Sie zeigen das Sonntagsgesicht: US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Führer Kim Jong Un nach der Unterzeichnung eines Dokuments am Gipfeltreffen in Singapur.
Reuters
Schweizer Medien reagieren mit Vorsicht auf das Treffen zwischen Kim Jong Un und Donald Trump in Singapur. Es war das erste Mal, dass sich ein amtierender US-Präsident und ein nordkoreanischer Führer von Angesicht zu Angesicht trafen.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
4 Minuten
Ich schreibe Artikel über und für die Auslandschweizer:innen, über «die ungewöhnliche Schweiz» sowie tägliche/wöchentliche Briefings. Ausserdem übersetze, editiere und redigiere ich Artikel für die englische Redaktion und spreche Voiceover-Kommentare für Videos ein.
Ich bin in London geboren, habe einen Abschluss in Deutsch/Linguistik und war Journalist bei der Zeitung The Independent, bevor ich 2005 nach Bern gezogen bin. Ich spreche alle drei offiziellen Amtssprachen des Bundes und geniesse es, die Schweiz zu bereisen und sie zu üben, vor allem in Pubs, Restaurants und Gelaterias.
«Freundlich lächeln, Hände schütteln, Schulter klopfen – Kim Jong Un wirkte erfahren und liess sich von dem mächtigsten Mann der Welt nicht einschüchtern», hielt der Asienkorrespondent des Schweizer Fernsehen SRF in seiner Analyse mit dem Titel «Und der Sieger heisst… Kim Jong Un» fest.
Trump und Kim versprachen am Dienstag, auf eine vollständige nukleare Abrüstung der koreanischen Halbinsel hinzuarbeiten, während Washington sich verpflichtete, seinem alten Feind Sicherheitsgarantien zu geben. Die gemeinsame Erklärung, die am Ende des historischen Gipfels unterzeichnet wurde, enthielt nur wenige Einzelheiten darüber, wie beide Ziele erreicht werden könnten.
«Erst bei der Unterzeichnung am Ende des Gipfels schien Kim etwas überwältigt, als Trump Fragen von Journalisten direkt beantwortete. Denn: Für Kim war das Treffen Neuland, seine erste Reise als nordkoreanischer Machthaber ins nicht-sozialistische Ausland», so der SRF-Korrespondent.
Mehr
Mehr
Seltener Blick ins Innere
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Nordkorea lässt sich ungern in die Karten blicken. Kritik – ob über die Menschenrechts-Situation oder zum Atomprogramm – wird vom Regime meist harsch zurückgewiesen. Unter diesen Vorzeichen kommt der Bewilligung zur Reportage-Reise des AP-Fotografen eine gewisse Bedeutung zu.
«Auch wenn vor allem Donald Trump zu den Medien sprach, kann Kim Jong Un den Gipfel als Erfolg verbuchen. Die Fernsehbilder zeigten ihn auf Augenhöhe mit dem mächtigsten Mann der Welt. Allein dies verleiht Kim und seinem Regime die gewünschte Legitimation.»
«Hoffnung auf das Beste»
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) kommt zu einem ähnlichen Fazit. «Der Gipfel von Singapur hätte nicht besser verlaufen können, besonders für Kim Jong Un. Nach der perfekt inszenierten Show beginnt nun die Knochenarbeit – die Bildung von Vertrauen zwischen Nordkorea und den USA.»
Die Welt war schockiert, besorgt, dann wieder erleichtert, manchmal fast gleichzeitig, als sich Trump und Kim gegenseitig beleidigten, mit Atomkrieg drohten und wenige Tage später nun Hände schütteln und lächeln.
«Trump und Kim haben wohl erkannt, dass sie von der Singapurer Show nun vorerst beide profitieren: Trump demonstriert, dass er selbst mit Männern wie Kim Jong Un Vereinbarungen abschliessen kann, wenn er will; Kim hat die Anerkennung erlangt, die sich sein Land schon lange wünschte», schreibt die NZZ.
Staatssekretärin Pascale Baeriswyl sagte vor dem Gipfel, das Treffen sei ein «erster Schritt». «Vor einigen Monaten befürchteten wir das Schlimmste, jetzt hoffen wir auf das Beste», sagte sie im Westschweizer Radio RTS und fügte hinzu, dass «eine ernsthafte Diplomatie noch bevorsteht». «Man darf auch die Arbeit des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in nicht vergessen. Viele Menschen haben viel Vorbereitungsarbeit geleistet», betonte Baeriswyl.
«Bumerang»
Für die NZZ war der «springende Punkt», dass sich Kim «in seiner Haltung keinen Zentimeter bewegen musste».
«Geht die Sache schief, verliert vor allem Donald Trump. Er hat fröhlich grinsend seine guten Beziehungen zum Machthaber eines Staates betont, der nicht nur wegen seiner aggressiven Aussenpolitik mit internationalen Sanktionen belegt ist, sondern auch wegen zahlreicher Menschenrechtsverbrechen, die seinem Regime das Überleben sichern», so die NZZ.
«Sollte sich herausstellen, dass Nordkorea einmal mehr Wirtschaftshilfe ohne echte Gegenleistungen herausholt, könnte der Gipfel von Singapur zu einem Bumerang werden, der Trump mitten ins Gesicht flöge.»
Externer Inhalt
Externer Inhalt
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Die Abrüstungskonferenz beleben: Ein Job für die Schweiz
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweiz übernimmt den Vorsitz der Abrüstungskonferenz. Kann sie dem gelähmten Forum neues Leben einhauchen?
Wieso die Schweiz den Atomwaffenverbots-Vertrag nicht unterzeichnet hat
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Am Donnerstag befasst sich das Parlament mit der Frage. Eine Motion will der Regierung Beine machen. Im Folgenden einige Erklärungen.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Kim Yo-jung, die Schwester von Kim Jong-un, und der Schweizer Bundespräsident Alain Berset geben sich die Hand und sprechen miteinander. Das Bild entstand auf der Tribüne des Auftaktspiels der Frauenmannschaften im Eishockey zwischen der Schweiz und den beiden Korea. Nord- und Südkorea hatten sich vor wenigen Wochen entschieden, ein gemeinsames Damen-Eishockeyteam aufs Eis zu schicken.…
«Ich hoffe, die Schweiz kann Trump überzeugen, Nordkorea nicht anzugreifen»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweiz könnte die Rolle einer Mediatorin zwischen den USA und Nordkorea übernehmen. Interview mit Nordkoreas Delegiertem Cao de Benós.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Im Moment, als unser Bus Pjöngjang verliess, war es, als ob sich ein Deckel gelüftet hätte, die Beklemmung, die sich angestaut hatte, entwich wie Dampf. Die seltsame Realität von fünf Nächten in Nordkorea wich mit jeder weiteren Meile einer seltsamen Vertrautheit: Wir waren unterwegs in das fremdartigste Skigebiet der Welt, Masik Ryong. Ich lehnte meinen…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Am 29. Dezember 2011 wurde Kim Jong Un zum «obersten Führer» Nordkoreas ernannt, 12 Tage nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il. Der jüngste der drei Söhne von Kim Jong Il galt bereits ein Jahr zuvor als dessen designierter Nachfolger. Mit dem Führungswechsel hat sich in der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) nichts verändert. «Seit…
«Die Nordkoreaner wollen nur genug zu essen haben»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Für den Professor für Strategische Studien an der Universität Zürich könnte vieles davon abhängen, ob der mutmassliche Nachfolger des verstorbenen Diktators, der gegen 30 Jahre alte Kim Jong Un, der in der Schweiz die Schulbank drückte, von den Generälen der nordkoreanischen Armee akzeptiert wird. Die Regierungen in der ganzen Welt betrachten den Tod Kim Jong Ils…
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch