Umfrage: Ja zu Vaterschaftsurlaub, Steuerabzügen und Jagdgesetz
Dreimal Ja. Das wäre das Resultat für den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, Steuerabzüge für Familien mit Kindern und das Jagdgesetz, wenn die Abstimmung vom 27. September bereits heute über die Bühne gegangen wäre. Dies gemäss der 1. Welle der SRG-SSR-Trendbefragung.
Eine klare Sache scheint am 27. September der VaterschaftsurlaubExterner Link zu sein: Mit 63% Ja oder eher Ja steigt diese Vorlage mit einem satten Vorsprung in den Abstimmungskampf. Lediglich etwas über ein Drittel der Befragten (35%) lehnt die Änderung des Erwerbsersatzgesetzes ab, die zur Einführung des Vaterschaftsurlaub nötig ist. Nur 2% sind noch unentschlossen.
Der geringe Anteil an Unentschlossenen zeige, dass der Stand der Meinungsbildung bei dieser Vorlage bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Abstimmungskampfs fortgeschritten sei, schreiben die Autorinnen und Autoren der SRG-SSR-Trendbefragung. Diese wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG SSR durchgeführt.
Der Entwurf des Erwerbsersatzgesetzes sieht die Einführung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs vor. Die Finanzierung soll über die Verdienstausfall-Entschädigung laufen, weshalb dieses Gesetz angepasst werden muss.
Der Vater soll den Urlaub innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt des Kindes beziehen müssen. Er soll während seines Urlaubs 80% seines Durchschnittseinkommens erhalten, maximal 196 Franken pro Tag.
Klassisch zeigt sich bei dieser Vorlage das Konfliktmuster: Je linker die Befragten wählen, desto höher, je rechter, desto tiefer liegt die Zustimmung. Die höchsten Zustimmungswerte verzeichnen die Supporter der Grünen Partei (GPS), mit satten 89%, am wenigsten Unterstützung erhält das Anliegen mit 33% von jenen der Schweizerischen Volkspartei (SVP).
Männer zurückhaltender
Beim Vergleich der Sprachregionen fällt auf, dass die Umfrage für die lateinischsprachigen Landesregionen etwas höhere Zustimmungswerte verzeichnet als für die Deutschschweiz (59%). Am höchsten ist dieser in der Romandie mit 78%. Auffällig dabei ist, dass sich in der Deutschschweiz niemand unter der Befragten als unentschlossen bezeichnete.
wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG SSR durchgeführt, zu der auch swissinfo.ch gehört.
Insgesamt wurden 29’540 Stimmberechtigte aus der ganzen Schweiz zwischen dem 3. und 17. August telefonisch oder online befragt.
Der Fehlerbereich liegt bei +/- 2,9 Prozentpunkten.
«Signifikant sind zudem die Unterschiede nach Geschlecht und Alter», heisst es weiter im Bericht zur Umfrage. Frauen geben der Vorlage mit 67% mehr Support als Männer (60%). Und je jünger die Befragten waren, desto höher stimmen sie dem Vaterschaftsurlaub zu.
Knapper Ja-Vorsprung bei Steuerabzügen
Weniger deutlich präsentiert sich das Resultat der Trendbefragung zur zweiten familienpolitischen Vorlage des kommenden Urnengangs, der Erhöhung der Kinderabzüge bei den BundessteuernExterner Link. 51% der befragten Stimmberechtigten hätten hier ein Ja in die Urne gelegt, 43% ein Nein, 6% waren noch unentschlossen.
Bei der Vorlage geht es um eine Änderung der Gesetzgebung zur direkten Bundessteuer. Familien mit Kindern sollen die Möglichkeit erhalten, mehr Steuerabzüge vornehmen zu können. Der allgemeine Abzug pro Kind würde sich von 6500 auf 10’000 Franken erhöhen. Der anrechenbare Betrag für Kinderbetreuung durch Dritte würde von 10’100 auf 25’000 Franken steigen.
Zu dieser Vorlage hatte gfs.bern bereits im März eine Umfrage durchgeführt. «Die Trends zeigen, dass die Meinungsbildung noch bei weitem nicht abgeschlossen ist, und die existierenden Differenzen zwischen den Parteibasen und -eliten sprechen dafür, dass sich noch grössere Verschiebungen in den Stimmabsichten einstellen könnten», heisst es im Umfragebericht.
Im Unterschied zur Deutschschweiz, wo sich das Ja- und das Nein-Lager die Waage halten, ist die Zustimmungsrate in den lateinischsprachigen Regionen und Kantonen höher. Am ausgeprägtesten ist sie mit 67% in der italienischsprachigen Schweiz.
«Der Vorsprung der Ja-Seite ist knapp», halten die Autorinnen und Autoren der Umfrage generell fest. Der Ausgang der Abstimmung bleibe vorerst offen. «Die Hauptkampagnenphase wird das Rennen entscheiden.»
Jagdgesetz mit Ja-Momentum
Ein wenig deutlicher sieht die Situation bei der dritten Vorlage aus, zu der gfs.bern heute im Auftrag der SRG SSR die Umfragewerte publizierte: Die Änderung des JagdgesetzesExterner Link wäre mit 54% angenommen worden, wäre in der ersten Augusthälfte abgestimmt worden. 36% hätten es abgelehnt, und ganze 10% hätten sich noch keine Meinung gebildet.
In der neuen Version des Bundesgesetzes über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSG) soll namentlich festgehalten werden, dass Wolf und Steinbock «regulierbare geschützte Arten» sind. Zudem werden die Gründe dargelegt, warum sie abgeschossen werden können, auch in Wildschutzgebieten.
Bei dieser Vorlage ist laut Umfrage nur ein leichtes Links-Mitterechts-Gefälle festzustellen. Die Anhängerschaft der Grünen und der Sozialdemokratischen Partei (SP) ist mehrheitlich dagegen, jene der Grünliberalen Partei (GLP) hält sich die Waage. Die Anhängerschaft bürgerlicher Parteien – Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) und Freisinnig-Demokratische Partei (FDP.Die Liberalen) – sowie der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) findet sich hingegen klar im Ja-Lager.
Beim Vergleich der Sprachregionen sind keine signifikanten Unterschiede festzustellen. Einzig, dass in der lateinischsprachigen Schweiz die Meinungsbildung noch etwas weniger weit fortgeschritten scheint. In der ganzen Schweiz stehe einer knappen Mehrheit, die zum Ja neigt, «eine formierte Gegnerschaft entgegen, die über ein Drittel ausmacht», so der Bericht.
Die Resultate der Umfrage seien wie immer bei einer ersten Befragung «eine Momentaufnahme, ohne direkte prognostische Absicht, denn der Abstimmungskampf und damit die Meinungsbildung setzen zu diesem Zeitpunkt normalerweise erst ein», geben die Autorinnen und Autoren schliesslich noch zu bedenken.
Über die beiden anderen Vorlagen vom 27. September 2020 berichteten wir bereits gestern:
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