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Die Kunst, Junge zum Abstimmen und Wählen zu motivieren

Une étoile de style hollywoodien avec l inscription Cinécivic.
Ein Filmsternchen sein und die Bürgerrechte fördern. Cinécivic bringt die beiden Ziele zusammen. CineCivic

Der Wettbewerb CinéCivic will Kindern und Jugendlichen zeigen, wie wichtig Abstimmungen und Wahlen sind. Zu diesem Zweck realisieren junge Menschen einen kurzen Film oder entwerfen ein Plakat. Am Kreativitätswettbewerb beteiligen sich immer mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Abschlussfeier 2017/18 fand soeben in Genf statt.

Die Zahl der Teilnehmenden an CinéCivic hat sich in fünf Jahren verdreissigfacht. Dies sagte die Genfer Kanzlerin Anja Wyden Guelpa bei der vor kurzem erfolgten Preisverleihung der Ausgabe 2017/2018. Die fünfte Ausgabe von CinéCivic schlug mit 930 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den Kantonen Genf, Waadt, Neuenburg, Freiburg, Bern und Wallis alle Rekorde. 67 Kurzfilme und 286 Plakate wurden realisiert. Die Jury vergab in den unterschiedlichen Kategorien 15 Preise.

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Alle Preisträger posieren sich zum Ende der 5. Ausgabe von CinéCivic.

Für die Preisträger ist es natürlich eine Freude, eine Auszeichnung zu erhalten und bei Festivals sowie in den Medien präsent zu sein. Darüber hinaus werden die Werke aber konkret für den Zweck genutzt, für den sie geschaffen wurden. Das heisst: Die Gleichaltrigen sollen überzeugt werden, dass die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen ein Privileg ist, das man nutzen sollte. «Wenn das Volk von seinem Stimmrecht nicht Gebrauch macht, wird es von Minderheiten als Geisel gehalten», meinte die Genfer Erziehungsdirektorin Anne Emery-Torracina anlässlich der Preisverleihung.

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Una coppia di giovani su un cavallo fermo in mezzo alla campagna ginevrina, vicino a una cassetta della Posta Svizzera.

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«Rocambolesque»

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Publikumspreis ist beispielhaft für den Geist, der bei diesem Wettbewerb herrscht. Kunst und direkte Demokratie gehen Hand in Hand. Im Vordergrund steht die Interaktion mit jungen Menschen. Ihnen soll die Botschaft vermittelt werden, dass ihre Meinung wichtig ist und zählt. Die Art und Weise der Preisvergabe spiegelt den Lebensstil der jungen Generation: Die jungen…

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Wenn die Stimmbeteiligung der unter 30-Jährigen im selben Ausmass wachsen würde wie die Beteiligung am Wettbewerb CinéCivic, könnte Genf wohl einen Weltrekord verbuchen. Doch die Realität sieht leider anders aus. Diese Grafik zeigt klar auf, dass die Jungen bei Urnengängen vor allem mit Abwesenheit glänzen.

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Affiche faite avec des croix et qui représente un visage.
Dieses Gesicht ist mit Kreuzen dargestellt. Nur 30% der Kreuze sind fett gedruckt, was der Teilnahmequote der unter 30-Jährigen an den verschiedenen Umfragen entspricht. Kimberly Hurtado aus dem Kanton Waadt gewann mit dieser symbolischen Darstellung mit der Botschaft «Every Vote Matters», den ersten Preis für Plakate der Altersgruppe 17-25 Jahre. CinéCivic

Aktive Beteiligung

Angesichts dieser Situation hatten die Kanzlerin und ihr Team einen Aktionsplan entworfen, um junge Menschen davon zu überzeugen, aktiv an Wahlen und Abstimmungen teilzunehmen. Der Kerngedanke der Genfer Erziehungsdirektorin Anne Emery-Torracina bestand darin, den Jungen zu zeigen, dass die anderen, und insbesondere die Alten, für sie entscheiden, wenn sie selbst nicht an die Urne gehen. Das wollte sie den jungen Menschen klar machen. Und um diese Überlegungen zu vermitteln, wollte sie auf die Sprache und die Kommunikationsformen der Jugend zurückgreifen.

Und wer kennt diese Sprache besser als die Jugendlichen selbst? Darum hat die Staatskanzlei Genf entschieden, die Jugendlichen zu einer aktiven Teilnahme einzuladen. CinéCivic ist sozusagen die Speerspitze eines Massnahmenbündels. «CinéCivic allein würde kaum ausreichen, junge Menschen an die Urne zu bringen», sagt Anja Wyden Guelpa. Der Prozess, um die Stimm- und Wahlbeteiligung zu erhöhen, wird ihrer Meinung nach aber noch lange und steinig sein.

Einladung zum Regierungssitz

Doch der Erfolg des Wettbewerbs CinéCivic gibt Anlass zu Hoffnung. Was in Genf begann, hat sich inzwischen als Kreativitätsfestival in sämtlichen frankophonen und zweisprachigen (deutsch- französischen) Kantonen ausgebreitet – mit Ausnahme vom Kanton Jura.

Wird das Programm vielleicht eines Tages auf die ganze Schweiz ausgeweitet? Im Moment weiss dies niemand. Doch mit Sicherheit ist die Schweizer Regierung bereits auf diesen künstlerischen Wettbewerb mit staatsbürgerlichen Zielen aufmerksam geworden. Bereits zum zweiten Mal kam Bundesrätin und Justizdirektorin Simonetta Sommaruga zur Preisverleihung, um den Wettbewerb zu loben und die Gewinner nach Bundesbern einzuladen: «Dort werde ich Euch erzählen, wie ich persönlich die Demokratie erlebe. Demokratie ist anregend.»

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Bundesrätin Simonetta Sommaruga ermutigt mit ihrem Besuch in Genf die jungen Talente dieser Bürgerinitiative,

(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

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