Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer haben die Gewerkschafts-Initiative für höhere Renten weniger massiv abgelehnt als das Stimmvolk im Inland. Auch für die Initiative der Grünen für eine ressourcenschonende Wirtschaft konnten sie sich mehr erwärmen. Beim neuen Nachrichtendienstgesetz hingegen war kein grosser Unterschied zu beobachten.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
4 Minuten
Journalist und stellvertretender Leiter der Redaktion für die drei Landessprachen von swissinfo.ch (Deutsch, Französisch, Italienisch). Zuvor bei Teletext und rts.ch.
Viele Studien haben bereits gezeigt, dass Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer generell etwas linker als ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger im Inland abstimmen. Die Analyse der Abstimmungsresultate vom 25. September 2016 in jenen 12 Kantonen, die ihre Auslandgemeinde separat zählen, bestätigt diese Tendenz grösstenteils.
Die in 11 der 12 erwähnten Kantonen abgelehnte Volksinitiative «AHVplus: für eine starke AHV»Externer Link, die eine Erhöhung der staatlichen Renten um 10% verlangte, fand bei der Auslandgemeinde mehr Gehör.
Allerdings mit zwei Ausnahmen: Im Wallis sagten die Auslandschweizer nur zu 38,9% Ja und zeigten sich so konservativer als ihre Mitbürger im Inland (41% Ja). Auch im Kanton Waadt, wo die Initiative der Gewerkschaften innerhalb der Kantonsgrenzen ganz knapp angenommen worden ist, stimmten prozentual mehr Personen aus dem Ausland dagegen. Und im Kanton Basel-Stadt waren sich Ausland- und Inlandschweizer einig (je 49,1% Ja).
Dies trotz der Tatsache, dass das Abstimmungsthema einen Grossteil der Diaspora direkt betraf: Mehr als 104’000 im Ausland lebende Schweizerinnen und Schweizer beziehen eine Rente aus der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV).
Externer Inhalt
Ist die Fünfte Schweiz ökologischer eingestellt als ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger im Inland? Es scheint so, wie eine Analyse des zweiten Volksbegehrens zeigt, das dem Stimmvolk am letzten Sonntag vorgelegt wurde. Die Initiative «Für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft (Grüne Wirtschaft)»Externer Link der Grünen Partei holte in allen 12 separat ausgezählten Kantonen mehr Zustimmung unter der Diaspora als im Inland.
Der Unterschied ist oft gross: In acht der 12 Kantone beträgt er über zehn Prozentpunkte. Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit Stimmrecht in den Kantonen Freiburg, Basel-Stadt, Appenzell Innerrhoden, Waadt und Genf waren sogar mehrheitlich für die Initiative, während dies insgesamt lediglich im Kanton Genf der Fall war.
Externer Inhalt
Bei der dritten Vorlage des Abstimmungssonntags hingegen, beim neuen NachrichtendienstgesetzExterner Link, war sich das Stimmvolk im In- und im Ausland einig. Der Gesetzestext, der die Linke gespalten hatte, wurde von über 60% der Auslandschweizer in den 12 speziell ausgezählten Kantonen angenommen (Durchschnitt gesamte Schweiz: 65,5%).
In mehreren dieser Kantone, zum Beispiel in Basel-Stadt, Zürich, Freiburg und Wallis, zeigten sich die Landsleute im Ausland sogar noch williger, dem Geheimdienst der Eidgenossenschaft mehr Untersuchungsmittel zuzusprechen, als dies ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger im Inland wollten.
Externer Inhalt
Meistgelesen Swiss Abroad
Mehr
Argentinien: Tausende Nachkommen von Ausgewanderten fordern den Schweizer Pass
Welche psychischen Herausforderungen mussten Sie nach Ihrer Auswanderung aus der Schweiz überwinden?
Trotz der Freude auf etwas Neues, kann Auswandern psychisch belastend sein. Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen – auch vertraulich via E-Mail möglich.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Die Angst geht um in der Schweiz
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweizer Stimmbevölkerung hat eine Rentenerhöhung der AHV (Alters-und Hinterlassenenversicherung) um 10 Prozent klar abgelehnt. Die Schweizer Presse erklärt dies mit der Angst vor der Zukunft des Vorsorgesystems angesichts des Renteneintritts der so genannten «Babyboomer»: Die demografische Entwicklung stelle die AHV vor grosse Probleme, und höhere Renten vergrösserten das Finanzloch, schreibt beispielsweise die «Neue Zürcher…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Das Nein zur «AHV plus»-Initiative sei keine Überraschung, erklärt Politologe Claude Longchamp gegenüber Schweizer Fernsehen SRF. Der Trend sei bereits in den Diskussionen zuvor klar zum Ausdruck gekommen. Dass der von Links gewünschte Ausbau der ersten Säule chancenlos sein wird, zeigten auch die Umfragen der letzten Wochen. Gewerkschaft: «Nein zu ‹AHV plus› zeigt geteilte Schweiz»…
Entscheid für mehr Sicherheit und weniger Privatsphäre
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Attentate in Frankreich, Belgien und Deutschland hatten der Forderung Auftrieb gegeben: Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) müsse mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet werden, um besser gegen Terrorismus, Spionage und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen vorgehen zu können. Abgesehen von Telefon- und Postüberwachung müsse es möglich sein, E-Mails und Internetverkehr zu kontrollieren, Staatstrojaner zum Abhören oder Mitlesen…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Trotz guten Umfragewerten im Vorfeld fand die Initiative für eine "grüne Wirtschaft" bei Stimmvolk und Kantonen kein Gehör.
Schweizer Vorsorge wird umgebaut – Auswirkungen im Ausland
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Abstimmung vom 25. September über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) weckt weit über die Landesgrenzen hinaus grosses Interesse. Von den rund 2,2 Millionen Rentenbezügerinnen und -bezügern leben 721’000 im Ausland (104’000 mit, 617’000 ohne Schweizer Staatsbürgerschaft, Zahlen von 2015). Die Vorlage verlangt, dass die AHV-Renten um 10 Prozent erhöht werden. Rund ein Drittel aller…
Starke Mobilisierung der Fünften Schweiz mitsamt einigen Überraschungen
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Noch sei es schwierig, eine detaillierte Analyse vorzulegen, präzisiert der Politologe vom Institut sotomoExterner Link und dem Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA).Externer Link Denn die vollständigen Daten zum Abstimmungsverhalten der Auslandschweizer zu den Vorlagen am 28.Februar seien noch nicht verfügbar. Die Abstimmungsergebnisse der Auslandschweizer werden jeweils separat erfasst und sind vorerst nur in 12 von 26 Kantonen…
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch