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Dieser Ausstieg wäre alles andere als «geordnet»!

Swissinfo Redaktion

Mit der Atomausstiegs-Initiative will die Grüne Partei die Schweizer Kernkraftwerke spätestens nach 45 Betriebsjahren stilllegen. Für die beiden Reaktoren in Beznau und das Kernkraftwerk Mühleberg käme das Ende schon 2017. Die Initiative gefährde die Versorgungssicherheit und eine saubere Stromversorgung, schreibt Hans-Ulrich Bigler, Präsident des Nuklearforums Schweiz.

Die Volksinitiative «für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» verlangt, dass das Kernkraftwerk Beznau I ein Jahr nach Annahme des Begehrens und die restlichen Schweizer Kernkraftwerke 45 Jahre nach deren Inbetriebnahme endgültig ausser Betrieb zu nehmen sind. Da seit dem Beginn der Unterschriftensammlung auch Beznau II und Mühleberg diese Alterslimite überschritten haben, müssten bei einem Ja zur Initiative drei Werke bereits 2017 abgeschaltet werden.

Hans-Ulrich Bigler studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre und absolvierte an der Harvard Business School eine Weiterbildung. Seit 2008 ist er Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), seit 2016 präsidiert er das Nuklearforum Schweiz. 2015 wurde Bigler für die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP.Die Liberalen) in den Nationalrat gewählt. Keystone

Der lange Zeithorizont, mit dem die BKW Energie die Stilllegung von Mühleberg für Ende 2019 plant, macht deutlich, dass die gleiche Übung für insgesamt drei Werke innerhalb eines Jahres mitnichten «geordnet» vonstattengehen würde. So müssten innert Jahresfrist rund 15% des in der Schweiz produzierten Stroms ersetzt werden. Würden 2024 Gösgen und 2029 Leibstadt stillgelegt, fielen 40% des Schweizer Stroms weg.

Mehr Luftverschmutzung

Angesichts der Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz in der Vergangenheit wird schnell klar, dass innert nützlicher Frist nur zwei Alternativen zur Kernenergie bereitstünden: Gaskraftwerke und Stromimporte. Würden wir heute den Strom aus den Schweizer Kernkraftwerken in modernen Gaskombikraftwerken erzeugen, würde die Luft zusätzlich mit so viel CO2 belastet, wie alle Autos in der Schweiz zusammen ausstossen.

Da dies auch die Umweltschutz-Organisationen einsehen und Gaskraftwerke ebenso bekämpfen, bleibt nur noch die Einfuhr des benötigten Stroms aus dem Ausland – für den Ersatz der beiden Beznau-Reaktoren und des Kernkraftwerks Mühleberg käme von vornerein nur diese Option in Frage.

Die grössten Stromexporteure in Europa sind Deutschland und Frankreich. Letzteres hat einen Atomstromanteil von rund 75%, und in Deutschland stammen auch nach 20 Jahren Energiewende immer noch rund 40% des Stroms aus Kohlekraftwerken.

«Standpunkt»

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Beide Varianten können unmöglich im Sinne der Initianten der Ausstiegsinitiative sein. In der Schweiz wie auch weltweit ist der Stromverbrauch in der Vergangenheit stetig gestiegen. Daran dürfte sich auch in Zukunft wenig ändern. Wenn die Produktionskapazitäten in den Ländern, auf deren Exporte wir angewiesen sind, nicht mit dieser Entwicklung Schritt halten können, bleiben die Importeure – wie die Schweiz – auf der Strecke.

Keine energiepolitischen Experimente

Steigende Stromimporte und damit verbundene höhere Kosten sowie eine grössere Auslandabhängigkeit sind nicht im Sinne von Gewerbe, Wirtschaft und Haushalten. Eine zuverlässige Stromversorgung ist ein äusserst wertvolles Gut.

Der Verzicht auf die weltweit genutzte und zukunftsfähige Stromproduktion aus Kernenergie verursacht unnötige Probleme – insbesondere, wenn er innert wenigen Jahren vollzogen werden soll. Die gegenwärtig schwierige Wettbewerbssituation der Schweizer Wirtschaft bildet einen denkbar schlechten Rahmen für riskante energiepolitische Experimente.

Die aktuelle, bewährte und zuverlässige Stromversorgung der Schweiz ist ein Standortvorteil, den es zu erhalten gilt. Unser heutiger Strommix ist wirtschafts- und umweltfreundlich. Die Schweiz tut gut daran, sich die Option Kernenergie mit all ihren Vorteilen nicht leichtfertig zu verbauen. Der überhastete Atomausstieg würde unsere bewährte, saubere Stromversorgung aufs Spiel setzen, der Umwelt schaden und unnötige Kosten in Milliardenhöhe verursachen.

Ein Nein zur Atomausstiegs-Initiative am 27. November 2016, wie es auch der Bundesrat, die Mehrheit des Parlaments, die Wirtschaftsverbände und die kantonalen Energiedirektoren empfehlen, ist die einzige vernünftige Antwort.

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