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Langfristiges Engagement der Schweiz in Pakistan

Deza-Chef Martin Dahinden bei der Eröffnung eines Wasserprojektes im Swat-Tal. Billi Bierling

Nach der Flutkatastrophe vom letzten Sommer in Pakistan will die Schweiz die Not leidende Bevölkerung im Nordwesten des Landes langfristig unterstützen. Deza-Direktor Martin Dahinden hat Entwicklungsprojekte in der Region besucht.

Der Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) hat sich während eines viertägigen Besuchs in Pakistan Projekte im Swat-Tal und in Nowshera in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa (KPK) angeschaut.

«Was mich während meines Besuches sehr beeindruckte, war die Stärke, die Hoffnung der Leute, trotz dem unsäglichen Leid, das sie durchgemacht haben», sagte Dahinden gegenüber swissinfo.ch.

Ende Juli vergangenen Jahres erlebte Pakistan eine Flutkatastrophe riesigen Ausmasses. Dabei wurden 1,7 Millionen Häuser zerstört, 2,2 Millionen Hektaren Ernten überschwemmt; 18 Millionen Menschen kamen zu Schaden.

Bereits in den ersten Tagen der Katastrophe handelte die Schweiz und leistete Nothilfe. Tausende von der Katastrophe betroffene Menschen wurden mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln versorgt.

Allein im Swat-Tal, wo sich die meisten Deza-Projekte befinden, wurden 14’000 Häuser ganz oder teilweise zerstört, und 95% der Brücken wurden weggeschwemmt, wodurch Dutzende Dörfer vom übrigen Land abgeschnitten wurden.

Humanitäre Hilfe

«Wir waren schnell mit unserer Nothilfe, aber jetzt konzentrieren wir uns auf Programme zur Einschränkung von Lebens- und Katastrophen-Risiken. Diese Art Hilfe ist für eine längerfristige Erholung des Landes wichtig», so Dahinden.

Die Schweiz hat humanitäre Projekte im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Pakistan mit insgesamt 10,5 Millionen Franken unterstützt. Zusätzlich hatte die Glückskette vom Schweizer Radio und Fernsehen 42 Millionen Franken für die Opfer gesammelt.

«Ich war überrascht zu sehen, wie viele Millionen Franken die Schweizer Bevölkerung für die Flutopfer in Pakistan spendete», betonte der Deza-Chef. «Man schaute nicht auf die politische Seite, sondern auf die humanitären Bedürfnisse der pakistanischen Bevölkerung.»

Neuausrichtung

Die Schweiz leistet in Pakistan seit 44 Jahren Entwicklungshilfe. Wegen unterschiedlicher Bedürfnisse und verändertem Umfeld beendet die Deza jetzt einige ihrer Aktivitäten im Land und richtet sich auf neue Projekte aus.

«Hauptgrund meines Besuches war es, vor Ort zu schauen, wo wir mit unserer Neuausrichtung unserer Präsenz in Pakistan stehen. Einige unserer Programme laufen jetzt aus, während wir gleichzeitig neue Projekte im Nordwesten Pakistans starten, einer sehr armen Region des Landes», so Dahinden.

Im Swat-Tal besuchte die Schweizer Delegation mehrere kleine Dörfer,  um die Auswirkungen der Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen wie Ausbildung sowie Umgang mit Wasser und Vieh zu prüfen. Eine Frau demonstrierte stolz die tägliche Versorgung ihrer neun Hennen.

«Ich nahm an einem eintägigen Trainingskurs teil. Dort lernte ich, wie man Hennen pflegt. Jetzt legt jede meiner Hennen täglich ein Ei. Das reicht für meine Familie. Aber ich möchte gerne noch mehr Eier haben, so dass ich auch meine Freunde damit ernähren kann», erklärte sie.

Prioritäten

Bisher hat die Deza 700 Millionen Franken in ihre Entwicklungsprogramme in Pakistan investiert. Die Regionen für neue Projekte befinden sich hauptsächlich in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa und in den vom pakistanischen Staat verwalteten Stammesgebieten (FATA).

Die Projekte konzentrieren sich auf Wiederaufbau- und Infrastruktur, Trinkwasserversorgung, Entwicklung landwirtschaftlicher Infrastruktur sowie Einschränkung von Katastrophen-Risiken, ein Bereich, der zum integralen Bestandteil der Deza-Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen geworden ist.

«Da Pakistans Wirtschaft vor allem von der Landwirtschaft abhängig ist, müssen wir alles tun, um die durch Naturkatastrophen entstandenen Schäden zu reduzieren. Das Wichtigste ist jedoch, dass die pakistanische Bevölkerung selber entscheidet, was sie nötig hat. Wir sind lediglich hier, um sie zu unterstützen», betonte Dahinden.

Aufstockung der Entwicklungshilfe

Ende Februar hat der Nationalrat einer Erhöhung der Entwicklungshilfe der Schweiz für 2011 und 2012 auf 640 Millionen Franken zugestimmt. Er folgte damit dem Ständerat.

Damit steigt die Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,5% des Bruttoinland-Produkts, wie dies die Vereinten Nationen (UNO) verlangen.

Die zusätzlichen Gelder gehen sowohl an die Deza wie auch an das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Sie werden in Projekte und Programme in den Bereichen Wasser und Klima investiert, so dass die Schweiz ihren multilateralen Verpflichtungen nachkommen kann.

Die Schweiz leistet in Pakistan seit 44 Jahren Entwicklungshilfe und hat bisher 700 Millionen Franken in Projekte investiert.

Die meisten von der Schweiz finanzierten Projekte sind Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen und konzentrieren sich auf Wiederaufbau- und Infrastruktur, Trinkwasserversorgung, Entwicklung landwirtschaftlicher Infrastruktur sowie Einschränkung von Katastrophen-Risiken.

Die prioritären Regionen sind in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa (KPK) und in den vom pakistanischen Staat verwalteten Stammesgebieten (FATA) im Nordwesten des Landes.

Vor der Flutkatastrophe vom Sommer 2010 in den KPK- und FATA-Regionen waren die Gebiete von militärischen Konflikten betroffen, die 2008 begannen. Beim Höhepunkt der Krise wurden über 2,7 Millionen Menschen in der KPK-Region zwangsvertrieben.

In Krisenzeiten leistet die Deza auch humanitäre Hilfe, wie den Wiederaufbau von 100 Schulen nach dem Erdbeben 2005 in Pakistan.

Nach der Flutkatastrophe 2010 hat die Schweiz humanitäre Projekte in Pakistan mit insgesamt 10,5 Millionen Franken unterstützt. Zusätzlich hatte die Glückskette vom Schweizer Radio und Fernsehen 42 Millionen Franken für die Opfer gesammelt.

(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)

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