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Stimmung in der Schweiz wegen Covid-19 im Keller

Blurred picture of man with hat and mask in front of Swiss flag
Schweiz unter Corona: Die Gefühle von Solidarität und Zusammenhalt, die im Frühling während des Lockdowns herrschten, sind von der zweiten Welle weggeschwemmt. Keystone/Gian Ehrenzeller

In der zweiten Welle der Corona-Infektionen ist die Schweiz zum Hotspot in Europa geworden. Dies drückt auf die Stimmung der Menschen im Land, wie der neue Corona-Monitor zeigt.

Angst vor dem Zusammenbruch des Spitalwesens, der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, Zunahme sozialer Konflikte, Furcht vor Isolation und schwindender Solidarität: Das sind die Hauptsorgen, die aktuell auf den Menschen in der Schweiz lasten.

Dies zeigt die fünfte und neuste Ausgabe des Corona-Monitors, den das Forschungsinstitut SotomoExterner Link im Auftrag der SRG SSR erstellte, zu der auch SWI swissinfo.ch gehört.

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«Die allgemeine Stimmung ist nicht mehr so, dass die Covid-Krise eine Art Abenteuer ist, sondern eher eine Belastung», sagt Sotomo-Leiter Michael Hermann.

An der Befragung, die online durchgeführt wurde, nahmen knapp 42’500 Personen teil.

Ziel des Corona-Monitors ist es, der Bevölkerung den Puls zu nehmen, wie diese den Umgang der Regierung mit der Pandemie sowie deren Auswirkungen auf die Gesellschaft bewertet.

Angst um eigene Gesundheit

Nach persönlichen Ängsten befragt, äusserten sich 55% der Befragten besorgt über Einschränkungen der individuellen Freiheiten im Kampf gegen das Virus.

Hermann stellt auch fest, dass in den letzten vier Monaten der Anteil jener Menschen gestiegen ist, denen soziale Isolation und Konflikte innerhalb der Familien Kummer bereitet. Angesichts des Ausbruchs der zweiten Infektionswelle im Oktober haben die Menschen nun Angst um ihre persönliche Gesundheit, wie die Befragung ergab.

Wirtschaftlich optimistisch

Als Lichtblick ist zu vermerken, dass die Schweizerinnen und Schweizer weniger besorgt über die wirtschaftliche Situation sind. Laut Michael Hermann könnten die Gründe darin liegen, dass die Schweiz die erste Welle im Frühling relativ gut überstanden hat.

Dazu aber gibt es zu bemerken, dass die Stimmung in Krisenzeiten sehr volatil ist. Sollten die Zahlen der täglichen Neuinfektionen nicht rasch von der 10’000er-Schwelle herunterkommen und sich die Kantone mit ihren Massnahmen dem Lockdown annähern, dürfte es mit diesem Optimismus sehr rasch wieder vorbei sein.

Gefühl der Zusammengehörigkeit erodiert

«Insgesamt hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert», sagt denn auch Hermann. «Misstrauen, Egoismus und Aggressivität scheinen Werte wie Solidarität und Freundlichkeit, die während der ersten Welle der Infektionen im Frühjahr dieses Jahres im Vordergrund standen, beiseite zu schieben.»

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Gleichzeitig hat die Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe und zur Kontaktaufnahme mit anderen Menschen gelitten. Der Prozentsatz der Menschen, die bereit sind, solidarisch zu handeln, ist geringer als im März. Damals hatte die Schweizer Regierung einen weitgehenden Lockdown verhängt, der das öffentliche Leben für drei Monate praktisch lahmlegte.

Die Forscherinnen und Forscher fanden Unterschiede zwischen den drei Sprachregionen der Schweiz und stellten fest, dass die 15- bis 24-Jährigen offenbar mehr mit der aktuellen Situation zu kämpfen haben als die über 65-Jährigen.

Vertrauen und Selbstverantwortung

Die Eigenverantwortung sei für viele Befragte von entscheidender Bedeutung, sagt Hermann. So sei das Tragen von Schutzmasken dort, wo ein Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, nun allgemein akzeptiert.

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Zeitliche Präzisierung: Die Befragung fand unmittelbar vor dem 28. Oktober statt, dem Tag, an dem der Bundesrat die strengeren Massnahmen inklusive Maskenpflicht an stark frequentierten Orten verkündete. Dazu zählen Märkte, Arkaden und Altstadtgassen.

Hermann weist weiter darauf hin, dass sich jetzt eine knappe Mehrheit der Befragten für die Einführung von kurzen Lockdowns, so genannten «Slow Downs», zur Eindämmung der Pandemie ausspricht. Dies im Gegensatz zum Bundesrat und der Wirtschaft, die solche «Circuit Breakers» um jeden Preis vermeiden wollen.

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Der Politikwissenschaftler konstatiert ferner, dass viele Menschen motiviert seien, in der gegenwärtigen Phase der Covid-Krise zu handeln. Dies aber nicht wegen der Politik und der Massnahmen der Regierung, sondern in Eigenverantwortung aufgrund der steigenden Zahlen von Infektionen und Krankenhaus-Aufenthalten.

«Die Schweizer Bevölkerung wartet nicht auf Regierungsanweisungen», so Hermann. «Aber sie befolgt die Vorschriften und ist bereit, sich entsprechend anzupassen.»

Für Hermann ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung durchaus intakt, auch wenn der entsprechende Wert seit der Umfrage vom letzten April um fast die Hälfte eingebrochen ist.

Goodwill aus dem Lockdown verspielt

Nur 37% der im Oktober befragten Personen hatten starkes oder sehr starkes Vertrauen in den Umgang der Regierung mit der Krise. Dieser Anteil «erholte» sich jedoch nach Verkündigung der strengeren Massnahmen durch die Regierung vom 28. Oktober auf 44%.

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Es schleckt keine Geiss weg: Der Wert liegt meilenweit unterhalb der 67% vom April: In der ersten Welle hatten zwei Drittel der Befragten starkes oder sehr starkes Vertrauen in die Regierung.

Ein weiterer Aspekt, der in der Studie hervorgehoben wird: Trotz eines steilen Anstiegs der Infektionen im letzten Monat hält gut ein Fünftel der Bevölkerung den Umgang der Schweiz mit der Covid-Krise für überlegen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.

«Dies ist ein Überbleibsel des Schweizer Patriotismus», sagt Hermann. «Aber das Gefühl der Überlegenheit hat seit Juni einen Dämpfer erhalten, als Innenminister Alain Berset stolz verkündet hatte: ‹Die Schweiz kann mit dem Coronavirus fertig werden!'».

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