Die Schweiz so scharf wie noch nie
Vergessen Sie Google Maps. Zumindest dann, wenn Sie die Schweiz von oben betrachten möchten. Swisstopo, das Bundesamt für Landestopografie, bietet jetzt das ganze Land in hochauflösender Ansicht an.
So scharf und detailliert wie noch nie. Dieses Versprechen können die neuen Luftbilder der gesamten SchweizExterner Link locker einlösen. Denn sie wurden nicht wie viele andere Ansichten von Satelliten aus geschossen, sondern aus einem tiefliegenden Flugzeug.
Der Vergleich mit Google Maps ist ähnlich jenem zwischen einem analogen Fernsehbild und einem in HD (High Definition, Hochauflösung). Swisstopo, das Bundesamt für Landestopografie, begann 2017 mit diesen hochauflösenden Luftbildern – jetzt ist erstmals die ganze Schweiz fertig abfotografiert.
«Die neuen Luftbilder liefern wertvolle Informationen über die Landschaft», sagt Sandrine Klötzli, Sprecherin der Landestopografie. Sie seien besonders für Fachleute (Raumplanung, Archäologie, Gletscherentwicklung, landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung) von zentraler Bedeutung, aber auch interessant für die Öffentlichkeit.
Naturgefahren sollen so ebenfalls besser erkannt werden. «Im Falle eines Bergsturzes können Anomalien im Gelände beobachtet werden», sagt Klötzli. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Bilder «nicht das Ergebnis eines unmittelbaren Überflugs sind. Die Daten stammen im Allgemeinen aus dem Vorjahr. Durch den zeitlichen Vergleich der Luftbilddaten lassen sich aber die Entwicklung des Geländes und mögliche Verschiebungen beobachten».
Davon profitiere auch die Forschung, namentlich die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Laut Klötzli benutzt auch das Bundesamt für Statistik (BFS) die Ansichten für seine Arealstatistik. Und die Kantone setzten für zahlreiche Anwendungen auf die Luftbilder.
Einfachere Tourenplanung
«Der Tourismus hat sicher auch Freude an diesen qualitativ hochwertigen Bildern und kann damit detaillierte Aufnahmen zeigen», so Klötzli. Zudem seien viele daran interessiert, ihr Haus oder die Nachbarschaft vom Himmel aus zu sehen, «oder einen bekannten Touristenort in der Schweiz näher zu erkunden». Zumal gerade dieses Jahr wegen Corona für viele Ferien in der Schweiz angesagt sind.
Für Wanderer praktisch zu wissen: Man kann sich in der neusten Version auch Sperrungen und Umleitungen von Wanderwegen, Velo- und Mountainbike-Routen anzeigen lassen. Zumindest, wenn diese mindestens eine Woche andauern. Die Daten werden laut MitteilungExterner Link täglich aktualisiert.
Luftbildkamera aus der Raumfahrt
Von 2017 bis 2019 überflogen die Flugzeuge je einen Drittel des Landes, aufgeteilt nach Kantonen. Nun ist erstmals die gesamte Schweiz in dieser hohen Auflösung erfasst. «Dank dieser Einteilung sind Gemeinden und Kantone immer über ihre gesamte Ausdehnung mit Bilddaten desselben Flugjahres abgedeckt», heisst es auf der Website von SwisstopoExterner Link.
Die Technologie, die dafür verwendet wurde, stammt laut Swisstopo aus der Raumfahrt. «So sind sogar Fahrbahnzustände, Vegetationsarten oder auch Gebäudedetails wie Dachfenster oder Solarpanels erkennbar», schreibt das BundesamtExterner Link.
Auf 10 Zentimeter genau ist die Auflösung in den stärker bewohnten Gegenden der Schweiz: Flachland, Jura, Tessin (die Gegend um Locarno), Rohnetal bis Brig und Rheintal bis Chur. Dafür musste das Flugzeug diese Regionen in etwa 2400 Metern Höhe überfliegen. In den Bergregionen wurde mit 25 cm Bodenauflösung fotografiert. Dazu reichten Überflüge in rund 6000 Metern Höhe.
Immer bessere Auflösung
Luftbilder der Schweiz gibt es bereits seit den 1920er-Jahren. Zuerst in Schwarz/Weiss, dann in Farbe, und schliesslich mit einer immer besseren Bildauflösung. Seit 2005 werden die Bilder digital erfasst. Seit jenem Jahr konnte die Auflösung um das 25-fache erhöht werden, wie das Bundesamt schreibtExterner Link.
Die neuen Kameras sind in der Lage, einen so genannten Bildstreifen von bis zu 100 Kilometern Länge in einem einzigen Bild festzuhalten. Dazu überfliegt das Flugzeug eine Gegend von Osten nach Westen.
Mit einer Überlappung der Bildstreifen von mindestens 30 Prozent kann eine optimale Abdeckung der fotografierten Gegenden sichergestellt werden. Zudem wird jeder Bildstreifen aus drei Aufnahmewinkeln erfasst: senkrecht, gegen vorne und gegen hinten. Das ermöglicht auch eine dreidimensionale Ansicht der erfassten Gegend.
Können sich jetzt auch Spione über die schärferen Luftbilder freuen? Klötzli winkt ab: «Wenn die Veröffentlichung der Bilder zum Beispiel die nationale Sicherheit oder das gute Funktionieren des Landes behindert, können Zugangsbeschränkungen erlassen werden.»
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