Schweizer:innen fliegen wieder auf und davon
Die Auswanderung aus der Schweiz nahm 2021 wieder zu, nachdem sie 2020 wegen der Pandemie zum Stillstand gekommen war. Auch die Internationalisierung der Auslandschweizer:innen nimmt zu: 75% besitzen mehrere Nationalitäten.
Gemäss der jährlichen Auswertung des Bundesamtes für Statistik (BFS) zu den Auslandschweizern stieg die Zahl der im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr gegenüber 2020 um 1,5%. Es gibt nun 788’000 Personen, die im Ausland bei einer konsularischen Vertretung der Schweiz eingeschrieben sind.
Im Vergleich zu 2020 stieg die Zahl in Europa (+2,2%), Asien (+0,7%), Ozeanien (+0,6%) und Amerika (+0,2%) an, während sie in Afrika (-0,6%) zurückging.
Seit über dreissig Jahren verlassen mehr Bürgerinnen und Bürger mit Schweizer Pass ihr Herkunftsland als zurückkehren. Im Jahr 2020 hat die Pandemie die Schweizer Auswanderung jedoch massiv gebremst.
Finden Sie auf unserer App 📱SWI plus📱 täglich das Wichtigste aus der Schweiz und beteiligen Sie sich an unseren Debatten – Ihre Meinung ist uns wichtig!
👉 AndroidExterner Link
👉 iPhoneExterner Link
2021 wieder mehr Ausreisende
2021, mit einer beruhigten Gesundheitssituation, verliessen 28’700 Personen die Schweiz und 22’300 kamen neu in die Schweiz. Der Wanderungssaldo belief sich somit auf -6431 Personen. Eine Zahl, die jedoch unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt.
«Wäre die Zunahme gleich hoch gewesen wie in den Vorjahren, wären wir bereits bei über 800’000 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern, also mehr als einer von zehn Schweizern», betont Ariane Rustichelli, Direktorin der Auslandschweizer-Organisation.
«Es ist ein Vorteil für unser kleines Land, so viele Auslandschweizer:innen zu haben, denn diese Menschen bauen Brücken zwischen den Kulturen. Sie sind in der Lage, die schweizerische Realität zu erklären, insbesondere die politischen Entscheidungen», fährt Ariane Rustichelli fort.
Teils über 90% mit Doppelnationalität
Die Schweizer Diaspora ist in hohem Masse plurinational. Tatsächlich besitzen drei Viertel der Auslandschweizer mindestens eine weitere Staatsangehörigkeit. Dies entspricht 590’500 Personen.
Seit 2017 ist die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer mit mehreren Pässen um 5,3% gestiegen. Der Anteil der Mehrstaatler ist auf dem amerikanischen Kontinent am höchsten. Südamerika bricht diesbezüglich alle Rekorde. In Ländern wie Chile oder Argentinien besitzen mehr als 90% der Schweizer Bürgerinnen und Bürger eine oder mehrere andere Staatsangehörigkeiten.
Europa weiterhin an der Spitze
Der grösste Teil (64%) der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer lebt in Europa, nämlich 501’600 Personen. Die Top 5 sind seit mehreren Jahren unverändert: Frankreich (203’900 Personen), Deutschland (96’600 Personen), Italien (50’500 Personen), Grossbritannien (38’900 Personen) und Spanien (25’100 Personen). Von diesen Ländern verzeichnete das Vereinigte Königreich den grössten Zuwachs: 3% mehr Auslandschweizer als im Jahr 2020.
286’300 Schweizer Staatsangehörige sind auf den anderen Kontinenten ansässig. Die grössten Gemeinschaften ausserhalb Europas befinden sich in den USA (81’800 Personen), gefolgt von Kanada (40’800), Australien (25’800) und Israel (22’100).
Senioren wandern am häufigsten aus
Während in Portugal nur eine geringe Anzahl von Schweizern lebt, war der Zuwachs im Jahr 2021 einer der höchsten unter den europäischen Ländern (+14,1%) und stieg von 4700 im Jahr 2020 auf fast 5400 im Jahr 2021. Das portugiesischsprachige Land ist besonders bei Rentnern aus anderen europäischen Ländern beliebt, da sie hier von grosszügigen Steuervorteilen profitieren.
Wie schon 2020 ist die Entwicklung unter den verschiedenen Altersgruppen übrigens bei den Senioren am stärksten ausgeprägt. Im Vergleich zu 2020 wanderten 2,7% mehr Senioren ins Ausland aus.
Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer steigt in allen Altersklassen und verteilt sich wie folgt: 21,1% sind jünger als 18 Jahre, 56,4% sind zwischen 18 und 64 Jahre alt und 22,5% sind 65 Jahre oder älter. Frauen (54,1%) entschieden sich im letzten Jahr etwas häufiger als Männer für einen Auslandsaufenthalt.
Mehr
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch