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Rieter 2010: Wieder Gewinn – Automotive geht als Autoneum an die Börse (Zus)

Winterthur (awp) – Die Rieter Holding sagte der lange gehegten Dualstrategie «Adieu» und organisiert sich neu: Das Unternehmen wird in die zwei bestehenden Einheiten Textile Systems und Automotive Systems aufgeteilt. Beide Teile sollen als separat börsenkotierte Gesellschaften mit selbständigem Aktionariat und Management weitergeführt werden. Die Voraussetzungen dafür sieht Rieter geschaffen, nachdem im Geschäftsjahr 2010 die Rückkehr in die Gewinnzone glückte.
Um die Aufteilung durchzuführen, wird Rieter die Aktien der juristischen Einheit, welche heute das Automotive-Geschäft hält, als Sonderdividende an die Aktionäre ausschütten. Die Gesellschaft wird gemäss den Plänen an der SIX Swiss Exchange unter dem Namen Autoneum kotiert.
Nach erfolgtem Abschluss der Transaktion wird Rieter das Geschäft von Textile Systems weiterführen. Dieses soll an der Börse unter dem Namen Rieter kotiert bleiben. Der Verwaltungsrat verfolge das Ziel, für beide Geschäftsbereiche die bestmöglichen Voraussetzungen für die künftige Entwicklung zu schaffen, erklärte VR-Präsident Erwin Stoller vor den Medien.
KEINE SYNERGIEN MEHR
«In den letzten Jahren haben sich die Märkte für beide Divisionen dramatisch verändert», begründete Stoller den Schritt. Es sei nicht mehr so, dass die beiden verschiedenen Geschäfte gegenseitig die Auswirkungen der konjunkturellen Zyklen dämpfen würden. Weiter sieht er auch keine Synergien mehr zwischen den Divisionen – auch nicht auf Managementebene. «Nach den tüchtigen Restrukturierungen in beiden Divisionen ist nun der richtige Moment gekommen», so Stoller. Er geht davon aus, dass die Trennung in beiden Divisionen zusätzliche Energie freisetzen wird und zeigt sich für die neuen Unternehmen grundsätzlich zuversichtlich. Beide seien nach der Trennung solide finanziert und kapitalisiert.
SPUHLER UND PIEPER ZIEHEN MIT
Die Pläne stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Aktionäre. Von den beiden grössten Rieter-Aktionären, Peter Spuhler und Michael Pieper, wird die vorgeschlagene Aufspaltung von Rieter gutgeheissen. Spuhler und Pieper sind ausserdem ein zweistufiges Lock-up-agreement in Bezug auf die Autoneum-Aktien eingegangen und haben sich verpflichtet, bis mindestens zur GV 2014 im Verwaltungsrat zu bleiben. Sie gewähren Autoneum zudem je eine nachrangige Anleihe über 12,5 Mio CHF, welche zu 6% verzinst wird.
Chef von Autoneum wird Martin Hirzel, welcher den von seiner Funktion zurücktretenden Wolfgang Drees ablöst. Finanzchef wird der bisherige CFO von Rieter, Urs Leinhäuser. Für den Verwaltungsrat sind Hans-Peter Schwald als Präsident sowie Rainer Schmückle, Michael Pieper, This Schneider, Peter Spuhler und Ferdinand Stutz vorgesehen.
Der um den Bereich Automotive verkleinerten Firma Rieter wird weiterhin in Personalunion als CEO und VR-Präsident Erwin Stoller vorstehen, neuer Finanzchef wird Joris Gröflin. Im Verwaltungsrat sitzen nebst Schneider, Spuhler, Schwald und Pieper noch Jakob Baer und Dieter Spälti.
NEUE FINANZZIELE
Im Zuge der Trennung wurden auch die Finanzziele für beide Bereiche neu definiert. Autoneum soll demnach jährlich und in Lokalwährungen um 4 bis 5% wachsen. Die EBITDA-Marge von Autoneum in der Region Europa soll mittelfristig auf 7 bis 8% zu liegen kommen. In den Regionen Nordamerika, Südamerika, Mittlerer Osten und Afrika sowie Asien soll eine nachhaltig zweistellige EBITDA-Marge erzielt werden. Die Dividenden-Ausschüttungsquote soll auf bis zu 30% zu liegen kommen.
Für die Division Textile nennt Rieter Ziele «über die Zyklen». Das Umsatz soll demzufolge jährlich um über 5% wachsen, die EBIT-Marge soll über 9% und in Spitzenjahren über 12% erreichen. Für die Ausschüttungsquote sind rund 30% des Gewinns vorgesehen.
RÜCKKEHR IN DIE GEWINNZONE
Gleichzeitig mit den Reorganisationsplänen gab Rieter die Jahreszahlen bekannt. Im Geschäftsjahr 2010 wurde ein positiver EBIT von 98,0 Mio CHF erzielt sowie ein Reingewinn von 41,6 Mio CHF. In den beiden Vorjahren waren diese Zahlen wegen des Wirtschaftseinbruchs noch tiefrot im dreistelligen Millionenbereich. Die EBIT-Marge erreichte 3,9%, wobei die Division Textile im zweiten Semester eine solche von 13,9% erzielte.
Die deutliche Verbesserung des Betriebsergebnisses basiere im Wesentlichen auf der guten Auslastung der Kapazitäten und einer günstigen Kostenstruktur mit einer signifikanten Senkung der Gewinnschwelle in beiden Divisionen. Rieter erwartet für 2011 einen weiteren Rückgang der Kosten.
Eine ordentliche Dividende wird nicht ausbezahlt. Im Zusammenhang mit der Aufteilung in zwei Einheiten soll den Aktionären aber eine Sonderdividende in der Form einer Namenaktie der neuen Autoneum Holding AG ausbezahlt werden. Den Buchwert dieser Aktien beziffert Rieter auf 69,57 CHF, der Nennwert beträgt 0,05 CHF. Pro Rieter Holding Aktie erhält der Aktionär eine Autoneum-Aktie.
2011 WEITERES WACHSTUM
Den Umsatz hatte Rieter bereits Anfang Februar bekanntgegeben. Er stieg markant um 32% auf 2’585,8 Mio CHF und der Auftragseingang gar um 64% auf 3’170 Mio CHF.
Für das Geschäftsjahr 2011 erwartet Rieter ein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich sowie eine weitere Verbesserung der operativen Marge, auch im Vergleich zum zweiten Semester.
An der Börse führte die geplante Aufteilung in zwei Einheiten sowie die über den Erwartungen ausgefallenen Zahlen zu einem Plus der Rieter-Aktie bis am frühen Nachmittag von 1,5% auf 379 CHF in einem leicht freundlichen Gesamtmarkt.
cf/dl

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