Broccoli, die Armeekatze ausser Dienst
Es begann mit einem Stück Broccoli. Ein Treffen mit der vorwitzigen Katze, die von der Schweizer Armee eine Rente kriegt.
Ihre Erscheinung ist anmutig, ihr Fell seidenweich. Das kreischende Miauen überrascht. Obwohl sie ihren eigenen Katzeneingang hat, wird ihr die normale Türe geöffnet. Es ist, als ob sie wie ein Feldweibel Befehle gebe. Doch diese unverschämte Katze ist gar höher in der Rangordnung: Bekannt als Brigadier Broccoli stehen ihr auf einer Militärbasis in der Nähe der Schweizer Hauptstadt fast alle Tore offen.
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Brigadier Broccoli
Es begann im Jahr 2004. Als gelangweilte Hauskatze war sie auf der Suche nach Action und strich um die Kaserne in Lyss. Unter all den jungen Rekruten wurde sie fündig. Diese dienten dem Vierbeiner zudem als Quelle kleiner Snacks zwischen den Mahlzeiten. Die Soldaten gaben ihr den Namen «Broccoli», nachdem die Katze an einem Stück des grünen Gemüses geknabbert hatte. Obwohl ihr zu Hause ganz in der Nähe lag, war es, als ob sie nicht genug vom Armee-Leben kriegen könnte.
«Sie kam immer wieder – sogar an Weihnachten, wo nicht viele Menschen hier waren, um nach ihr zu schauen», erinnert sich Aufseher Werner Holzer. Ihrer früheren Herrin, die aufgrund ihrer Arbeit oft weg war, gelang es nicht, die herumstreunende Katze von ihren Kasernen-Besuchen abzubringen. Und so entschloss man sich in gegenseitigem Einvernehmen dazu, dass die grünäugige Katze bleiben darf.
Weil Broccoli aber von Tischresten alleine nicht leben konnte, legten die Soldaten eine gemeinsame Kasse an, um ihr Katzenfutter zu kaufen.
«Sie liebt es zu fressen», sagt Holzer, der das Büro mit Broccoli teilt. «Und sie ist sehr sauber. Einmal wurde sie aus Versehen in einem Raum eingesperrt. Doch weder pinkelte sie, noch richtete sie sonst ein Chaos an.» Auch sei sie ganz schön neugierig und inspiziere jede Ecke des 60 Hektare grossen Geländes.
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Broccoli auf Streife
Nun, als 14-jährige Seniorin, sieht man ihr das Alter an.
«Man merkt schon, dass sie nicht mehr so fit ist. Sie springt beispielsweise nicht mehr direkt von Tischen herunter, sondern nimmt sich einen Stuhl zu Hilfe», stellt Holzer fest. Aber sie sei immer noch rüstig genug, um ihre Runden zu drehen, Vögel zu belästigen, Freunde zu grüssen und eine lokale Rivalin zu vertreiben.
Tiere der Armee
Broccoli wurde vor rund drei Jahren in die Liste der Armee-Tiere aufgenommen. Diese enthält 105 Wach-, Such- und Rettungshunde sowie 115 Hunde in Reserve. Auch 57 Reitpferde sowie 200 Reserve-Tiere gehören dazu.
Zu den menschlichen Mitgliedern gehören rund 166’500 Personen sowie 42’000 Reservisten.
«Es machte Sinn, ihr den Status eines offiziellen Armee-Tieres zu geben. Insbesondere wenn das Veterinär-Personal der Armee sich um sie kümmert», erklärt Holzer.
Es gibt zwei weitere Armee-Katzen. Sie wohnen in Stallungen in einer nahegelegenen Stadt. Ihre Aufgabe ist es, Mäuse zu fangen, die den Pferden das Futter wegfressen. Anders als die beiden Katzen muss Broccoli keine Pfote heben, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ist das nicht ungerecht?
Zwar habe Broccoli keinen Job, doch trage der Vierbeiner zu einer guten Atmosphäre bei, sagt Holzer. «Viele Soldaten sind zum ersten Mal weg von zu Hause und die Tage können lang und hart sein. Da ist es entspannend, eine Katze zu streicheln.»
Die Katze steht miauend vor der Tür. Zwei Soldaten lachen und beeilen sich, Broccoli nach draussen zu lassen. Sicherlich Katzenliebhaber. Das gilt aber nicht für alle in der Kaserne.
«Ich mag Katzen nicht besonders, aber Probleme damit habe ich keine», sagt beispielsweise ein Rekrut am Kontrollposten. «Schliesslich ist sie schon länger hier als ich.» Sein Kollege bleibt auf Distanz. «Sie ist eine schöne Katze aber ich streichle sie nicht. Ich will sie nicht belästigen.»
Broccoli macht in der Tat einen selbstgenügsamen Eindruck. Erfreut über ein bisschen Austausch, geht sie sogleich wieder begierig ihren Alltagsbeschäftigungen nach. Als sie noch jünger war, verschwand sie manchmal zwei, drei Tage. Heute bleibe sie eher nur noch zwei oder drei Stunden weg, sagt Holzer.
Broccoli hat gar einen eigene Facebook-Seite mit mehr als 3500 Fans. Hier hat die Katze ihren Brigadier-Grad erhalten. «Sie bewegt die Herzen», sagt Holzer, selber eindeutig ein Broccoli-Fan.
Schweizer Polizeihunde
Brigadier Broccoli ist nicht das einzige Schweizer Haustier, das eine mit öffentlichen Geldern bezahlte Rente kriegt. Auch Schäferhündin Aika kommt in diesen Genuss. Sie trat dieses Jahr aus dem Dienst der Kantonspolizei Schwyz ab. Ihren Dienst beendete sie mit einem Knall: Auf ihrem letzten Rundgang stellte sie Eindringlinge. Nun kann sie sich bei ihrer Besitzerin, der Polizistin Monika Blättler, ausruhen.
«Zwölf Jahre im Dienst sind unglaublich lang für einen Polizeihund. Sie hat es verdient, ihre goldenen Jahre zu Hause mit mir zu verbringen, sagte Blättler in der Zeitung Obersee Nachrichten. Wie allen Schwyzer Polizeihunden im Ruhestand, bezahlt der Kanton auch Aikas Futter. Die Tierarztkosten hingegen gehen zu Blättlers Lasten.
Auch der Kanton Bern übernimmt die Futterkosten für Polizeihunde in Pension. Im Kanton Genf erhalten Hunde mit mindestens vier Jahren Dienstzeit gratis Veterinärpflege für den Rest ihres Lebens.
Sie können die Autorin auf Twitter kontaktieren @SMisickaExterner Link.
(Übertragung aus dem Englischen: Kathrin Ammann)
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