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Präsident Hildebrand und Direktorin Demeester vor Amtsantritt

Philipp M. Hildebrand, neuer Präsident Zürcher Kunstgesellschaft, links, und Ann Demeester, neue Direktorin Kunsthaus Zürich, am Montag vor dem Kunsthaus Zürich. KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER sda-ats

(Keystone-SDA) Am Kunsthaus Zürich tritt diese Woche Philipp Hildebrand sein neues Amt als Präsident der Kunstgesellschaft an. Am 1. Oktober wird Ann Demeester offiziell die Direktion des Kunsthauses übernehmen. Beide haben sich am Montag den Medien gestellt.

Im Zentrum der Veranstaltung stand – wenig überraschend – der Umgang des Kunsthauses mit dem problematischen Erbe der Sammlung Bührle. Weder Hildebrand noch Demeester machten einen Hehl daraus, dass dem Kunsthaus in diesem Zusammenhang noch viel und komplexe Arbeit bevorsteht.

Beide stellen sich nun der Erforschung der Herkunft der Werke in der Sammlung (Provenienzforschung). Dabei sei es eine grosse Herausforderung, so Hildebrand, überhaupt geeignete unabhängige Experten zu finden, die diese Arbeit leisten können. «Das ist ein eng gestecktes Feld.» Weder Hildebrand noch Demeester wollten in diesem Zusammenhang Angaben zu einem möglichen zeitlichen Rahmen machen. Derzeit laufen die Vorarbeiten, im Rahmen derer vor allem die Unabhängigkeit des Expertengremiums sichergestellt werden soll. Erste Ergebnisse hierzu wurden für den kommenden Sommer in Aussicht gestellt.

Nächster Knackpunkt wird sein, was mit Kunstwerken geschehen soll, von denen die Forschungen ergeben, dass sie unrechtmässig in die Sammlung gelangt sind. Es geht darum, ob vor dem Hintergrund des Holocaust Kunst aus jüdischem Besitz geraubt wurde oder ob Jüdinnen oder Juden unter Zwang verkauft haben, etwa weil sie Geld benötigten, ihren Lebensunterhalt auf der Flucht zu bestreiten.

«Heute handlungsfähiger»

Immerhin, so Hildebrand am Montag, sei man mit dem neuen Leihvertrag zwischen der Eigentümerin der Sammlung, der Stiftung Sammlung E.G. Bührle, und der Zürcher Kunstgesellschaft als Trägerverein des Zürcher Kunsthauses «heute handlungsfähiger». Doch diese erhöhte Handlungsfähigkeit besteht lediglich darin, dass allenfalls Bilder aus der Bührle-Sammlung abgehängt werden können. Sanktionsmöglichkeiten hat das Kunstmuseum nicht. Denn Besitzerin der Kunstwerke der Sammlung ist und bleibt die Stiftung; letztlich bestimmt also sie, ob unrechtmässig in die Sammlung gelangte Bilder zurückgegeben oder entschädigt werden.

Hildebrand betonte jedoch, er könne sich «keine Welt vorstellen», in der ein klarer Fall «Handlungsnotwendigkeit signalisiere und die Kunstgesellschaft dies nicht unterstützt». Will heissen, die Kunstgesellschaft unter seiner Führung will sich dafür einsetzen, dass wo nötig, Bilder auch zurückgegeben werden.

Ein weiterer Punkt, der in der Vergangenheit für Kritik gesorgt hat, war, wie der Öffentlichkeit in der Ausstellung die Sammlung vermittelt werden soll. Dazu sagte Demeester, dies werde «im nächsten Jahr» überarbeitet. Da Geschichte immer wieder unter neuen Perspektiven betrachtet werde, sei diese Vermittlung ein dynamischer Prozess, «der nie zu Ende ist».

«Kontroverse Diskussionen fördern»

Hildebrand wie Demeester versuchten zu vermitteln, warum sie überhaupt die jeweiligen Ämter übernommen haben für eine Institution wie das Kunsthaus Zürich, der ein derartig scharfer Wind entgegen bläst. Hildebrand hob die Chance hervor, dass das Kunsthaus als Museum eine Plattform für den sozialen Austausch, für Auseinandersetzung sein solle. «Wir wollen die kontroverse Diskussion fördern», sagte er. Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank war Ende Mai zum Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft, der Trägerin des Kunsthauses Zürich, gewählt worden.

Die gebürtige Belgierin Ann Demeester war bereits vor einem Jahr zur neuen Direktorin des Kunsthauses Zürich bestimmt worden. Sie war zuletzt Direktorin des Frans Hals Museums im niederländischen Haarlem. Seit Anfang diesen Jahres war sie monatlich jeweils eine Woche im Zürich, um sich in ihre neue Position einzuarbeiten.

Der Herausforderungen, die auf sie zukommen, zeigt sie sich bewusst. Sie möchte das Kunsthaus als Museum demokratisieren; ein Museum sei kein Raum «der Anbetung nur für Eingeweihte», so Demeester. Und im Zusammenhang mit der Bührle-Sammlung wie auch all den anderen Sammlungen des Museums, will sie die Vergangenheit untersuchen und die Zukunft gestalten («examine the past, imagine the future»). Wie sie und ihr Team sich diese Zukunft vorstellen, welche Ausstellungen von ihr zu erwarten sind, das wird sie 2024 zeigen.

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