Schweizer Marco Sieber soll Claude Nicollier als Astronaut beerben
(Keystone-SDA) Die Schweiz hat wieder einen angehenden Astronauten. Der Schweizer Marco Sieber wird von der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) für Missionen im Weltall ausgebildet. Der bisher einzige Schweizer im Weltall war Claude Nicollier.
Der 33-jährige Sieber schaffte den Sprung für eine Ausbildung bei der ESA gemäss den Angaben als einer von mehr als 22’500 Kandidatinnen und Kandidaten. Die Ausbildung erfolge im Hinblick auf Missionen zur Internationalen Raumstation und allenfalls darüber hinaus, hiess es weiter.
Die ausgewählten Kandidaten werden im Frühjahr 2023 eine zwölfmonatige Grundausbildung im Europäischen Astronautenzentrum der ESA beginnen. Es war die erste Rekrutierung seit 2008.
Einziger Schweizer im Weltall war bisher der Astrophysiker und Militärpilot Claude Nicollier. Er absolvierte vier Raumflüge mit dem US-Space Shuttle. Insgesamt verbrachte er über tausend Stunden im All – unter anderem war er auf einem achtstündigen Weltraumspaziergang, auf dem er das Weltraumteleskop «Hubble» reparierte.
Arzt, Privatpilot und Abenteuersportler
Der frischgekürte helvetische Bald-Weltraumfahrer legte gemäss den Angaben 2007 in Burgdorf BE die Maturität ab. 2009 absolvierte er die Ausbildung als Fallschirmjäger bei der Armee. 2015 schloss er sein Studium der Medizin an der Universität Bern ab. Er legte die beste Abschlussprüfung als Arzt ab und befasste sich in seiner Doktorarbeit mit der robotergestützten Chirurgie.
Später spezialisierte er sich auf die Notfallmedizin, wie Sieber bei seiner Vorstellung in Paris erklärte. Er wurde 2018 Chefarzt der Swisscoy für die KFOR (Kosovo) und arbeitete bis 2019 als Assistenzarzt für Notfallmedizin am Universitätsspital Bern. Von 2019 bis 2021 war er Assistenzarzt in der Anästhesie in Interlaken BE. Seit 2020 arbeitet der Weltraumlehrling als Notarzt in der Helikopterrettung, seit 2021 als Assistenzarzt in der Urologie am Spitalzentrum Biel BE.
Sieber besitzt laut ESA-Steckbrief eine Privatpilotenlizenz. In seiner Freizeit ist er Abenteuersportler und betreibt unter anderem Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen, Tauchen, Skitouren und Kitesurfen.
Erstmals auch Anwärter mit Behinderung
Erstmals stellte die ESA am Mittwoch auch «Parastronauten» vor. In der neuen Astronautenklasse werden nicht nur Berufsastronauten und Mitglieder der Astronautenreserve, sondern erstmals auch Astronauten mit einer körperlichen Behinderung auf Flüge und Aufenthalte im All vorbereitet. Letztere für ein «Durchführbarkeitsprojekt», wie die ESA schreibt.
Dafür hat die ESA ihre bislang äusserst strengen Kriterien geändert und Kandidaten und Kandidatinnen zugelassen, denen etwa ein Bein fehlt oder deren Beine Fehlbildungen aufweisen.