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Wo die US-Gelder für die WHO hingehen

Hauptquartier der Weltgesundheits-Organisation
Mehr als 7000 Menschen aus über 150 Ländern arbeiten für die WHO in 150 Büros auf der ganzen Welt und an ihrem Hauptsitz in Genf. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Die USA haben der in Genf ansässigen Weltgesundheits-Organisation (WHO) wegen deren Umgang mit der Coronavirus-Pandemie vorübergehend den Geldhahn zugedreht. Hier ein Blick auf die jüngsten US-Beiträge an die UN-Gesundheitsbehörde, und wie das Geld ausgegeben wurde.

Am 14. April verkündete US-Präsident Donald Trump, dass die US-Beiträge an die WHO eingefroren würden, während seine Regierung eine Überprüfung der Reaktion der Organisation auf die Pandemie durchführe. Die Überprüfung werde wahrscheinlich 60 bis 90 Tage dauern, sagte er.

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Zahlreiche Gesundheitsexperten und Führungspersönlichkeiten verurteilten den Entscheid der USA. Darunter UNO-Generalsekretär Antonio Guterres und der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Aussenpolitik, Josep Borrell.

«Wir bedauern den Entscheid des Präsidenten der Vereinigten Staaten, die Einstellung der Finanzierung der WHO anzuordnen», sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, rief aber zu Einheit in der Bekämpfung der Pandemie auf. «Die Vereinigten Staaten von Amerika sind seit langem ein langjähriger und grosszügiger Freund der WHO, und wir hoffen, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird», sagte er am Mittwoch an einer Medienkonferenz.

Die Organisation sei noch daran, die Auswirkungen zu prüfen und «versucht, eventuelle Lücken mit Partnern zu füllen», sagte Tedros. Trump hatte der WHO vorgeworfen, die Pandemie schlecht gehandhabt und ihre Ausbreitung vertuscht zu haben. Er kritisierte auch das Verhältnis zu China und sagte, die UN-Organisation müsse zur Rechenschaft gezogen werden.

Sollten die USA ihre Unterstützung für längere Zeit aussetzen, würde dies ein riesiges Loch in die Kasse der WHO reissen. Die Vereinigten Staaten sind der grösste Geldgeber an die WHO. Sie steuern rund 15% beiExterner Link an ein Budget, das 5,6 Milliarden US-Dollar (5,4 Mrd. Fr.) für 2018-2019 beträgt.

Polio, Tuberkulose und andere Krankheiten

Die WHO finanziert sich durch eine Mischung aus Pflichtbeiträgen, welche die Länder zahlen, um WHO-Mitglied zu sein, und freiwilligen Beiträgen. Etwas mehr als ein Viertel der US-Beiträge für 2018-2019, 237 Millionen Dollar, waren Pflichtbeiträge.

Wie viel ein Mitgliedstaat zahlen muss, wird auf einer gleitenden Skala im Verhältnis zu Reichtum und Bevölkerung des Landes berechnet. Für 2018-2019 steuerten die USA zudem 656 Mio. Dollar freiwillige Beiträge für Länderprogramme bei.

In den letzten Jahren gingen die Pflichtbeiträge an die Weltgesundheits-Organisation zurück, und freiwillige Beiträge machten mehr als drei Viertel der Finanzierung aus. Sie stammten aus einer Reihe von Quellen, öffentlichen wie privaten.

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Der grösste Anteil der zweckgebundenen US-Gelder (158 Mio. Dollar, d.h. fast 30% der gesamten freiwilligen Beiträge in diesem Zeitraum) gingen an die WHO-Programme zur Ausrottung von PolioExterner Link. Den Löwenanteil der Gelder erhielt die Polio-Arbeit in Nigeria, Pakistan, Somalia, der Demokratischen Republik Kongo, Afghanistan, Südsudan, Kenia und Äthiopien.

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100 US-Millionen gingen in diesem Zeitraum an das WHO-Programm zur Unterstützung von Community-Gesundheitsprogrammen, primärer Gesundheitsversorgung, Ambulanzdiensten und Krankenhäusern sowie anderen Einrichtungen der tertiären GesundheitsversorgungExterner Link, hauptsächlich in Irak, Jemen, Sudan, Syrien und Afghanistan.

Weitere 44 Millionen Dollar gingen an weltweite WHO-Operationen zu Impfstoffen und vermeidbaren KrankheitenExterner Link. Dabei geht es um Unterstützung der Länder bei der Umsetzung von Impfplänen zur Eliminierung und Kontrolle von Krankheiten wie Masern, Röteln und Hepatitis B. Schliesslich flossen 33 Millionen Dollar in die Tuberkulose-ArbeitExterner Link.

Im gleichen Zeitraum 2018-2019 gab die Schweiz der Organisation 38,8 Millionen Dollar – 10,9 Millionen Dollar an Pflichtbeiträgen und 27,9 Millionen Dollar an freiwilligen Beiträgen.

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(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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