Volle Kraft voraus – die Parteien im Wahlkampf-Fieber
Persönliche Angriffe, gruselige Plakate, öffentliche Debatten, auf Tuchfühlung mit der Bevölkerung: Der Wahlkampf für die Schweizer Parlamentswahlen vom 20. Oktober ist voll entbrannt. Wir geben Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Kommunikationsmethoden und -stile der wichtigsten Parteien.
Marie Vuilleumier (Text), Helen James und Ester Unterfinger, (Bildauswahl)
Wählerinnen und Wähler gewinnen! Das die Losung des Augenblicks bei allen Schweizer Parteien. Am 20. Oktober wählen die Schweizer Bürgerinnen und Bürger die 246 Mitglieder des neuen Parlaments.
Jede Partei hat ihre Kommunikationsstrategie verfeinert und versucht nun, sich mit allen Mitteln Gehör zu verschaffen: Flyer, Veranstaltungen, Briefe, soziale Netzwerke, etc..
Der Wahlkampf 2019 hat bereits zwei Tiefpunkte erlebt, die Teile der Öffentlichkeit schockierten : Zum einen war dies das Plakat der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Es zeigte einen roten Apfel, der von fressenden Würmern – den anderen Parteien – durchlöchert wird.
Zum anderen spielte die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP, Mitte) ihrerseits voll «auf den Mann»: Sie griff Kandidierende anderer Parteien über Google an, indem sie deren Argumente diskreditierte und die User und Userinnen auf die Profile der eigenen Kandidierenden führte.
Die SVP zieht ihre Kampagne, die sich der Bildsprache der Nazipropaganda bedient, weiter. Die CVP dagegen hat ihre aggressive Kampagne nach einem Proteststurm gestoppt.
Mangelnde Transparenz
Die Themen, die den Kampagnen den Stempel aufdrücken, sind die Klimarettung, die Vertretung von Frauen in der Politik sowie die Transparenz der Kampagnen-Finanzierung. Die Schweiz ist das einzige Land unter den 47 Mitgliedsstaaten des Europarates, das kein Gesetz für Transparenz bei der Parteienfinanzierung kennt.
Mit dieser Blackbox für Politikfinanzierung sorgt das Land bei der Staatengruppe des Europarates gegen Korruption (GRECO) regelmässig für Kritik. Befürworter von mehr Transparenz in der Schweizer Politik reichten eine Volksinitiative ein, die fordert, dass Beiträge ab 10’000 Franken samt Absender ausgewiesen werden müssen. Das Schweizer Stimmvolk wird über die Forderung abstimmen können.
Im aktuellen Wahlkampf ist Geld vorerst noch ein Tabu-Thema. Die meisten Parteien legen zwar ihre gesamten Kampagnen-Budgets offen. Aber sie geben nicht an, von wem das Geld stammt. Insgesamt meldeten sie dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) mehr als 25 Millionen Schweizer Franken. Das entspricht einer Steigerung von 20% gegenüber den letzten Eidgenössischen Wahlen 2015.
Keine Angaben gibt es zur Kriegskasse der SVP sowie zu jener von einigen kantonalen Sektionen. Sie weigerten sich, ihre Zahlen offen zulegen. Sie machten auch keine Angaben zu den persönlichen Ausgaben der Kandidatinnen und Kandidaten.
Kampf den Dark Ads
Eine Neuerung betrifft die Wahlkampagnen auf Social Media, die immer wichtiger werden. Digital-Gigant Facebook hat die Parteien im Sommer verpflichtet, ihre Inserate in einem zentralen, für alle zugänglichen Archiv abzulegen.
So sollen so genannte Dark Ads verhindert werden. Es sind dies Inserate, die nur eine ganz bestimmte Zielgruppe zu sehen bekommt. Alle anderen dagegen bleiben von der Kampagne, in der beispielsweise Fake News verbreitet werden, ahnungslos.
Ausgaben Kampagne 2019: 1,6 Millionen Franken
Ausgaben Kampagne: nicht kommuniziert
Ausgaben Kampagne: 1 Million Franken
Ausgaben Kampagne: 6,4 Millionen Franken
Ausgaben Kampagne: 4,3 Millionen Franken
Ausgaben Kampagne: 7,5 Millionen Franken
Ausgaben Kampagne: 1,9 Millionen Franken
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Kuenzi)
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