«Die USA waren uns Vorbild. Umso schwieriger ist dieser Bruch»
Wie stark belasten Trumps Zölle die Beziehung? US-Kennerin Claudia Brühwiler und Industrie-Expertin Eva Jaisli analysieren in Let’s talk die aktuellen Herausforderungen.
Die Schweiz und die USA, das war lange eine solide Freundschaft. Doch seit Donald Trump auch der Schweiz mit hohen Zöllen droht, herrscht Hektik beim Bundesrat und der Exportwirtschaft. Was kann und soll die Schweiz nun tun? Und was passiert da gerade in den USA?
Darüber redet bei Let’s talk Eva Jaisli, sie ist Verwaltungsratspräsidentin der Schweizer Traditionsfirma PB Swiss Tool und Vizepräsidentin des Schweizer Industrieverbands Swissmem. Sie sagt: «Schweizer Unternehmen haben bereits seit mehr als zwei Jahren eine herausfordernde Industriekonjunktur. Jetzt kommen diese Zölle dazu.»
«Für einige ist es existenzbedrohend»
Einige Unternehmen seien stark betroffen und besorgt, vor allem jene, die in den USA grössere Umsatz-Anteile generieren und im Wettbewerb mit lokalen Produzenten keine unmittelbaren Alleinstellungsmerkmale haben. «Für sie sind die angekündigten Zölle existenzbedrohend.» Bei Zöllen von nicht mehr als 10 Prozent werde es jedoch wohl Lösungen geben.
Wenig Sorge hat Eva Jaisli um ihre Firma PB Swiss Tools. «Sie liefert unvergleichbar hohe Qualität in die USA», so Jaisli. «Wir denken darum, dass unsere Nische da bestehen bleibt.» Der Schweiz hingegen gehe vieles verloren, wenn der Zollstreit nicht gelöst werde, auch «die ganze Innovationskraft, die in diesen Handelsbeziehungen steckt».
«Die USA waren für uns in vielerlei Hinsicht Vorbild, etwa im Welthandel. Dieses Bild wird nun brüchig», sagt Jaisli. «Wir haben viele Werte, die uns verbinden. Umso schwieriger ist nun dieser Bruch.»
Abschied vom Welthandel
Für Claudia Brühwiler liegt darin «der wirkliche Bruch, der uns alle verunsichert». Brühwiler ist Professorin für amerikanisches politisches Denken und Kultur an der Universität St. Gallen. Sie sagt: «Der Treiber des Welthandels trennt sich von der Überzeugung, dass freier Handel mit möglichst vielen wohlfahrtssteigernd für alle ist.»
Damit sei der wirtschaftspolitische Konsens, dass Handel per se gut ist, zerstört worden. Brühwiler beschreibt in Let’s talk eine «neorealistische US-Aussenpolitik», in der gelte: «Staaten haben keine Freunde, sie haben Interessen.» Zuvor habe die US-Aussenpolitik auch immer eine idealistische Färbung gehabt.
Diese Entwicklungen sind laut Brühwiler jedoch nicht Donald Trump alleine zuzuschreiben.

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«Teil der US-Erfolgsstory werden»
Der Administration Trump gehe es im Umgang mit andern Ländern um die amerikanische Erfolgsstory, erklärt Brühwiler. «Die Schweiz muss nun zeigen, wie wir Teil dieser Erfolgsstory sein können, wie wir diesen Interessen zudienen können», so Brühwiler.
Dass US-Präsident Trump so durchsetzungsstark ist, hat auch Charlotte Chandler Stone überrascht. Die Schweizerin zog 1977 von Zürich nach New York. «Trump eins hat nicht genau gewusst, wie stark er sein kann. Er hatte in der ersten Amtszeit Leute im Kabinett, die ihn bändigten. Jetzt ist er umgeben von Kopfnickern», erzählt sie.
«Für mich als Schweizerin ist dieser America first-Isolationismus nicht willkommen», sagt die Auslandschweizerin. Sie habe ihren Schweizer Pass erneuert und über eine Rückkehr in die Schweiz nachgedacht, «aber meine ganze Familie ist hier».
Editiert von Samuel Jaberg
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