Sie wollen einen Job in der Schweiz? Das müssen Sie beachten!
Sie suchen einen Job in der Schweiz? Dann nehmen Sie sich diese Tipps zu Herzen.
swissinfo.ch ist zehnsprachig, unsere Leserschaft kommt aus aller Welt. Kein Wunder also, dass uns eine Frage von Leserinnen und Lesern immer wieder gestellt wird: Wie ergattere ich einen Job in der Schweiz? Wir haben bei den Top-Konzernen nach Tipps gefragt.
Das Alpenland Schweiz beheimatet tausende ausländische und schweizerische Konzerne, die international tätig sind. Viele von ihnen bieten attraktive Stellen an. Doch worauf schauen diese Unternehmen bei Bewerberinnen und Bewerbern? Wir haben nachgefragt und erhielten interessante Antworten mit klaren Trends.
Job-Profil erfüllen
Wenn Nestlé, Roche, Glencore, ABB oder LafargeHolcim auf Ihrer Visitenkarte steht, klingt das vielleicht grossartig, doch nur wenige ergattern einen Job bei diesen Unternehmen. In erster Linie schaffen es nur jene, welche exakt das Fachwissen und die Fähigkeiten besitzen, die in der Job-Anzeige gefordert werden. Dies betonen leitende Angestellte dieser Konzerne gegenüber swissinfo.ch. Dieser Punkt stehe an erster Stelle bei der Auswahl eines Kandidaten.
An zweiter Stelle stehen die Werte des Unternehmens und das Entwicklungspotenzial: Internationale Konzerne stellen nur Menschen ein, welche die Mission des Unternehmens erfüllen können und sich mit ihnen weiterentwickeln.
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Digital Natives gesucht
Zu wissen, was ein Unternehmen tut, ist gut. Noch besser ist es, auch zu verstehen, wie es das Unternehmen tut. ABB, ein schwedisch-schweizerischer Technologiekonzern, hat ein umfangreiches Modell entwickelt, welche die Eigenschaften und Verhaltensweisen beschreibt, die sie von ihren Mitarbeitern fordert.
Das Spektrum reicht von Gespür für Innovation über speditives Arbeiten bis hin zu kundenorientiertem- und qualitätsbewusstem Handeln. Jeder Job-Kandidat wird anhand dieser Matrix bewertet.
«Als wegweisendes Technologie-Unternehmen, das sich in einer zunehmend volatilen Welt behaupten muss, verlangen wir von den Kandidaten auch Widerstandsfähigkeit, partnerschaftliches Ethos, rasche Auffassungsgabe, eine digitale Denkweise und die Fähigkeit, sich intensiv mit virtuellen Welten auseinanderzusetzen», sagt Prasad Swaminathan, ABB-Leiter Bereich Talente und Lernen.
Das Unternehmen hat 135’000 Angestellte aus 162 Ländern, die meisten von ihnen sind im Dienstleistungsbereich tätig, der Rest arbeitet in den rund 270 Produktionsstätten.
Auch bei LafargeHolcim ist digitales Know-How das A und O. «Wir suchen Menschen mit Integrität und Unternehmergeist, die ergebnisorientiert, kooperativ und digital versiert sind», sagt Cláudio Nagib Calçada, Group Head Talent Management bei LafargeHolcim. Das global tätige Unternehmen stellt Baustoffe und Lösungsmittel her und beschäftigt weltweit knapp 82’000 Mitarbeiter, davon fast 2000 in der Schweiz.
Auslanderfahrung hilft
Sofern Sie sich gerüstet für den Job fühlen, schreiben Sie eine Bewerbung. Wichtig ist auch der Lebenslauf. Entscheidend ist dort vor allem die inhaltliche Klarheit.
Wenn Sie sich für eine Einstiegsposition bewerben, werden Unternehmen Ihre Ausbildung, Abschlüsse und ausserschulischen Aktivitäten unter die Lupe nehmen. Bei Führungspositionen werden frühere Berufserfahrung sowie Management- und Führungsfähigkeiten stärker berücksichtigt.
Bei internationalen Bewerbern kommt noch ein Kriterium hinzu: Die Fähigkeit, sich an eine neue Kultur anzupassen und in einem multikulturellen Umfeld zu arbeiten. Von Vorteil sind natürlich auch Fähigkeiten und Eigenschaften, welche im lokalen Kandidatenpool nicht zu finden sind.
«Die Kunst besteht darin, Ihre Karriere so zu beschreiben und zusammenzufassen, dass die Neugierde des zuständigen Managers geweckt wird», sagt Calçada von LafargeHolcim.
Was Referenzen und Empfehlungsschreiben von früheren Arbeitgebern betrifft, gehen die Meinungen der befragten Unternehmen auseinander. Bei LafargeHolcim sind beide wichtig. Roche legt mehr Wert auf Erfahrung, kann aber für einige Positionen «ein Arbeitszeugnis» verlangen.
Nestlé berücksichtigt systematisch Referenzschreiben in späteren Phasen des Rekrutierungsprozesses, berücksichtigt jedoch selten Spontanbewerbungen.
Ehrliche Selbsteinschätzung
Und plötzlich werden Sie eingeladen – herzlichen Glückwunsch! Wenn Sie nicht in der Schweiz leben, so besteht meistens die Möglichkeit, dass das erste Interview über Telefon oder Skype geführt wird. Die meisten internationalen Unternehmen bieten während der letzten Phase des Einstellungsprozesses die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch.
Ein wichtiger Rat, den viele Manager geben: Seien Sie vorbereitet und seien Sie Sie selbst. Die Frage «Was wissen Sie über uns?» wird oft gestellt.
«Es mag logisch und einfach klingen, aber Sie werden überrascht sein, wie viele Kandidaten das nicht richtig machen», sagt Gerda Schwindt, Leiterin der Personalabteilung bei Glencore, einem Schweizer multinationalen Rohstoffhandels- und Bergbauunternehmen mit Sitz in Baar.
«Informieren Sie sich darüber, wer wir sind und was wir tun. Wenn die Frage kommt, sollten Sie mehr sagen können als dass Glencore 1974 von Marc Rich gegründet wurde.»
Besonders gut auf die Gespräche vorbereitet seien die ganz Jungen, die 15- bis 16-Jährigen, sagt Schwindt. Ebenso die Hochschulabsolventen, weil diese hungrig nach Arbeit seien. Besonders wichtig bei Glencore seien starke Motivation sowie die Bereitschaft, in einer nicht-hierarchischen Unternehmensstruktur zu arbeiten.
«Anders als bei den Finanzdienstleistern kann man bei Glencore nicht einfach die Karriereleiter hochsteigen», sagt Schwindt. «Unsere Organisationsstruktur ist sehr flach, damit müssen Bewerber zurechtkommen.»
«Recherchieren Sie umfassend über das Unternehmen und bereiten Sie sich darauf vor, dieses Wissen während des gesamten Interviews abzurufen», betont auch Calçada von LafargeHolcim. «Lernen Sie, Ihrem Interviewer und auch Ihnen selbst zuzuhören. Achten Sie auf Ihre Körpersprache und seien Sie Sie selbst.»
«Ein einfacher, aber nützlicher Ratschlag lautet, die Stellenbeschreibung sorgfältig zu lesen», sagt Inge Gratzer, Leiterin der Medienarbeit bei Nestlé, die in der Schweiz über 10’000 Menschen mit über 100 verschiedenen Nationalitäten beschäftigt. «Es ist sehr empfehlenswert, sich mit dem Unternehmen, seinen Werten und seiner Geschichte vertraut zu machen.»
Swaminathan von ABB empfiehlt Bewerbern, für sich zu überlegen, wie sie in die Strategie und der Struktur des Unternehmens passen. «Machen Sie eine ehrliche Selbsteinschätzung und überlegen Sie, ob und warum Sie für den Job geeignet sind», sagt er.
Offene Menschen sind beliebter
Auslanderfahrung und gute Sprachkenntnisse sind ein Plus und bei einigen Unternehmen sogar ein Muss.
«In den meisten Fällen sind gute Sprachkenntnisse unerlässlich, während internationale Erfahrung je nach Position gefragt ist», sagt Gratzer von Nestlé.
«Im Allgemeinen werden Berufserfahrungen im Ausland in einem positiven Licht gesehen, da sie kulturelle Sensibilität, Fähigkeit, in einem vielfältigen Umfeld zu arbeiten, sowie Anpassungsfähigkeit zeigen», sagt Swaminathan von ABB.
Meistens ist Englisch Arbeitssprache, vor allem am Hauptsitz. Andere Sprachen sind je nach Tätigkeit und Position gefragt. In der Schweiz sind Französisch und Deutsch für Mitarbeiter in operativen Rollen oder im Personal-Management unerlässlich.
Wichtig ist auch Offenheit gegenüber anderen Kulturen. «Das ist der Schlüssel, egal ob wir auf Junior- oder Senior-Level anstellen», sagt Schwindt von Glencore. «Auch wenn eine Person nur an einem Ort arbeitet, müssen wir sicherstellen, dass diese Person eine internationale Denkweise und grosse Toleranz gegenüber anderen Kulturen hat.»
(Übertragung aus dem Englischen: Christoph Kummer)
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