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Schweizer Autorinnen und Autoren lancieren Online-Lexikon

Annette Hug, Autorin und zudem Vertreterin ihrer Zunft, weiss, dass Schreibende weniger von ihren Büchern als mehr von Lesungen oder zusätzlichen Diensten am Wort leben. Deshalb findet sie die neue Plattform wichtig, die auch diese Dienstleistungen sichtbar macht. (Archivbild) Keystone/CHRISTIAN BEUTLER sda-ats

(Keystone-SDA) Schweizer Autorinnen und Autoren haben ein eigenes Online-Lexikon gegründet. Es bildet die literarische Schweiz in der Breite ab, vernetzt Bestehendes und präsentiert Dichterinnen als Dienstleister.

Wer im Internet Schweizer Literatur sucht, findet schnell Vieles, und vor allem viel vom Gleichen. Google listet problemlos auf, welche neuesten Bucherscheinungen es wo zu kaufen gibt. Zu bekannteren Autorinnen und Autoren gibt Wikipedia kompetent Auskunft.

Schwieriger wird es, wenn man etwas tiefer gehende Informationen zu Büchern sucht. Umso mehr, wenn diese Bücher schon etwas älter sind und von unbekannten Autorinnen stammen. Dann beginnt das lange Scrollen.

3000 Autoren aus allen Sprachregionen

Um Literaturinteressierten die Suche nach brauchbaren Angaben zu erleichtern, lanciert der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) nun ein eigenes Online-Lexikon. Auf der Plattform lexikon.a-d-s sind aktuell rund 3000 Autoren aus allen Sprachregionen ab den Fünfzigerjahren erfasst. Ihre Profile enthalten die wichtigsten biografischen Angaben, eine Liste ihrer Werke und zugehörige Analysen oder Kritiken.

Angaben zu den älteren Semestern wurden teils aus dem analogen Vorläufer, dem seit 1962 viermal neu erschienenen Autorenlexikon der Schweiz, übernommen. Zeitgenössische Autorinnen können ihre Profile selbst mit Kontaktangaben und Infos ergänzen, wenn sie es möchten.

Die Website bietet auf den ersten Blick nichts Überraschendes: Sie ist nüchtern und knapp gestaltet – so wie es Lexika nun mal sind. «Wir wollten nicht in erster Linie neue Inhalte präsentieren, sondern ein Nachschlagewerk schaffen, das bestehende Informationen einfach zugänglich macht», sagt der Autor und Literaturnetzwerker Beat Mazenauer, der die Neugestaltung der Seite für den Verband betreut hat.

So sind es vor allem die Direktlinks in den Autoreneinträgen, die die Seite ausmachen. Sie führen etwa zu anstehenden Lesungen, zu Rezensionen, zu Audio- und Videodateien oder auch zu Porträts auf dem SRF-Literatur-Portal «Ansichten». Über eine Verknüpfung zum Bibliotheksportal «swissbib» findet man zudem alle Ausleihexemplare von Werken des jeweiligen Autors in Schweizer Bibliotheken. «Indem wir an andere Angebote andocken, können sich Interessierte rasch ein Bild vom Schaffen einer Autorin verschaffen», sagt Mazenauer. «Gleichzeitig können wir auch Autoren, die medial wenig beachtet werden und keine eigene Website haben, einen Auftritt ermöglichen und die ganze Breite des Schweizer Literaturschaffens abbilden.»

Autorinnen bieten ihre Dienste an

Neben der Vernetzung von brauchbaren Informationen stellt die Website die Dienstleistungen der Autoren ins Zentrum. Gleich auf der Startseite stehen prominent Angebotskategorien wie etwa «Ghostwriting», «Moderation», «Referat» oder «Bühnenauftritt». In den Kategorien findet man Autorinnen, die diese Leistungen anbieten, geordnet nach Sprache und Kanton.

Diese Funktion ist laut Schriftstellerin und AdS-Vorstandsmitglied Annette Hug sehr wichtig: «Viele Autoren leben nicht von ihren Büchern, sondern vom Drumherum, also von Auftritten und Schreibaufträgen», sagt sie. «Darum brauchen wir eine Plattform, die unsere Dienstleistungen sichtbar macht.»

Hug selbst etwa spricht neben Deutsch auch Filipino und bietet aus dieser Sprache literarische Übersetzungen an. «Ich bin in der Schweiz wohl die einzige, die das macht», sagt sie und lacht, «und doch muss dies irgendwo stehen, dass man mich finden kann.» Ganz allgemein wolle man als Verband das Bewusstsein schärfen, dass man Autoren direkt anfragen kann, wenn Not am Wort herrscht.

Etwas anders drückt es der Berner Autor Christoph Simon aus: «Wer seine Lesereihe in der Bibliothek mit Frauenpower oder Jugendstil bestücken will, wer für seine Autobiografie einen Ghostwriter sucht, wer am Podiumsgespräch Lukas Bärfuss eine Antipodin gegenüber setzen will, der findet hier schnell Namen, Kontakte und Inspiration», sagt er und fügt an: «Ich hätte es allerdings nicht Lexikon genannt, eher Autorenbestellkatalog. Oder Poetenprospekt. Oder Wortschmiedversand.»

Eine Flut von Anfragen verspricht sich Christoph Simon nicht von der neuen Website. Es ist denn auch zu erwarten, dass sie in erster Linie im Literaturbetrieb selbst, also von Veranstalterinnen, Buchhändlern oder Lehrpersonen genutzt wird.

Dennoch ist dieser gemeinsame und koordinierte Auftritt sinnvoll. Das Ringen um Aufmerksamkeit in der Buchbranche, die von der Coronakrise hart getroffen wurde, ist gross, und wer im Internet nicht gefunden wird, geht schnell einmal unter. Das Online-Autorenlexikon wirkt dem entgegen, indem es Poeten aus der Bücherecke heraus holt und aus der Informationsflut das Verlässliche herauspickt.

www.lexikon.a-d-s.ch

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