Roche trennt sich von rezeptfreien Medikamenten
Der Schweizer Pharmakonzern Roche steigt aus dem Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten aus und verkauft diesen Bereich für 3,6 Mrd. Franken an den deutschen Konkurrenten Bayer.
Roche will sich damit voll auf die Bereiche Pharma und Diagnostika konzentrieren.
Roche-Konzernchef Franz B. Humer sieht in diesen beiden Bereichen ein beachtliches Wachstumspotenzial und stetig steigende Synergie-Möglichkeiten, wie es in einer Mitteilung des Basler Pharmariesen vom Montag heisst.
Über den Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten (OTC-Geschäft) an Bayer war seit Wochen spekuliert worden. Die Transaktion muss noch von den zuständigen Kartellbehörden genehmigt werden.
Die nun mit Bayer abgeschlossene Vereinbarung umfasst laut Mitteilung folgende beiden Transaktionen: Erstens werden das in der Division Roche Consumer Health zusammengefasste Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und fünf Produktionsstätten von Bayer übernommen.
Roche machte in diesem Bereich im letzten Jahr mit rund 3200 Beschäftigten einen Umsatz von 1,6 Mrd. Franken. Weltweit wechseln die 3200 Mitarbeitenden von Roche zu Bayer.
Bayer zahlt in bar…
Zweitens veräussert Roche seinen Anteil von 50 Prozent am US-Gemeinschafts-Unternehmen zwischen Roche und Bayer. Der Preis beläuft sich insgesamt auf rund 3,6 Mrd. Franken und soll bei Abschluss der Transaktion, die für Ende dieses Jahres geplant ist, in bar bezahlt werden.
Nicht Bestandteil des Deals ist das OTC-Geschäft des japanischen Unternehmens Chugai, an dem Roche die Mehrheit hält.
…und rückt zu den drei Grössten auf
Bayer wird mit der Übernahme zu den weltweit drei grössten Unternehmen im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten aufrücken, wie Bayer-Konzernchef Werner Wenning in der Mitteilung zitiert wird.
Hauptsitz dieses Bereichs von Bayer wird Morristown im US-Bundesstaat New Jersey. Der Europa-Hauptsitz soll in die Region Basel verlegt werden. Die Forschung und Entwicklung wird in Morristown und am bisherigen Roche-Standort im französischen Gaillard angesiedelt.
Nach Ansicht von Analysten macht die Bayer-Übernahme Sinn. «Es ist strategisch ein richtiger Schritt des Konzerns, auch wenn der Preis dafür etwas hoch ist», erklärte Ludger Mues, Analyst bei Sal. Oppenheim.
Ein in der Schweiz tätiger Analyst sagte, der Verkaufspreis sei höher als vom Markt erwartet. «Für Roche ist der Deal gut und wird die finanzielle Flexibilität des Basler Konzerns erhöhen.»
Weiterer Verkauf an GlaxoSmithKline
In einem dritten Schritt gab Roche bekannt, dass eine exklusive Lizenz für das rezeptfreie Anti-Fettleibigkeits-Medikament Orlistat in den USA an GlaxoSmithKline erteilt wird.
Die Vereinbarung sieht eine Vorauszahlung von 100 Mio. Dollar (umgerechnet rund 120 Mio. Franken) und Zahlungen beim Erreichen von bestimmten Etappenzielen sowie Lizenzgebühren vor.
Roche behält aber alle Rechte in den USA für die Vermarktung von Xenical als rezeptpflichtiges Medikament.
swissinfo und Agenturen
Verkaufspreis des Roche-OTC-Geschäfts an Bayer: 3,6 Mrd. Fr.
Vorauszahlung von GlaxoSmithKline an Roche für die US-Lizenz-Erteilung für Orlistat: 120 Mio. Fr.
2003: Roche-OTC-Umsatz 1,6 Mrd. Fr. mit ca. 3200 Beschäftigten
Der Schweizer Pharmakonzern Roche trennt sich vom Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Der so genannte OTC-Bereich wird für 3,6 Mrd. Fr. an den deutschen Bayer-Konzern verkauft.
Im Weiteren veräussert Roche ihren 50-Prozent-Anteil an einem Joint-Venture mit Bayer in den USA zur Vermarktung des Schmerzmittels Aleve und weiterer OTC-Produkte ebenfalls an Bayer.
Schliesslich lizenziert die Roche-Pharma-Division die OTC-Rechte an der Anti-Fett-Pille Orlistat in den USA für eine Vorauszahlung von rund 120 Mio. Fr. an GlaxoSmithKline.
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