Sepp Blatter zum fünften Mal der «wahre König» des Fussballs
Auch der neuste Korruptionsskandal um sieben FIFA-Spitzenfunktionäre hat Joseph Blatter nichts anhaben können: Der 79-jährige Walliser bleibt Präsident des Weltfussball-Verbands FIFA und tritt damit seine fünfte Amtszeit an.
Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordnien, Blatters letzter verbliebener Konkurrent, warf am Freitagabend am FIFA-Kongress im Zürcher HallenstadionExterner Link nach dem ersten Wahlgang das Handtuch. Blatter hatte da 133 Stimmen erhalten, damit aber die notwendige Zweidrittelmehrheit knapp verpasst.
Prinz Ali, der vor allem von den grossen Verbänden Europas und von Michel Platini, dem Präsidenten des europäischen Kontinentalverbandes UEFA portiert worden war, kam auf 73 Stimmen.
Der Schweizer Verbandspräsident Peter Gilliéron dürfte mit grösster Wahrscheinlichkeit der offiziellen UEFA-Empfehlung gefolgt sein und für Prinz Ali votiert haben. Gilliéron hatte am Freitagmorgen am Schweizer Radio erklärt, dass er seine Stimme dem Herausforderer Blatters geben werde.
Gegenangriff auf Widersacher aus Europa
Nach seiner fünften Wiederwahl kündigte Blatter einen Umbau des FIFA-Exekutivkomitees, das man auch als Fussball-Weltregierung bezeichnen könnte, an. «Wir brauchen eine bessere Vertretung der Konföderationen (Kontinentalverbände, die Red). Die Anzahl der Nationen in den Konföderationen soll sich auswirken auf die Zusammensetzung des Exekutivkomitees», sagte er.
Dies ist als Angriff auf das Blatter-kritische Europa zu werten. Derzeit ist Europa in dem Gremium im Vergleich zur Anzahl der Mitgliedsländer in der FIFA überrepräsentiert. «Die, die mehr haben, können auch etwas abgeben», so Blatter.
Nach dem jüngsten Korruptionsskandal mit sieben Festnahmen von Fussball-Funktionären in Zürich werde er die FIFA «zurückbringen», kündigte Blatter weiter an. «Wir werden zurücksteuern an Land, wo wieder Fussball gespielt werden kann. Wir müssen daran arbeiten, wir müssen auch an anderen Dingen arbeiten.»
Langwierige Angelegenheit
Das Prozedere dauerte fast zwei Stunden, weil die 209 Delegierten auf Antrag der USA nicht elektronisch abstimmten, sondern ihre Stimme einzeln und brieflich in einer der beiden Wahlkabinen abgeben mussten.
Zu Beginn des FIFA-Kongresses hatten verschiedene Gruppierungen für ihre Anliegen demonstriert. Während propalästinensische Demonstranten für den Ausschluss Israels aus dem Weltfussballverband warben, machte die Schweizer Gewerkschaft Unia mit einer kurzfristig aufgebotenen Menschenmenge, einem so genannten Flashmob, auf die «katastrophalen Zustände» auf WM-Baustellen in Katar aufmerksam.
Antikorruptions-Strafnorm im Parlament
Die Schweiz reagiert sozusagen auf dem Fuss auf die jüngste Eskalation betreffend Bestechungsverdacht und Verhaftung von hohen FIFA-Funktionären: Am 3. Juni kommt die «Lex FIFA» ins Schweizer Parlament. Dort wird sie zuerst vom der kleinen Kammer, dem Ständerat, beraten. Mit der geplanten Strafnorm würde erstmals die Bestechung von Privatpersonen in der Schweiz strafbar. Und das mit Gefängnis von bis zu drei Jahren.
Weiterführende Links
Bundesamt für Justiz zu Kriminalität im Fussball:
https://www.bj.admin.ch/bj/de/home/sicherheit/kriminalitaet/fussball.htmlExterner Link
Mitteilung US-Justizdepartement zu den Verhaftungen in Zürich:
Mitteilung US-Geheimdienst FBI zu den Verhaftungen in Zürich:
«Nachhaltigkeitskodex für FIFA»: Mitteilung alliance sud
http://www.alliancesud.ch/de/ep/weiteres/fifa-bekannte-missstaende-grell-beleuchtetExterner Link
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