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Wie weiter mit Solar Impulse 2?

Gehegt und gepflegt: SI2 in ihrem Hangar auf Hawaii, wo sie den Winter verbringen wird. Solar Impulse/Revillard/Rezo.ch

Während Solar Impulse auf seiner Weltumrundung bis nächsten Frühling auf Hawaii festsitzt, muss sich das Team hinter dem Rekordflieger anstrengen. Es braucht eine Menge Energie und Geld, um das Solarflugzeug wieder flott zu machen. Doch bleiben die grossen Sponsoren an Bord?

«Wir beschäftigen rund 120 Personen, dazu kommen die Kosten für den Weiterflug nächstes Jahr. Das bedeutet, wir brauchen etwa 20 Millionen Franken», sagt Bertrand Piccard, Initiator des Projekts, gegenüber swissinfo.ch.

Zwar seien viele der Angestellten nur temporär beschäftigt, und deren Verträge wären sowieso Ende dieses Sommers ausgelaufen. Doch Piccard betont: «Bei einigen von ihnen müssen wir sicherstellen, dass wir sie nächstes Jahr auch wieder dabei haben. Es ist also eine komplett neue Organisation. Es wäre einfacher gewesen, das Projekt dieses Jahr abzuschliessen.»

Piccard erklärt, er müsse nun «die Strassen abklappern», um an das erforderliche Geld zu kommen. Doch er ist optimistisch, dass es dem Team gelingen werde. «Einige unserer Partner haben bereits angekündigt, sie wären interessiert daran, uns weiterhin zu unterstützen, sei es für sie doch ein grosser Erfolg gewesen.» Die Verzögerung sei «für sie sogar noch besser, denn sie verhilft ihnen zu längerer Wahrnehmbarkeit. Das Abenteuer hat weltweit zu so vielen Träumen angeregt, dass unser Start nächstes Jahr unglaublich sein wird», so Piccard, der dem für einige Zeit am Boden verweilenden Projekt so einen positiven Drall gibt.

Zu Beginn betrug das Budget 150 Millionen Franken. Einer der Partner ist die Schweizer Regierung, die mit insgesamt sechs Millionen an Bord ist. Dazu gehört die Benutzung der Flugplätze Dübendorf und Payerne.

Nach dem Start in Abu Dhabi im März 2015 war geplant, die Weltumrundung in mehreren Etappen bis im August zu beenden. Hawaii, wo die Solar Impulse 2 (SI2) am 3. Juli landete, liegt mehr oder weniger auf der Hälfte dieser Strecke. Während des fünftägigen Rekordflugs über den Ozean hatten sich die Batterien überhitzt, und das Flugzeug erlitt ernsthafte Schäden.

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«Voll dabei»

«Solar Impulse ist und bleibt eines der gegenwärtig spannendsten Projekte sauberer Technologien. Wir führen unsere Partnerschaft weiter bis zum Ende des Fluges rund um die Welt», sagt Florian Meier, Sprecher des Schindler-Konzerns, einem der vier Hauptpartner von SI2.

Auch wenn er keine genauen Zahlen zur Budget-Steigerung nennen kann, betont er, der Schweizer Aufzughersteller werde «eng mit Solar Impulse und all den anderen Partnern zusammenarbeiten, um eine gute Lösung zu finden».

Auch beim Chemiekonzern Solvay ist man gleicher Meinung: «Als wir vor zwölf Jahren als erster Partner von Solar Impulse unterschrieben haben, war es lediglich eine Idee, es gab noch nicht einmal eine Machbarkeitsstudie. Wir sind seit 2004 gemeinsam mit Solar Impulse durch alle Entwicklungsphasen und Meilensteine gegangen… Wir haben die Risiken eines solchen Projekts verinnerlicht und akzeptiert», sagt Lamia Narcisse, Sprecherin von Solvay.

Der Konzern stellt Schmiermittel und Leichtbau-Werkstoffe her, die bei SI2 eingesetzt werden. «Wir stehen täglich in engem Kontakt mit den Teams von Solar Impulse, was die nächsten Schritte betrifft, und wir werden versuchen, das beste Szenario zu finden», so Narcisse.

Ein weiterer Hauptsponsor, der in der Schweiz ansässige Elektrotechnik-Konzern ABB, bestätigt, dass seine Partnerschaft bis 2016 dauern werde, gibt aber keine Details der Abmachung bekannt.

«Solar Impulse 2 ist eine bahnbrechende Mission, welche die Grenzen von Technologie und menschlicher Belastbarkeit erweitert. Dass SI2 nun diese Verzögerung erlitten hat, zeigt nur, wie schwierig dies ist. Gleichzeitig zeigt die Tatsache, dass der Flieger so weit gekommen ist – und dabei mehrere Weltrekorde erzielte –, dass sich die Mission absolut gelohnt hat. Wir sind stolz darauf, ein Teil davon zu sein. Kalkulierbare Risiken einzugehen, ohne dabei unnötig Menschenleben aufs Spiel zu setzen, ist der Eckpfeiler der Innovation. Wir sind zuversichtlich, dass das Projekt nächstes Jahr zu einem Abschluss kommt», schreibt ABB auf Anfrage.

Der vierte Hauptpartner, der Schweizer Uhrenhersteller Omega, wird Solar Impulse ebenfalls treu bleiben. «Auch wenn das Projekt Solar Impulse bis 2016 sistiert ist, bleibt Omega stolz engagiert in der Mission, ohne Änderungen in der technischen Unterstützung oder der Begeisterung, die wir dem Projekt immer entgegengebracht haben», schreibt Omega, und fügt an: «Wir wissen, dass sich ein Projekt dieser Grösse immer Herausforderungen stellen muss. Deshalb stehen wir zu diesem Entscheid und freuen uns, dass der Flug weitergeht.»

Neue Energie

Theoretisch hätte SI2 auch weiterfliegen können, doch das Risiko, dass die Batterien aussteigen könnten, war zu hoch. Nun muss das Batteriesystem verbessert werden – besonders die Isolation und Ventilation der vier Batterien –, damit es zu keiner weiteren Überhitzung kommt.

«Wir hatten die Batterien zu gut isoliert und mussten zu Beginn der Mission von Japan nach Hawaii zu steil aufsteigen», erklärt Piccard. «Die Batterien begannen, sich zu überhitzen, und wir konnten die Temperatur wegen der Überisolierung nicht mehr hinunterbringen. Nun werden wir diesen Fehler beheben.» Die zu robuste Isolierung habe die Batterien im tropischen Klima über dem Pazifik schlicht zu warm gehalten.

Die neuen Batterien sollten im September oder Oktober bereit sein, doch dann sind die Tage für SI2 bereits zu kurz, um den Solarflug um die Welt wieder aufzunehmen. Aus diesem Grund wurde die Fortsetzung der Mission auf nächsten April verschoben.

(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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