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SNB im ersten Halbjahr mit sehr hohem Verlust

SNB-Chef Thomas Jordan an einer Pressekonferenz (Archivbild). KEYSTONE/ANTHONY ANEX sda-ats

(Keystone-SDA) Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Halbjahr ein massives Minus eingefahren. Vor allem Kursrückgänge auf Aktien und Zinspapieren, aber auch wechselkursbedingte Verluste waren verantwortlich dafür.

Die Ausschüttungen an Bund und Kantone sind dadurch gefährdet. Konkret weist die SNB für die Periode von Januar bis Juni 2022 einen Verlust von 95,2 Milliarden Franken aus, wie sie am Freitag mitteilte.

Nach einem Verlust von 32,8 Milliarden im ersten Quartal kamen im zweiten Jahresviertel nochmals 62,4 Milliarden dazu. Ganz überraschend kommt die Zahl nicht – mit einem hohen Verlust war gerechnet worden. Allerdings ist die Zahl noch etwas höher, als Ökonomen im Vorfeld geschätzt hatten. Es handelt sich auch um den grössten Verlust der SNB in ihrer über 100-jährigen Geschichte.

Grund für den riesigen Verlust ist vor allem die schwache Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten. Auf den hohen Reserven der SNB von aktuell gegen 1000 Milliarden Franken führen kleinste Bewegungen zu hohen Gewinnen oder Verlusten für die Nationalbank.

Nicht nur die Aktienmärkte entwickelten sich im ersten Halbjahr wegen des Ukrainekrieges, der stark gestiegenen Inflation und vermehrt auch Rezessionsängsten stark rückläufig. Die fast weltweit steigenden Zinsen führten auch zu hohen Bewertungsverlusten auf den Anleihenmärkten, dazu kam noch der schwache Euro.

Dies führte im ersten Semester per Saldo zu einem Verlust auf den sogenannten Fremdwährungspositionen von 97,4 Milliarden. Der Betrag setzt sich zusammen aus Kursverlusten von 48,7 Milliarden auf Zinspapieren und -instrumenten (Anleihen etc.) und von 44,0 Milliarden auf Aktien und ähnlichen Papieren.

Die wechselkursbedingten Verluste beliefen sich derweil auf insgesamt 10,3 Milliarden Franken. Etwas verschönert wurde das Ergebnis durch Zins- und Dividendenerträge von zusammen 5,6 Milliarden Franken.

Nur kleine Gewinne auf Gold

Auf dem seit Jahren mengenmässig unveränderten Goldbestand gab es einen Bewertungsgewinn von 2,4 Milliarden. Aber auch dieser ist seit dem ersten Quartal (+4,2 Mrd) geringer geworden. Kaum mehr relevant ist das Ergebnis auf den Frankenpositionen: Die Notenbank erzielte darauf noch einen Gewinn von 35,1 Millionen Franken. Sobald die Negativzinsen wegfallen, werden diese ganz versiegen.

Die SNB betonte zwar wie üblich, dass ihr Ergebnis überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse vom Zwischenergebnis auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.

Was das Ergebnis für die Ausschüttungen der SNB an Bund und Kantone heisst, kann man denn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen, da diese allein abhängig vom Jahresergebnis bzw. einem Bilanzgewinn per Ende Jahr sind. Klar aber ist: Wenn es nicht zu einer deutlichen Erholung an den Finanzmärkten kommt, sind die Ausschüttungen an Bund und Kantone akut gefährdet.

Ausschüttungsreserven aufgebraucht

Zwar beläuft sich die für die Zahlungen relevante Ausschüttungsreserve nach dem Jahresergebnis 2021 auf hohen 102 Milliarden Franken. Wenn sich die Finanzmärkte im zweiten Semester aber nicht deutlich erholen, sind diese bald aufgebraucht.

Da die SNB gemäss den Ökonomen der UBS auch dieses Jahr zusätzliche Rückstellungen von gegen 10 Milliarden tätigen dürfte, müsste sie bereits bei einem Jahresverlust von etwa 93 Milliarden Franken auf Ausschüttungen an Bund und Kantone verzichten.

Die Ausschüttungen erfolgen aufgrund einer Vereinbarung zwischen Bund und Nationalbank von Anfang 2021. Demnach besteht die Gewinnausschüttung aus einem Grundbetrag von 2 Milliarden Franken, der ausgeschüttet wird, sofern ein Bilanzgewinn von mindestens 2 Milliarden Franken vorhanden ist.

Hinzu kommen vier mögliche Zusatzausschüttungen von je 1 Milliarde Franken, wenn der Bilanzgewinn 10, 20, 30 oder 40 Milliarden Franken erreicht. Letztes Jahr gab es eine Gewinnausschüttung von 6 Milliarden Franken, die zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kantone ging.

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