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Rund 1500 Personen demonstrieren in Aarau gegen Corona-Massnahmen

Die Demonstrierenden marschierten ohne Maske durch Aarau und skandierten "Liberté". KEYSTONE/ENNIO LEANZA sda-ats

(Keystone-SDA) Hunderte Personen haben am Samstagnachmittag in Aarau an einer unbewilligten Demonstration gegen die Massnahmen der Behörden im Kampf gegen die Corona-Pandemie teilgenommen. Sie marschierten durch die Altstadt und skandierten «Liberté», viele schwenkten Kuhglocken.

Laut der Kantonspolizei Aargau waren rund 1500 Demonstrierende unterwegs. Die Demonstration blieb grösstenteils friedlich. An verschiedenen Orten sei es jedoch zu Konfrontationen zwischen einzelnen Teilnehmenden der Kundgebung und der Polizei gekommen, teilte die Kantonspolizei am Samstagabend mit.

Ein Polizist sei von einem Teilnehmer mit einem Kopfstoss attackiert worden. Der mutmassliche Täter, ein 56-jähriger Mann, sei vorläufig festgenommen worden. Sechs weitere Personen seien verzeigt worden.

Keine Masken getragen

Praktisch keiner der Demonstrierenden trug eine Maske, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort berichtete. Die Polizei wählte laut eigenen Angaben ein Vorgehen, das der Entwicklung der Lage angepasst und verhältnismässig war. Die Polizisten hätten die Teilnehmer eng begleitet und diese immer wieder zu Richtungswechseln gezwungen, um die Einschränkungen für die Bevölkerung zu minimieren.

Bereits am Morgen führte die Polizei an den Zufahrtsachsen nach Aarau Kontrollen durch. Damit hätten etliche Demonstrationswillige von einer Teilnahme abgehalten werden können. Dabei seien über 180 Wegweisungen ausgesprochen worden.

Regierungsrat kritisiert Teilnehmende

Der Aargauer Regierungsrat kritisierte die Teilnehmenden nach der Demonstration in einer Medienmitteilung. Die Regierung bedauere, dass Gruppierungen mit ihrer Teilnahme an der illegalen Kundgebung sich unsolidarisch verhalten und die Schutzmassnahmen bewusst ignoriert hätten, wurde Innendirektor Dieter Egli (SP) zitiert. «Mit diesem Verhalten haben sie die eigene Gesundheit und vor allem jene der Mitmenschen gefährdet.»

Egli lobte auch den Einsatz der Polizei. Diese habe ein der Lageentwicklung und der Risikobeurteilung angemessenes Vorgehen gewählt, um eine gefährliche, gewaltsame Eskalation zu verhindern.

Gesuche für Demonstrationen abgelehnt

Gesuche für Demonstrationen am Samstag in Aarau und Wettingen hatte das «Aktionsbündnis Aargau-Zürich für eine vernünftige Corona-Politik» eingereicht. Für Wettingen hatte der Aargauer Regierungsrat Ende April das Gesuch abgelehnt, wie zuvor der Gemeinderat des Aargauer Ortes. In Aarau verbot der Stadtrat eine Kundgebung.

Anders als in Aarau waren in Wettingen keine Demonstranten unterwegs, wie ein Augenschein vor Ort zeigte.

Polizei appellierte an Bevölkerung

Die Polizei hatte die Bevölkerung im Vorfeld über den Kurznachrichtendienst Twitter mehrmals eindringlich dazu aufgerufen, Aarau und Wettingen zu meiden. Wer an einer unbewilligten Demonstration teilnehme, mache sich strafbar, schrieb die Polizei. Und wer keine Maske trage, gefährde nicht nur sich selbst, sondern auch Dritte.

Das Aktionsbündnis teilte diese Woche mit, es verzichte aufgrund der fehlenden Bewilligung auf die Durchführung einer Kundgebung in Aarau oder Wettingen. Man distanziere sich von der Organisation einer nicht bewilligten Demonstration. Gleichzeitig schrieb das Aktionsbündnis aber, man habe keinen Einfluss auf die Reaktion von mündigen Bürgerinnen und Bürgern auf das Verbot einer direktdemokratischen politischen Veranstaltung.

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