Dusch-Appell an jüdische Gäste in Schweizer Hotel
Jüdische Gäste sollen vor und nach dem Schwimmen duschen. Mit dieser Affiche hat ein Hotel im Bündner Ferienort Arosa einen regelrechten "Shitstorm" ausgelöst. Das israelische Aussenministerium spricht von einem antisemitischen Akt der übelsten Sorte.
SWITZERLAND: Manager of popular Paradise Arosa hotel apologizes for posting signs telling “Jewish guests” to shower before entering pool. pic.twitter.com/m0icKRcEkyExterner Link
— KolHaolam (@KolHaolam) August 14, 2017Externer Link
Das Plakat wurde inzwischen entfernt. Verantwortlich für den Aushang war laut dem Boulevardblatt Blick die Hotelabwartin, die sich inzwischen entschuldigt hat. Laut der Neuen Zürcher Zeitung gab es Reklamationen, dass jüdische Gäste in schmutzigen T-Shirts im Pool gebadet hätten.
Der Tourismusverband in Arosa betonte, dass der Ort in Graubünden 150 Kilometer südöstlich von Zürich seit Jahren viele zufriedene jüdische Gäste habe. Der Kommunikationschef von Schweiz Tourismus, Markus Berger, sprach von einem sehr bedauerlichen Einzelfall.
Medienwirbel
Eine jüdische Familie, die in Arosa Ferien machte, schickte ein Foto des Aushangs an jüdische Medien und die Geschichte nahm ihren Lauf. Es folgten Reaktionen in den sozialen Medien und verschiedenen Artikeln, auch in Israel und den USA. Entsetzt zeigt sich auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG). «Dieser Aushang ist völlig inakzeptabel. Da der Text ausschliesslich an Juden adressiert ist, diskriminiert er diese», sagt Jonathan Kreutner, SIG-Generalsekretär, gegenüber dem Blick.
Gespräch mit Schweizer Aussenminister
Der Vorfall ist nun bereits auf höchster politischer Ebene angekommen. Laut der Basler Zeitung hat sich die israelische Aussenministerin Hotovely gestern an Jacob Keidar, den israelischen Botschafter in der Schweiz, gewandt, der umgehend das Gespräch mit Aussenminister Didier Burkhalter suchte. Für Hotovely sind die Schilder Ausdruck von etwas Grösserem: «Leider ist Antisemitismus in Europa noch immer Realität. Vorfälle wie dieser belegen das.»
Das Schweizer Aussenministerium erklärte am Dienstag, es habe dem israelischen Botschafter versichert, dass es jegliche Art von Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung verurteile.
Jüdische Gäste in der Schweiz
Im Sommer zieht es immer wieder viele jüdisch-orthodoxe Touristen in die Schweizer Berge. In den Berner und Bündner Alpen sowie im Wallis sind sie im Allgemeinen gern gesehene Gäste, die das Sommergeschäft ankurbeln.
Der Umgang mit den jüdischen Gästen verlaufe allerdings «nicht ganz ohne Schwierigkeiten», wie die deutsche Wochenzeitung «Jüdische Allgemeine» jüngst berichtete. So würden Einheimische etwa Anstoss an deren Kleidung oder den Konsumgewohnheiten im Zusammenhang mit koscherer Nahrung nehmen. Ferner sei darüber geklagt worden, dass die orthodoxen Besucher «andere Touristen oder auch die Einheimischen gar nicht oder dann höchstens verschämt grüssen», wie ein Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) zitiert wird.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch