Ruth Liepman: Grande Dame der Literaturagenten gestorben

Ruth Liepman: ein Leben stets im Einsatz für die Gerechtigkeit und für die Literatur. Keystone

Ruth Liepman, die Grande Dame unter den europäischen Literaturagenten, ist im Alter von 92 Jahren in Zürich gestorben. Wie Mitarbeiter ihrer Agentur mitteilten, habe sie vor zwei Tagen das Bewusstsein verloren und sei dann im Beisein ihrer Familie friedlich eingeschlafen.

Sie ist tot, die Grande Dame unter der europäischen Literaturagenten: Ruth Liepman. Im Alter von 92 Jahren verstarb sie am Dienstag (29.05.) in Zürich, wo sie seit 1961 lebte und arbeitete. In einem Nachruf heisst es, die Geschichte dieses Jahrhunderts habe ihr bewegtes Leben geprägt. Mitarbeiter der in Zürich ansässigen Agentur Liepman AG sprachen davon, dass eine grosse Ära zu Ende gegangen sei.

Die Literaturagentin vermittelte unter anderem die deutschsprachigen Rechte von Bestseller-Autoren wie Stephen King und Norman Mailer. Zu den von ihrer Agentur vertretenen bedeutenden Schriftstellern gehören Vladimir Nabokov und J.D. Salinger. Liepman war mit ihrem zweiten Mann, Heinz Liepman, die Erste, die 1949 im Nachkriegsdeutschland eine literarische Agentur gründete.

Verfolgt, geflüchtet, gekämpft und überlebt

Ruth Lilienstein wurde am 22. April 1909 in einer jüdischen Familie in der Eiffel geboren. Sie studierte in Hamburg und Berlin Jura. Am 5. Oktober 1934 erliess die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen sie einen Haftbefehl wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Ruth Lilienstein hatte sich politisch für die Linken engagiert. Vor der Klage flüchtete sie nach Holland.

In den Niederlanden traf sie den Schweizer Architekten Oskar Stock, den sie später heiratete. Diese Schutzheirat, der Schweizer Pass und eine Stelle beim Schweizer Konsulat in Amsterdam ermöglichten es ihr, Juden und politisch Verfolgte zu retten. 1943 wurde sie denunziert und musste in den Untergrund gehen.

Geschätzt und geehrt

Nach Kriegsende kehrte die später geschiedene Ruth Stock nach Hamburg zurück, wo sie dann den Schriftsteller und Journalisten Heinz Liepman heiratete. Er hatte aus dem Exil in den USA eine Liste von Autoren mitgebracht, die in Deutschland nach Verlegern suchten. Dazu gehörte auch Arthur Miller. 1961 zog das Ehepaar nach Zürich. Die Liepman AG entwickelte sich in der Folgezeit zu einer der angesehensten Literaturagenturen. 1992 ehrte sie der Kanton Zürich mit seinem Kulturpreis.

swissinfo und Agenturen