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Solar Impulse nach Jungfernflug sicher gelandet

V.l.n.r.: Solar Impulse CEO André Boschberg, Testpilot Markus Scherdel und Bertrand Piccard feiern nach dem Jungfernflug in Payerne. Keystone

Kurz vor 12 Uhr Mittag ist am Mittwoch das Solarflugzeug "Solar Impulse" von Betrand Piccard nach einem rund eineinhalbstündigen Jungfernflug in Payerne, Kanton Waadt, sicher auf der Piste des Militärflughafens gelandet.

Mittwoch Mittag: Grosser Jubel und Applaus neben der Flugpiste in Payerne.

Viele Schaulustige und Flugbegeisterte applaudieren dem Schweizer Solarflugzeug-Prototyp, der gerade von seinem Erstflug gelandet ist – ohne Zwischenfälle.

Damit ist eine wichtige Etappe im ehrgeizigen Projekt von Bertrand Piccard und André Boschberg geschafft: Die beiden Abenteurer des 21. Jahrhunderts wollen beweisen, dass die Abhängigkeit von fossiler Energie durchbrochen werden kann.

«Wir möchten uns dieser Herausforderung weiterhin stellen, indem wir Transparenz schaffen», sagte Bertrand Piccard vor dem Flug zu den Medien.

«Auch wenn wir sehr akkurat gearbeitet haben, können wir die Möglichkeit technischer Probleme nicht ausschliessen.» Das Ziel bestehe darin, zu zeigen, wie weit das Projekt Solar Impulse sein, und nicht, «ein falsches Bild zu vermitteln».

Bisher waren die Leistungen dieses Solarflugzeug-Typs nur im Computer simuliert worden. Nun konnte in Payerne erstmals getestet werden, ob die realen Flugeigenschaften den Simulationen und Kalkulationen entsprechen. Es ging auch darum, eine Flughöhe von 1200 Metern zu erreichen.

Das Solarflugzeug sei etwa sehr empfindlich gegen Wind und Turbulenzen, erklärte Piccard, der selber nicht geflogen ist.

Der Flug

Um 10 Uhr 23 hob «Solar Impulse» ab: Der Start verlief gut für ein Solarflugzeug mit sehr breiten Flügeln: Viel Sonne, wenig Wind. Acht Minuten später flog die Maschine, begleitet von zwei Begleithelikoptern, und kreiste um den Flugplatz.

Pilot Markus Scherdel stellte während des Flugs die Motoren ab, um die Segelflug-Eigenschaften zu testen.

Nach dem Flug gab sich das Solar-Impulse-Team zufrieden mit dem Verhalten des Flugzeugs in der Luft.

Nach der erfolgreichen Landung wandte sich ein zufriedener Piccard ans Publikum: «Ich bin froh, Sie wieder begrüssen zu können… Weil ja niemand voraussehen konnte, wie dieser Erstflug ausfallen wird.»

Mit dem Testflug ist Piccard seinem Ziel, der 2013 geplanten Weltumrundung, nun einen wichtigen Schritt näher gekommen.

Ingenieur Claude Morel sagte zum Jungfernflug: «Das wichtigste Ziel heute war, herauszufinden, ob das Flugzeug wirklich zu fliegen im Stande ist. Bisher hat Solar Impulse ja nur so eine Art Sprung auf der Piste gemacht. Heute Mittwoch hingegen gab es ein Start- und Landemanöver, ein Höhenziel von über 1000 Metern. Auch musste die Manövrierfähigkeit des Flugzeugs getestet werden, und wie es in der Luft reagiert.»

Das Flugzeug

Das erste Solarflugzeug der Welt, das auch nachts fliegt, hat eine Spannweite von 63,4 Metern. Dank dem Karbonfasergerüst wiegt es lediglich 1600 Kilogramm – etwa wie ein mittelgrosses Auto.

Vier Batterien, die von den Solarzellen tagsüber vollgeladen werden, treiben nachts die vier 10-PS-Elektromotoren an.

Auf der Oberfläche der Flügel sind 12’000 Silizium-Zellen eingelassen. Diese sollen genügend Energie produzieren, um die «Solar Impulse» eine ganze Nacht lang in der Luft zu halten.

Die maximale Geschwindigkeit beträgt 70 km/h. Und die maximale Flughöhe befindet sich auf 8500 Metern, denn im Cockpit gibt es keinen Druckausgleich.

swissinfo.ch, Andrea Clementi, Payerne, und Agenturen

Solar Impulse ist ein Projekt von Betrand Piccard und André Boschberg.

Sie möchten 2013 eine Erdumrundung in mehreren Etappen schaffen – mit einem speziell konstruierten Solarflugzeug.

Der Prototyp ist 2009 fertig gestellt worden. Das 2. Flugzeug, das 2011 gebaut werden soll, ist für den eigentlichen Flug gedacht.

Ziel des Projektes ist es, die Menschen für die Notwendigkeit des Energiesparens und der Nutzung und Förderung von erneuerbaren Energien zu sensibilisieren.

Bertrand Piccards Grossvater war als erster Mensch in einem Ballon in die Stratosphäre aufgestiegen.

Sein Vater war vor 50 Jahren rund 11’000 Meter zum tiefsten Punkt der Meere getaucht.

Bertrand Piccard hat bereits
1999 als Erster mit einem Heissluft-Ballon die Erde umflogen.

Er plant nun zusammen mit Boschberg eine 20-tägige Weltumrundung in einem mit Solarenergie getriebenen Flugzeug.

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