Der Schweizer-Club Aachen – wie Phönix aus der Asche
Hans Krebser, ein Mann aus dem Kanton Bern, machte sich im 19. Jahrhundert auf nach Deutschland, um beruflich weiterzukommen. Neun Jahre später, 1891, gründete er den Schweizer-Club Aachen. swissinfo.ch besucht den heute blühenden Club, um vor den Eidgenössischen Wahlen im Herbst der Fünften Schweiz den Puls zu nehmen.
Um Mitglied im Schweizer-Club AachenExterner Link zu werden, braucht es nicht zwingend den Schweizer Pass. Denn er will ein Club für alle sein, die sich der Schweiz verbunden fühlen. Die Stadt im Dreiländereck Deutschland, Belgien und den Niederlanden ist denn auch geprägt durch ein stetiges Kommen und Gehen über Grenzen.
Der Schweizer-Club Aachen in Zahlen
Gründung: 1891
Mitglieder: 92 Personen zwischen 1 und 92 Jahren, darunter 30 Paare und 13 Familien mit Kindern
Leitung: 6 Personen (3 im Vorstand, 3 Beisitzer)
Jährliche Aktivitäten: 6-7
Publikationen: auf der Club-WebsiteExterner Link
So leben heute auch einige der Mitglieder im benachbarten Belgien. Und mit Schweizer Clubs in Belgien und den Niederlanden gibt es einen regen Austausch. So findet beispielsweise alle zwei Jahre ein Dreiländer-Treffen statt. Dieses Jahr lädt Aachen Mitte September in die historische deutsche Stadt Stolberg ein.
swissinfo.ch vor Ort
Anlässlich der Eidgenössischen Wahlen diesen Herbst wird swissinfo.ch drei Tage in Aachen mit dem dortigen Schweizer Club und einigen seiner Mitglieder verbringen. Das Ziel ist, diese Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, ihre Interessen, Anliegen und Sorgen besser kennenzulernen.
Die deutschsprachige Redaktion wird Porträts realisieren, ein Podiumsgespräch veranstalten und mit Vereinsmitgliedern verschiedene Interviews im Zusammenhang mit den Wahlen durchführen. Die Artikel und Videos dieses Besuchs werden wir im Verlauf der nächsten Monate auf swissinfo.ch publizieren.
Gründervater aus Thun
Die Geschichte des Schweizer-Clubs Aachen ist untrennbar verknüpft mit jener von Hans Krebser aus Thun, einer Stadt im Berner Oberland. Krebser war 1882 für seine Berufsausbildung in die Kaiserstadt gekommen. Er verliebte sich dort und wurde als Transportunternehmer sesshaft.
1891, anlässlich des 600. Geburtstags der Schweiz, gründete er zusammen mit einigen Landsleuten den Schweizer-Club Aachen. Wegen der internationalen Attraktivität der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) und des Instituts für Textiltechnik stiessen immer neue, junge Mitglieder zum Club. «Neben der Pflege der Sitten und Gebräuche aus der Heimat ging es dem Verein auch darum, Not leidende Landsleute zu unterstützen», hiess es 2016 in einer Pressemitteilung zum 125-jährigen Bestehen des Clubs.
Harte Kriegszeiten
Im 20. Jahrhundert machte der Club eine regelrechte Achterbahnfahrt durch. Der Erste Weltkrieg sorgte für einen ersten, drastischen Einbruch der Mitgliederzahlen. Nach Kriegsende blühte der Club unter der Leitung von Hans Krebsers Sohn Willy allmählich wieder auf.
Die Wirren des Zweiten Weltkriegs machten ein Vereinsleben unmöglich, weshalb der Club ruhte. Im Nachkriegs-Deutschland machten sich die Aachener Schweizer verdient. Präsident Willy Krebser war massgeblich an der Eidgenössischen Hilfsaktion «Nahrung für Aachener Kinder» beteiligt. In einer grossen Hilfsaktion sammelte er rund 60’000 Franken, um damit unter anderem Medikamente zu kaufen. Offiziell wiedereröffnet wurde der Club erst wieder 1952, und seither geht es stetig bergauf.
Der Schweiz verbunden
Seit 2019 ist Marisa Broggini Präsidentin des Clubs, die zehnte Person in diesem Amt. Zuvor amtete sie ein Jahrzehnt lang als Vizepräsidentin). Ihr Vater ist gebürtiger Schweizer aus dem Kanton Tessin. «Ich wurde zwar in Deutschland geboren, fühle mich der Schweiz aber sehr stark verbunden. Ein Teil der Familie lebt immer noch in der Schweiz», sagt sie. Broggini sind ihre Wurzeln wichtig, so spricht sie beispielsweise fliessend Italienisch.
Eines der zentralen Merkmale im Schweizer-Club Aachen ist für die Präsidentin «die Herzlichkeit zwischen den in ihrer Individualität und Herkunft unterschiedlichen aber in Schweizer Tradition verbundenen Mitgliedern. Es hat mir von Anfang an grossen Spass gemacht, in dieser Gemeinschaft mitzuwirken und sich auszutauschen, sich zu unterhalten», sagt sie.
Weil der Club in den letzten Jahren etwa 30 neue jüngere Mitglieder gewinnen konnte, habe man das Durchschnittsalter senken können, so Broggini. Das Gemeinschaftsgefühl werde auch dadurch gestärkt, dass sich die Mitglieder aktiv in die Programmgestaltung einbringen könnten, «teilweise auch in der Organisation». Jüngstes Beispiel: das Podiumsgespräch, das in Zusammenarbeit mit swissinfo.ch realisiert wird.
Ein Schweizer Blick auf die Eidgenössischen Wahlen in sechs Ländern!
Vor den Eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober 2019 trifft swissinfo.ch Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in sechs verschiedenen Ländern.
Wir wollen den Puls der Fünften Schweiz fühlen, ihre Ansprüche und besonderen Bedürfnisse erfahren. Journalisten besuchen Schweizer Vereine und Clubs in Deutschland, Frankreich, Italien, Brasilien, Argentinien und den USA.
Podiumsdiskussionen, Porträts und Interviews in verschiedenen Sprachen finden Sie auf swissinfo.ch. Um die Aktion live zu verfolgen, verwenden Sie die Hashtags #SWIontour und #WeAreSwissAbroad auf InstagramExterner Link, Facebook Externer Linkund TwitterExterner Link.
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