Wie heiratet ein durchschnittliches Schweizer Paar? Eine Studie des Verbandes der unabhängigen schweizerischen Hochzeitsplaner (VUSH) gibt Aufschluss. Wir haben daraus eine Anleitung für Sie gemacht.
Rund 40’000 HochzeitenExterner Link fanden 2017 in der Schweiz statt. Wenn Sie wie ein durchschnittliches Schweizer Paar heiraten wollen, halten Sie sich an folgende Regeln:
Im Durchschnitt geben Schweizer Paare 30’000 bis 40’000 Franken für die Hochzeit aus – Kleider, Ringe und Flitterwochen nicht mitgerechnet. «Im Vergleich zu den umliegenden Ländern ist das vermutlich viel», sagt Simone Glarner vom Verband Unabhängiger Schweizerischer Hochzeitsplaner (VUSH)Externer Link. «Das liegt daran, dass die Miete der Lokalitäten teuer und der Lebensstandard in der Schweiz hoch ist.»
Die Kosten hängen stark davon ab, wie viele Leute eingeladen werden und wie lange die Festivitäten dauern. «In Indien wird teilweise mehrere Tage oder Wochen gefeiert, das kostet natürlich», sagt Glarner. Bei arabischen Hochzeiten hingegen sei es üblich, dass Gäste und insbesondere die Familie Essen mitbrächten, was die Kosten für das Paar teilweise senke.
Früher war es in der Schweiz üblich, die Hochzeit in zwei Teilen zu feiern: Nach der Trauung gab es einen Apéro mit einer grösseren Anzahl Gäste und später ein Bankett im kleinen Kreise. Das ist out: Laut der Studie des Hochzeitsplanerverbands wünschen Brautpaare vermehrt, dass alle Gäste beim ganzen Tag dabei sein können.
Im Herbst ist das Wetter in der Schweiz meist kühl und nass. Davon lassen sich die Schweizer die Hochzeitslaune nicht verderben. Laut VUSH nehmen Frühlingshochzeiten merklich ab, es gebe eine Verschiebung Richtung September und zum Teil auch Oktober. Rund 25% der von VUSH-Hochzeitsplanern organisierten Hochzeiten fanden im September statt.
Anders als in südlichen Kulturen üblich, feiern Schweizer und Schweizerinnen nicht gerne mit riesigen Gesellschaften. Im Durchschnitt sind 40 bis 70 Gäste geladen. Über 100 Gäste werden Sie bei Schweizer Hochzeiten selten finden.
Im vergangenen Jahr hat man laut VUSH bei Hochzeiten in der Schweiz viele Pastelltöne und Rosa in Kombination mit Gold gesehen. Zudem habe der Trend zu Soundwave-Tattoos auch die Schweiz erreicht, zum Beispiel mit dem eintätowierten Wortlaut «Ja, ich will».
Im Jahr 2017 kam es in der Schweiz übrigens zu 14’850 ScheidungenExterner Link. Wie eine durchschnittliche Schweizer Scheidung aussieht, hat der Hochzeitsplanerverband selbstredend nicht untersucht. «Ich könnte mir aber vorstellen, dass der angelsächsische Trend zum Feiern der Scheidung auch in die Schweiz kommt», sagt Glarner. Wir hoffen, dass Sie keine Anleitung für eine durchschnittliche Schweizer Scheidung brauchen werden und wünschen Ihnen alles Gute zur Hochzeit!
Externer Inhalt
Beliebte Artikel
Mehr
Bundespolitik
Schweizer Stimmbevölkerung könnte Autobahnausbau ablehnen
Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?
KI hat das Potenzial, viele Probleme der Welt zu lösen. Aber die reichsten Länder und Technologieunternehmen könnten versuchen, diese Vorteile zu beanspruchen.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
«Man sagt auch ‹verpartnert'»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
In der Schweiz ist die "Ehe für alle" seit Jahren ein Thema. Zwei Männer erzählen, wieso sie nicht mehr warten und bereits "geheiratet" haben.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Alternativen zur Ehe seien juristisch kaum sinnvoll, sagt Rechtsprofessor Dutta. Vielmehr sollte die Schweiz diese für möglichst viele Paare öffnen.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Die Ehe ist die auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau»: Diesen Satz will die kleine, ultra-konservative christliche Partei, die Eidgenössische Demokratische Union (EDU), welche die Initiative zum «Schutz der Ehe» lanciert hatExterner Link, in der Verfassung des Kantons Zürichs verankern. Die Partei argumentiert, dass die «Ehe in ihrer gegenwärtigen Form…
Wo und warum sich Paare scheiden lassen – oder nicht
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Scheidungsrate in der Schweiz ist ziemlich durchschnittlich. Es scheint aber einen Graben zwischen (Vor-)Stadt und Land zu geben, der darauf hindeutet, dass das Leben auf dem Land zum Eheglück beiträgt. Oder doch nicht?
Überträgt man die Scheidungsraten des ganzen Landes auf eine Karte, sieht man, dass Scheidungen in der Umgebung urbaner Zentren am häufigsten vorkommen. Aber auch in vielen Schweizer Pendlerorten – oft in grüner, malerischer Umgebung gelegen – scheint es höhere Scheidungsraten zu geben.
Im Metropolitanraum Zürich waren Scheidungsraten von um die 40 auf 100 Ehen über die letzten vier Jahrzehnte die Norm; höher als in der Stadt Zürich selber (35 auf 100). Im Bemühen, herauszufinden, weshalb das so ist, besuchte ich den kleinen Ort Adlikon bei Andelfingen, rund 30 Minuten Fahrt von der Bankenhauptstadt der Schweiz entfernt. Mit einem Restaurant, einem Coiffeursalon und einer Primarschule ist Adlikon weder ein eigenständiges, noch ein wirkliches ländliches Dorf.
Zur Mittagszeit sind die meisten Tische im Restaurant besetzt. Die Kundschaft reicht von Polizisten, die dienstfrei haben, bis zu Senioren, die sich zum Kartenspiel treffen. Zwei Frauen, die ihre Mittagspause hier verbringen, sind erstaunt, als sie von der hohen Scheidungsrate hören.
"Das ist interessant! Wahrscheinlich ist das der Grund, wieso ich nicht heirate", scherzt die Frau mittleren Alters, während die jüngere kichert. Vielleicht sei die ruhige Umgebung zu langweilig für gewisse Leute, sinniert ein Beamter. "Die Leute träumen von einem Haus auf dem Land, doch dann ist es vielleicht allzu 'ländlich' – zumindest für die eine Hälfte eines Paars. Und dann hat man ein Problem."
Rolle der Religion
Als sie die Karte mit den Scheidungsraten sieht, erklärt eine ältere Frau, der Grund, wieso es in gewissen Gegenden der Schweiz so wenige Scheidungen gebe, sei die Religion.
"Das sind die katholischen Regionen. Wir sind hier viel freier", sagt sie, wobei das "hier" für die allgemein protestantisch geprägten Gemeinden im Kanton Zürich steht. In Adlikon gibt es gar keine Kirche, im benachbarten Andelfingen dafür sowohl eine katholische wie eine protestantische.
Im bergigen – und mehrheitlich katholischen – Kanton Wallis gibt es zwei Dörfer, in denen sich scheinbar noch nie ein Paar hat scheiden lassen. Die Einheimischen hier können sich ein paar Gründe für diese Tatsache vorstellen.
Asked whether religion is really such a key factor, University of Zurich sociologist François Höpflinger is sceptical – but says it could have some influence in terms of divorce rates.
“Rural areas are more likely to be Catholic, and urban Protestant, though I think the differences are blurring,” Höpflinger told swissinfo.ch. In any case, social mores have changed. Back at the restaurant in Adlikon, the grandmother observes: “It’s OK for children to be born out of wedlock today. But 40-50 years ago, they were taken away.” Another patron, a silver-haired man, adds that it’s also more acceptable for people to not marry at all these days. But both say they know a number of couples who’ve been married for 20-40 years.
Living apart together
As Höpflinger points out, it’s tricky to interpret marriage and divorce statistics.
“In cities, couples often don't even get married. So any ‘divorces’ are then unofficial, as it were, since nobody records those break-ups. That’s part of the reason why the Swiss divorce rate has gone down – because fewer people are getting married,” Höpflinger says.
In 2014, about 42,000 couples tied the knot in Switzerland. In comparison, the late 1960s saw about 46,000 weddings per year, and the year 1991 saw an all-time high of 47,567. The Federal Statistical Office has marriage records dating back to 1801.
Among those who do marry, staying married doesn’t necessarily mean that they’re happy, points out Höpflinger. “It seems that in most countries, the divorce rates have been going down because people have more ways of mitigating conflict than before. For example, by ‘living apart together’ or via open relationships.”
Leaving Adlikon I meet a man walking his dog, and strike up a conversation. Hearing that divorce is so common in the area intrigues him – and seems to cheer him up.
“I’m going through it myself,” he says. As it turns out, he and his wife separated in January.
Switzerland compared to the US
Religion plays a bigger role in the United States than it does in Switzerland. In the US, divorce is often more common in rural areas – and less so in the Northeast, where levels of education and the ages of the brides and grooms tend to be higher.
“In the United States, belonging to a religion is a big deal – more so than in Switzerland or Europe. There are religions that ban divorce, and sex before marriage, and they exact a certain amount of social control,” according to University of Zurich sociologist François Höpflinger.
University of Texas sociologist Jennifer Glass says it is religion and culture – more so than location – that influence divorce rates in the US.
“In the South, conservative religious beliefs (Christian religious fundamentalism) lead communities to deny comprehensive sexuality education and encourage youth to abstain from sex until marriage,” Glass told swissinfo.ch.
She notes that shotgun weddings are still common in the South, as many believe that both contraception and abortion are sinful.
“Youth who do engage in sex tend to get pregnant quickly and marry to resolve the pregnancy. So it’s the combination of conservative beliefs about sex and less emphasis on educational attainment that result in lots of early marriages between two young people with inadequate education and training to support themselves, coupled with early and frequent childbearing. It’s a recipe for higher divorce rates,” Glass says.
Contact the author on Twitter: @SMisicka
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Volksinitiative «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe»Externer Link thematisiert das Problem der «Diskriminierung» von Ehegatten gegenüber unverheirateten Paaren. Die Befürworter der Initiative beklagen, dass Verheiratete mehr Steuern bezahlen müssten. Tatsächlich werden ihre Einkünfte zusammengezählt, während Unverheiratete einzeln besteuert werden. Deshalb fällt die Steuerrechnung auf Grund der progressiven Besteuerung höher aus. Auch was…
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch