Nach Signa-Insolvenz ersucht auch Globus-Mutter um Nachlassstundung
(Keystone-SDA) Die Holding des Signa-Firmennetzwerks des österreichischen Investors René Benko ist zahlungsunfähig. Auch die Globus-Muttergesellschaft hat beim zuständigen Gericht Antrag auf Nachlassstundung eingereicht.
Die Verbindlichkeiten der Signa Holding GmbH, über die am Mittwoch in Wien ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, belaufen sich auf 5 Milliarden Euro. Auf der Habenseite stehen demnach nur 2,77 Milliarden Euro.
Es handelt sich damit um die bisher grösste Pleite in Österreichs Wirtschaftsgeschichte – noch vor Alpine Bau (3,2 Milliarden Euro) und Konsum (1,9 Milliarden Euro). Die Signa-Gruppe ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Spektakuläre Projekte wie der Hamburger Elbtower sorgten für Aufsehen. In der Schweiz hält Benko die Hälfte an der Warenhaus-Gruppe Globus.
Da die von Milliardär Benko gegründete Signa-Gruppe nicht als hierarchischer Konzern sondern als kompliziertes Firmennetzwerk strukturiert ist, müssen die vielen Teilgesellschaften selbst entscheiden, ob sie noch zahlungsfähig sind oder ebenfalls Insolvenz anmelden. Offen ist zudem die Zukunft der Signa Prime und Signa Development.
Globus-Mutter will Gläubigerschutz
Die Muttergesellschaft der Magazine zum Globus AG, wie die Warenhaus-Gruppe heisst, hat ebenfalls beim zuständigen Gericht Antrag auf Nachlassstundung eingereicht. Mit dem Schritt soll verhindert werden, dass die schweizerische Signa Retail Selection AG in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Muttergesellschaft gerät.
Signa Retail Selection werde von der Muttergesellschaft abgekoppelt und geordnet liquidiert. Der Schritt ermöglicht es, in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln.
Die thailändische Central Group, die andere Globus-Besitzerin, hatte zuvor ihr Engagement bekräftigt. «Die Central Group ist weiterhin fest entschlossen, ihre europäischen Luxusgeschäfte unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Partner zu sichern und zu unterstützen», äusserte sich die Gruppe der schwerreichen Familie Chirathivat gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Wichtige Immobilien nicht in der Holding
Die wichtigsten Signa-Immobilien gehören nicht der Holding, sondern der Signa Prime Selection AG. Sie schrieb im Vorjahr laut offiziellen Unternehmenszahlen etwa eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte um etwa denselben Betrag abgewertet worden war.
Am Donnerstag wird eine mehr als 200 Millionen Euro schwere Anleihe dieser Gesellschaft fällig. Ob diese wichtige Einheit der Signa Gruppe sowie der Immobilienentwickler Signa Prime Development AG ebenfalls zahlungsunfähig werden, blieb zunächst unklar.
Zinsanstieg traf Gruppe hart
Steigende Zinsen und Baukosten sowie sinkende Immobilien-Bewertungen und Rückgänge im Handelsgeschäft lösten die Insolvenz bei Signa aus. Vor allem der Zinsanstieg traf Benkos Gruppe immens, weil er die Immobilien grossteils mit Krediten finanziert hatte.
Ziel des Insolvenzverfahrens für die Holding ist nun eine «geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs und eine Restrukturierung». Die Gesellschaft bietet den Gläubigern eine 30-prozentige Sanierungsplanquote zahlbar binnen zweier Jahre an. Laut Insolvenzantrag verfügt die Holding über Aktiva mit einem Buchwert von rund 2,77 Milliarden Euro.
Als sogenannter Aktiva-Liquidationswert seien lediglich rund 314 Millionen Euro angesetzt, hiess es von AKV, Creditreform und KSV. Betroffen sind von der Insolvenz 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger.
Zum Masseverwalter wurde Christof Stapf bestellt. Michael Neuhauser ist sein Stellvertreter. Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wurde für 19. Dezember angesetzt.