Der Vater des Auslandschweizer-Gesetzes muss gehen
Filippo Lombardi ist abgewählt. Mit ihm verliert die Fünfte Schweiz einen verdienten, äusserst engagierten Fürsprecher in Bern. Der Tessiner Ständerat hinterlässt eine grosse Lücke.
Mit dem politischen Erdbeben, das gestern die Vertretung des Tessins im Ständerat erschüttert hat, verliert die Fünfte Schweiz ihren fleissigen Fürsprecher im Parlament: den CVP-Politiker Filippo Lombardi. Diese Abwahl wird jedoch sein Engagement als Vizepräsident der Organisation der Auslandschweizer (ASO) nicht beeinträchtigen, versichert ASO-Direktorin Ariane Rustichelli.
«Natürlich tut es uns sehr leid», sagt Rustichelli. «Auf der anderen Seite sind wir jedoch sicher, dass wir weiterhin auf einen Mann zählen können, der für die Verteidigung der Interessen seiner Landsleute auf der ganzen Welt kämpft, und das ermutigt uns.»
Nach der überraschenden Nichtwiederwahl versicherte der inzwischen ehemalige Präsident der CVP-Bundeshausfraktion der ASOExterner Link-Direktorin, dass er im Vizepräsidium bleiben werde. Er, der im Parlament auch als «Vater des Auslandschweizergesetzes» (ASGExterner Link) galt, sagte ihr sogar, dass «er jetzt noch mehr Zeit haben wird, sich der ASO und der Sache unserer Landsleute in der Welt zu widmen».
Um die Anliegen der Fünften Schweiz in der Bundesversammlung zur Sprache zu bringen und zu vertreten, kann die ASO laut Rustichelli auch weiterhin auf die parlamentarische Gruppe Auslandschweizer zählen.
Auch wenn Lombardi nicht mehr im Parlament sitzt, bleibt er laut Rustichelli ein führender Akteur in der schweizerischen Politlandschaft, nicht nur wegen seiner tiefen Kenntnis aller Dinge, sondern auch wegen seines umfassenden Netzwerks. «Wir dürfen nicht vergessen, dass er selbst Unternehmer ist», betont Rustichelli.
Die Bedeutung des Tessins auf der nationalen politischen Bühne zeigt sich auch in der Berichterstattung der Medien aus der ganzen Schweiz über Lombardis Abwahl. Der Zürcher «Tages-Anzeiger» respektive der Berner «Der Bund» schrieben in einem Artikel mit dem Titel «Dem Titanen fehlten 45 Stimmen»: «45 Stimmen aber auch, die eine der prägnantesten Figuren aus dem Bundeshaus entfernen. Filippo Lombardi, dieser 63-jährige Tessiner Titan, in dem sich finanzielle, politische und gesellschaftliche Macht zu einem eigentlichen Kraftzentrum verbinden; der im ersten Wahlgang vom 20. Oktober am meisten Stimmen auf sich vereinigte und eigentlich als unabwählbar galt; dieser Filippo Lombardi verpasst nach 20 Jahren im Ständerat die Wiederwahl.»
Andere wären abgetaucht oder hätten eine Nachzählung verlangt. Filippo Lombardi steht im bittersten Moment seiner politischen Karriere hin und erklärt seine Abwahl nach 20 Jahren im Ständerat – staatsmännisch und zugleich sportlich. Respekt, @lombardi1956Externer Link! #WahlCH19Externer Link #SRTI19Externer Link pic.twitter.com/ZF1U9suFeKExterner Link
— Mark Balsiger (@Mark_Balsiger) November 18, 2019Externer Link
Für die politische Mitte des Kantons Tessin war es ein historischer Tag: Zum ersten Mal seit über hundert Jahren sind CVP und FDP nicht mehr im Ständerat vertreten. Stattdessen übernehmen SVP und SP.
Für die CVP besonders bitter: Sie verliert mit Lombardi eine Schlüsselfigur in der nationalen Politik. In einem InterviewExterner Link mit SRF sagte Lombardi: «Das tut mir für die CVP natürlich sehr leid. Aber ich kann nicht für die CVP die Tessiner Wähler umstimmen, wenn sie etwas anderes wollen.»
(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)
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