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Beleuchtetes Matterhorn macht weltweit Schlagzeilen

Matterhorn
Foto von Rafael Biner, Direktor des Zermatterhofs, aufgenommen mit 30 Sekunden Belichtung. DR

Seit dem 24. März projiziert ein Lichtkünstler die Flaggen von etwa 20 Nationen auf das Matterhorn. Die Einwohner von Zermatt sehen es von blossem Auge nicht, dafür geht das Bild nun um die Welt. Als Reaktion darauf wurde in Dubai die Schweizer Flagge an den höchsten Turm der Welt projiziert.

«Das berühmte Matterhorn in der Schweiz wurde während einiger Stunden mit einer US-Flagge beleuchtet, als Symbol der Solidarität während der Coronavirus-Pandemie», berichtete kürzlich der amerikanische Fernsehsender CNN.

«Der Berg wurde beleuchtet mit den Flaggen von Japan, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien und anderer Länder sowie mit den Hashtags #hope und #allofus. Auch die Tourismusdestination Zermatt projizierte Botschaften, welche die Menschen ermutigen, zu Hause zu bleiben und sie zum ‹jetzt träumen – später reisen› einladen.»

Dank den grossen Nachrichtenagenturen, die aus der Ferne berichten, verbreiteten fast alle Medien der Welt – von Libre Belgique bis zur Times of India – diese Bilder. Die Zermatterinnen und Zermatter rieben sich derweil die Augen…

Denn von blossem Auge können sie das Resultat nicht sehen, wie Rafael Biner, Direktor des Luxushotels Zermatterhof erklärt. «Um es zu sehen, stieg ich in den vierten Stock des Hotels, stellte meinen Fotoapparat auf und belichtete während 30 Sekunden.» Das Hotel ist übrigens seit dem 14. März wegen der Pandemie geschlossen.

Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser bestätigt, das Ziel sei nicht eine Tourismuspromotion oder die Beleuchtung des Himmels über dem Ferienort im Kanton Wallis gewesen: «Es war eine Aktion, um unsere Solidarität auszudrücken. Es war daher kein Zufall, dass wir mit Italien angefangen haben, das so nah an Zermatt liegt und so stark betroffen ist.»

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Beitrag im Westschweizer Fernsehen RTS

«Unsere Gedanken sind bei allen Amerikanerinnen und Amerikanern in dieser beispiellosen Zeit», hiess es auf der Facebook-Seite von Zermatt Tourismus. «Wir können es kaum erwarten, uns am Fuss des Matterhorns wiederzusehen, wir sitzen alle im selben Boot. Wir wissen, dass Sie sich auf Ihren Besuch bei uns freuen. Bald können wir uns wieder sehen. Vorerst jedoch ist die Gesundheit unsere Priorität.»

Bild der Titanic

Das Mandat für die Projektionen erhielt der Schweizer Lichtkünstler Gerry Hofstetter. Er projizierte die US-Flagge an den 4478 Meter hohen Berg. Dies im Rahmen einer nächtlichen Serie, welche die Unterstützung von Zermatt für diejenigen zeigen soll, die gegen die Pandemie kämpfen.

«Es war eine Aktion, um unsere Solidarität auszudrücken. Es war daher kein Zufall, dass wir mit Italien angefangen haben, das so nah an Zermatt liegt und so stark betroffen ist.»
Romy Biner-Hauser, Gemeindepräsidentin Zermatt

Hofstetter ist weltweit bekannt für seine Lichtinstallationen und temporären künstlerischen Installationen an symbolischen Orten. So hatte er 2012 ein lebensgrosses Bild der Titanic an einen riesigen antarktischen Eisberg projiziert, um an den 100. Jahrestag des Untergangs zu erinnern. «Licht ist Hoffnung. Wenn man in einer solchen Situation, wie wir sie derzeit erleben, eine Botschaft mit Licht verbreitet, geben Sie diese Hoffnung weiter», sagt der Künstler.

Was kostete die Aktion Matterhorn? Die Gemeinde gibt keine Zahlen bekannt, begrüsst aber die ausserordentlichen Folgen dieser Aktion der «Solidarität»: «Es steckt kein kommerzielles oder politisches Interesse hinter dieser Aktion», betont die Gemeindepräsidentin.

Die zur Verbreitung überarbeiteten Bilder sind derart schön, dass einige Leute Zweifel an deren Echtheit äusserten. Deshalb unterzog zum Beispiel die englischsprachige Website «Truth and fiction», die fragwürdige Informationen aufspürt, die Aktion einer Überprüfung, wie das Westschweizer Radio RTS berichtete.

Das überarbeitete Bild des Matterhorns mit der amerikanischen Flagge wurde auch dem Schweizer Botschafter in den USA, Jacques Pitteloud, gezeigt. Er meinte, es sei nicht so schlimm, wenn die Realität etwas verschönert werde: Das Wichtigste sei, Solidarität mit dem amerikanischen Volk zu zeigen.

Auch der Eiffelturm in Paris, das Empire State Building in New York und der Burj Khalifa in Dubai nahmen die Farben der verschiedenen Länder an. Der Turm in Dubai, mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt, wurde einige Tage nach der Projektion der Flaggen der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens in Zermatt mit der Schweizer Flagge beleuchtet.

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Gegensätzliche Reaktionen

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Ferienorts, in dem sich seit dem 14. März keine Touristen mehr aufhalten, haben über die Medien von der Aktion erfahren. Bei schönem Wetter wird das Matterhorn abends beleuchtet. Einige finden den Buzz interessant und gut für den Tourismus, wundern sich aber über das Vorgehen.

Für Vrony Cotting, die Betreiberin von Chez Vrony, ist der Laser nicht stark genug, damit sie die Projektionen sehen kann. Ihre Kinder hätten diese aber von einem anderen Ort erkennen können. «In der Höhe ist der Kontrast besser, aber es ist trotz allem eine PR-Aktion», sagt die Gastwirtin. Sie hofft, wie geplant im Juni wieder zu eröffnen.

Zermatterhof-Direktor Biner sagt, er habe von seiner Kundschaft eine unglaubliche Anzahl von Sympathiebekundungen erhalten. Eine nahe Bekannte des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos, der mehrmals am Fuss des Matterhorns logierte, habe das Foto der spanischen Flagge an den ehemaligen Herrscher weitergeschickt, der sich sehr gerührt gezeigt habe.

Und dass die Schweizer Flagge mit dem weissen Kreuz auf den symbolträchtigen Turm von Dubai projiziert wurde, verdankt sich dem Umstand, dass ein Verwandter des Scheichs von Dubai – auch ersterer ein Gast des Zermatter Luxushotels – diesem das Foto der Flagge der Emirate am Matterhorn übermittelt hatte.

Naturschützer können zufrieden sein: Die Aktion «beleuchtetes Matterhorn» führte nicht zu einer stärkeren Lichtverschmutzung in dieser Zeit. «Zermatt will immer die Natur respektieren. Auch wenn die Aktion schliesslich gut für den Tourismus ist, war das nie das Ziel», betont Gemeindepräsidentin Biner-Hauser. «Wir haben mit der Schweizer Flagge angefangen und werden die Projektion am kommenden Wochenende mit einer Überraschungsflagge beenden.»

(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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