«Geheimabkommen mit der PLO hat Schweiz nicht die Hände gebunden»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
September 1970: Kommandos der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) entführen drei Flugzeuge und zwingen diese zu einer Landung auf dem Flughafen Zerqa in Jordanien. Eines der entführten Flugzeuge war eine Swissair-Maschine. Der Schweizer Aussenminister, der Sozialdemokrat Pierre Graber, nahm danach Kontakt auf mit Farouk Kaddoumi, Mitbegründer der Fatah, der Befreiungsbewegung von Yassir Arafat. Graber…
Unbeantwortete Fragen beim Swissair-Absturz von 1970
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der 21. Februar 1970 war ein kalter und nasser Samstag. Am frühen Nachmittag hielt die Schweiz schockiert die Luft an: Swissair 330 nach Tel Aviv war kurz nach dem Start in Zürich Kloten abgestützt. Alle 38 Passagiere und neun Crewmitglieder fanden dabei den Tod. «330 stürzt ab», funkte Kopilot Armand Etienne dem Kontrollturm. «Goodbye everybody»,…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Nun verlangt der Präsident der Geschäftsprüfungskommission des Parlaments eine Untersuchung, wie Radio SRF berichtet:
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch