100 Schutzschirme für die Menschenrechte

Rund 3000 Schulkinder aus der ganzen Schweiz haben sich mit den Menschenrechten der UNO auseinandergesetzt. Auf Regenschirmen haben sie die Konvention in bunte Bilder umgesetzt. Bis zum 6. Juni sind sie im Landesmuseum Zürich ausgestellt.
Der Regenschirm schützt die Menschen nicht nur vor Regen und zuviel Sonne, symbolisch soll er auch die Errungenschaften der Zivilgesellschaft gegen Unbill abschirmen, namenrtlich die Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UNO).
Diese Konvention sollte eigentlich jeden Menschen vor Ungerechtigkeit, politischer Diskriminierung oder Elend schützen. Doch geht sie in manchen Ländern systematisch vergessen, wird missachtet und sogar mit den Füssen getreten.
Der Regenschirm dient nun als Träger einer entsprechenden Botschaft. Kadeidoskopartig sind über 100 solche Schirme mit Menschenrechts-Sujets im Landesmuseum in Zürich ausgestellt. Dank dem Wettbewerb «a piece for human rights» haben rund dreitausend Schulkinder von 4., 5. und 6. Primarklassen die Botschaft der UNO illustriert und umgesetzt.
Das Bewusstsein
Letzte Woche ist die Ausstellung «Ein Geschenk der Schweizer Jugend: 100 Regenschirme für die Menschenrechte» von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey eröffnet worden.
«Das Bewusstsein ist der Schüssel, der es erlaubt, die Menschenrechte anzuwenden und zu respektieren», so die Bundesrätin. «Wie können wir denn unsere Rechte geltend machen, wenn wir sie gar nicht kennen? Und wie können wir sie respektieren und verteidigen, wenn wir nicht wissen, dass es sie gibt?»
Sensibilisierung
Die Idee dafür kam von einer Gruppe von vier Frauen. Diese schlagen Schülern in der Schweiz in regelmässigen Abständen aktuelle Themen vor, die in kreativer und interaktiver Weise bearbeitet werden können. «Ziel ist es, Schulkinder zwischen 10 und 12 Jahren für Themen zu interessieren, über die sie üblicherweise kaum nachdenken oder diskutieren, weil sie weit entfernt von ihrem Alltag sind», sagt eine der Promotorinnen, Carla Ferrari, gegenüber swissinfo.ch.
«‹Das diesjährige Projekt heisse ‹a piece for human rights›. Es ist der dritte Wettbewerb, der von unserer Organisation lanciert worden ist», so Ferrari im weiteren. «2006 schlugen wir den Schulkindern «a piece for peace» vor, 2008 «a piece for earth». «Und 2009, das von der UNO zum Jahr des Erlernens der Menschenrechte ausgerufen worden war, haben wir den Schülern vorgeschlagen, die Artikel der Konvention auf einem Regenschirm zu illustrieren.»
ABC der Menschenrechte
Um ihre Arbeit richtig zu beginnen, haben die Schüler das ABC der Menschenrechte erhalten, welches das Aussenministerium herausgibt, sowie Farben, Pinsel und je einen Schirm. In der Klasse diskutierten die Kinder die 30 Artikel der Charta, und wählten drei aus, die ihnen am meisten zusagten.
«Wir haben das Thema vertieft, indem wir uns auch auf den Klassenalltag bezogen haben», sagt Franca Schäfer, Lehrerin der 5. Primarklasse in Lugano gegenüber swissinfo.ch. «Das Projekt gab uns die Gelegenheit, einige Aspekte des Alltags und des Schullebens zu analysieren, mit den einzuhaltenden Regeln, Rechten und Pflichten.»
Die Botschaft
Bis zum 6. Juni bleibt das Schirm-Kaleidoskop in einem der Sääle des Landesmuseums aufgehängt. Nachher sind die Schirme bereit, im Regen eingesetzt zu werden, um die Botschaft der Menschenrechte auf die Strasse zu tragen, wie Micheline Calmy-Rey sagt.
Luca Beti, Zürich, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander Künzle)
Nach dem 2. Weltkrieg blickte die Welt mit Entsetzen zurück: Die moralischen Schäden waren noch grösser als die Ruinen.
Die «Allgemeine Erklärung der Menschenrechte» (auch Deklaration der Menschenrechte», oder «UNO-Menschenrechts-Charta) war eine der ersten Aufgaben der Vereinten Nationen.
Sie besteht aus 30 Artikeln, und wurde von der UNO-Vollversammlung am 10. Dezember 1948 angenommen.
Dieser Moment war historisch: Zum ersten Mal auferlegte sich die internationale Gemeinschaft die Verantwortung, diese Rechte zu gewährleisten.

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