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Zwei Kinder in der Schweiz? Macht 540’000 Franken

Kinder gehen zur Schule
Der Schuleintritt eines Kindes ist für Familien in der Schweiz häufig eine Entlastung, da sie weniger Geld für familienexterne Betreuung ausgeben müssen. Keystone / Laurent Gillieron

Im Land der hohen Lebenshaltungskosten können Kinder zum Luxus werden. Die direkten Unterhaltskosten betragen im Durchschnitt zwischen 1200 und 1800 Franken pro Monat und Kind. Dazu kommen die wohl höchsten Kinderbetreuungskosten der Welt. Und mehr.

Gitarrenunterricht, Ausflüge in den Europapark, alles von der Schneekönigin, das neueste iPhone: Es gibt viele Möglichkeiten, den Nachwuchs zu verwöhnen.

Schon vor der Geburt geben viele Eltern mehrere tausend Franken für Kleidung, Kinderwagen, Babytragen oder Autositze aus, damit sie ihr begehrtes Wesen unter besten Bedingungen begrüssen können.

Aber auch ohne übertriebenen Konsum ist die Erziehung eines Kindes in der Schweiz teuer. Aber wie teuer genau? Wir wollen es herausfinden.

Soweit uns bekannt, gibt es zwei offizielle Studien zu diesem Thema, die Zahlen ausweisen. Der erste, nüchterne Titel «Kinderkosten in der Schweiz»Externer Link, stammt vom Bundesamt für  Statistik. Die Autoren haben 2009 berechnet, dass die durchschnittlichen Kosten eines von einem Paar erzogenen Kindes 819 Franken pro Monat betragen. Für zwei Kinder beträgt die Rechnung 1310 Franken, für drei Kinder 1583 Franken.

Eine Studie des Zürcher JugendamtesExterner Link, die von vielen Kantonen als Referenz verwendet wird, insbesondere für die Berechnung von Unterhaltszahlungen, kommt zu deutlich höheren Werten. Sie ist detaillierter als die des BFS und wird jedes Jahr aktualisiert. Die direkten Kosten eines einzelnen Kindes werden dort je nach Alter auf 1200 bis 1800 Franken pro Monat geschätzt.

Für ein einzelnes zehnjähriges Kind müssen Eltern also fast 1500 Franken pro Monat oder 18’000 Franken pro Jahr bezahlen. Die wichtigsten Ausgabenposten sind Wohnen (560 Franken pro Monat), Essen (340 Franken) und Freizeit (300 Franken).

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Die Ankunft eines zweiten und dann eines dritten Kindes ermöglicht erhebliche Spareffekte (je nach Situation 10% bis 40%). Für ein Paar mit zwei Kindern, dem in der Schweiz am meisten verbreiteten Familienmodell, betragen die Gesamtkosten jedoch immer noch 2500 Franken pro Monat oder 30’000 Franken pro Jahr. Multipliziert mit 18 Jahren, dem Alter der Mehrheit in der Schweiz, erreicht der Gesamtbetrag 540’000 Franken.

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In den Berechnungen des Zürcher Jugendamtes ist aber ein wesentlicher Aufwandsposten nicht enthalten: die Kinderbetreuungskosten. Laut einer OECD-Studie gehören die Schweizer Kindertagesstätten zu den teuersten der Welt. Für drei Tage Kinderbetreuung pro Woche kann die monatliche Rechnung leicht 1000 bis 2000 Franken erreichen.

Neben diesen direkten Kosten gibt es auch indirekte Kosten. Die Ankunft eines Kindes geht oft mit einem drastischen Rückgang der Erwerbsquote eines der Elternteile und damit des Familieneinkommens einher. In der Schweiz betrifft dieses Phänomen vor allem Frauen: Die Hälfte der Mütter arbeitet hier Teilzeit, die meisten weniger als 50 Prozent. Die Folgen bleiben spürbar, selbst wenn die Kinder ausgeflogen sind, da die Zeit der Mutterschaft oft negative Auswirkungen auf den Rest ihrer beruflichen LaufbahnExterner Link hat.

Andererseits bringt eine ganze Reihe von staatlichen Beihilfen eine gewisse Entlastung der Haushalte mit Kindern: FamilienzulagenExterner Link (mind. 200 Franken pro Monat und pro Kind), MutterschaftsurlaubExterner Link, Steuerabzüge (je nach Kanton variabel) oder Verbilligungen bei den KrankenkassenprämienExterner Link für die bedürftigsten Familien.

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Nein, denn viele Faktoren beeinflussen die Ausgaben für Kinder: das Einkommen der Eltern, ihre Lebenswahl, die Art der Unterkunft, ihr Wohnort oder die Nähe zu den Grosseltern. Die Erziehung eines Kindes auf dem Land ist daher billiger als in der Stadt: Die Mieten sind niedriger und das soziale Netz ist in der Regel enger und kann für niedrigere Kosten für die ausserfamiliäre Kinderbetreuung sorgen.

Ja, und das gilt besonders für Eltern, die ihre Kinder allein grossziehen müssen. Zusammen mit den isolierten Senioren ist diese Bevölkerungsgruppe am stärksten dem ArmutsrisikoExterner Link ausgesetzt: Jede sechste Alleinerziehende befindet sich in der Schweiz in einer prekären Situation. Laut Bundesamt für Statistik ist auch die Armuts- oder Armutsrisikoquote bei Familien mit drei oder mehr Kindern höher als bei der Gesamtbevölkerung.

Generell gilt die Schweiz nicht als familienfreundliches Land. In einer Mitte Juni 2019 von UNICEF veröffentlichten StudieExterner Link wird der Bund sogar als letztes familienpolitisches Land unter 31 Ländern aufgeführt. Insbesondere wird die Schweiz wegen der geringen Dauer des bezahlten Elternurlaubs und der begrenzten Anzahl von Plätzen in Kindertagesstätten für Kinder von 0 bis 6 Jahren hervorgehoben.

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(Übertragung aus dem Französischen: Balz Rigendinger)

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