Rund tausend Russen folgen in Bern Protest-Aufruf gegen Putin-Wahl
(Keystone-SDA) Am letzten Tag der russischen Präsidentschaftswahl haben am Sonntag in Bern rund tausend Russinnen und Russen gegen Amtsinhaber Wladimir Putin protestiert. Zum «Mittag gegen Putin» hatte der Verein Russland der Zukunft / Schweiz aufgerufen.
Die Warteschlange vor der russischen Botschaft war mehrere hundert Meter lang, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Der Aufruf ging an «alle, die mit Putins Politik nicht einverstanden, gegen den Krieg und die Ungerechtigkeit sind».
Im Wahllokal könne man sich unterschiedlich verhalten, hiess es auf der Homepage. Man könne für jeden beliebigen Kandidaten ausser Putin abstimmen, den Wahlzettel durch die Auswahl von zwei unterschiedlichen Kandidaten verderben oder ihn mitnehmen. Am meisten fürchteten die russischen Behörden nämlich die Offensichtlichkeit, «dass wir die Mehrheit sind», hiess es weiter.
Damit sei der Beweis erbracht, dass Putin keinesfalls die Mehrheit der russischen Bevölkerung hinter sich hat, sagte Polina Petuschkowa, Vorstandsmitglied bei Russland der Zukunft / Schweiz, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie war selber vom Erfolg des Aufrufs beeindruckt. Den Verein gibt es in Zürich seit zwei Jahren. Zuvor hatte es in Genf seit 2015 Aktivitäten gegeben.
Bei der letzten Präsidentschaftswahl in Russland vor sechs Jahren hatten sich in der ganzen Schweiz lediglich rund 900 Russinnen und Russen an der Wahl beteiligt. Heute leben in der Schweiz gut 16’000 Russinnen und Russen.
Wahlboykott weltweit
Am Sonntag gingen weltweit tausende Russinnen und Russen zur Mittagszeit zu ihren Botschaften zum Wahlboykott von Putin. Selbst in Russland brachten hunderte in verschiedenen Städten ihren Unmut über die Wahlfarce mit Störaktionen zum Ausdruck. Sie waren einem Aufruf von Julia Nawalnaja gefolgt, der Witwe des kürzlich im russischen Gulag zu Tode gekommenen Oppositionellen Alexej Nawalny.
Die Präsidentschaftswahl in Russland erfüllt keine demokratischen Standards und ist weder frei noch fair. Sie gilt im Westen als Scheinwahl, weil keine Kreml-kritische und gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine eingestellte Kandidatinnen und Kandidaten zugelassen wurden. Nicht teilnehmen durften auch Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).