Russland macht Islamisten für Estemirowa-Mord verantwortlich
(Keystone-SDA) Zwei Jahre nach dem Mord an der Kreml-kritischen Journalistin und Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa machen russische Ermittler Islamisten für die Tat verantwortlich. Menschenrechtler bezweifelten diese Version. Der Mord an Estemirowa hatte auch international Bestürzung ausgelöst.
Es gebe ausreichend Beweise dafür, dass der später getötete Untergrundkämpfer Alchasur Baschajew sowie weitere Terroristen aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus Estemirowa im Juli 2009 entführt und ermordet hätten. Das teilte der Sprecher der nationalen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, zum Jahrestag des Mordfalls am Freitag mit.
In Moskau gab die Ermittlerbehörde Rache als mögliches Mordmotiv an. Demnach sollen Baschajew und seine Leute die Bürgerrechtlerin wegen deren Veröffentlichungen über Baschajew in der Kreml-kritischen Zeitung «Nowaja Gaseta» getötet haben.
Für das Blatt hatte auch die regierungskritische Reporterin Anna Politkowskaja bis zu ihrer Ermordung im Oktober 2006 gearbeitet. Baschajew wurde laut Medienberichten Ende 2009 bei einem Anschlag getötet.
Zweifel von Menschenrechtsorganisation
Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial forderte die Ermittler auf, weitere Spuren zu verfolgen. Die bisherigen Ansätze seien nicht nachvollziehbar. Memorial-Leiter Oleg Orlow hatte den Kreml-treuen tschetschenischen Republikchef Ramsan Kadyrow mit dem Mord in Verbindung gebracht.
Menschenrechtler kritisieren seit langem, dass die Ermittler eine Beteiligung von Kadyrows Leuten an dem Fall nicht prüfen. Experten bemängeln zudem, dass die DNA-Spuren am Tatort nicht mit Verdächtigen abgeglichen würden.
Memorial hält die Version der Ermittler für konstruiert, wie es in einer Mitteilung in Moskau hiess. Auch sei Material gegen Baschajew nicht unter Estemirowas Namen veröffentlicht worden. Vielmehr habe sich die Arbeit der bekanntesten Menschenrechtlerin im Nordkaukasus immer wieder direkt gegen die Behörden gerichtet.
Estemirowas Leiche war am 15. Juli 2009 mit Schusswunden in der Teilrepublik Inguschetien gefunden worden. Die Ermittlungen sollen im November dieses Jahres abgeschlossen werden.