Mit Avatar gegen die Internet-Gefahr
"Kluge Köpfe schützen sich mit Vorsicht" – auch im Internet. Eine Kampagne von "Kinderschutz Schweiz" und "action innocence" will Kinder spielerisch über im Internet lauernde Gefahren informieren und damit schützen.
Das Internet ist heute ein Teil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Und es wird äusserst vielseitig genutzt: surfen, bloggen, chatten, Abos für neue Klingeltöne beim Mobiltelefon abschliessen oder Musik und Filme herunterladen – legal und illegal.
Obwohl Kinder sich im Internet mit einer erstaunlichen Sicherheit bewegen, lauern in der schönen, bunten virtuellen Welt aber auch Gefahren. Kinder und Eltern sind sich der Risiken jedoch oft nicht bewusst.
Dies will netcity.org nun ändern: Anmelden, die Spielfigur, den so genannten Avatar, auswählen und individuell ausstaffieren und los geht das Abenteuer gegen Gefahren und Fallstricke, die das Internet insbesondere gegenüber Kindern bereit hält.
«Das macht mir Spass. Manchmal ist es schwierig, aber es ist lustig», erklärt die 10-jährige Mathilde, die im netcity.org-Schulungsbus an einem der 12 Computerarbeitsplätze sitzt und in einer eineinhalbstündigen Lektion über die unergründlichen Untiefen des Netzes der Netze informiert wird.
«Wir lernen, was für uns im Internet nicht gut ist. Das Spiel zeigt uns, was wir machen sollen und was nicht», sagt Mathilde.
Ab und zu nimmt sie auch gerne die Unterstützung der Betreiber des netcity.org-Busses an.
Online-Prüfung
Bevor die Kinder auf netcity.org richtig ins Spiel eintauchen können, müssen sie sieben Prüfungen bestehen. Dabei geht es um den Umgang mit personenbezogenen Daten, anstössige Inhalte, das Treffen von Verabredungen im Internet und darum, wie man mit sexuellen Anfragen umgeht. Auch zum Umgang mit Fotos und der eigenen Privatsphäre sowie derjenigen der anderen gibt es Tests.
Auch das Thema Mobbing wird angestossen. Die Kinder lernen auch, dass Informationen aus dem Internet nicht einfach ungeprüft übernommen werden sollten.
Die Online-Tests bei netcity.org sind keine trockenen Multiple-Choice-Abfragen. Die Kinder können jeweils auswählen, ob sie die Prüfungen mit einem Gedanken- oder einem Actionspiel absolvieren wollen.
Und den Prüflingen macht das offensichtlich Spass. Für Mathilde sind einige der spielerisch eingeübten Verhaltensregeln jedoch nicht neu: «Das Surfen im Internet kann sehr riskant werden. Aber ich spreche und spiele dort nur mit meinen Freunden. Das ist nicht so gefährlich.»
Unterschiedliche Erfahrungen
«Wenn ich Fotos von mir im Internet zeige, habe ich immer meine Mutter neben mir. Sie schaut, dass ich nichts mache, was mir schaden könnte», so Mathilde weiter.
Da Mathildes Eltern in Internet-Berufen tätig sind, schenken sie offenbar dem Thema Netz und Gefahren für Kinder mehr Aufmerksamkeit als Eltern, die nur staunen können, mit welch technischer Virtualität sich ihre Sprösslinge im Cyberspace bewegen.
Aus diesem Grund schlagen die Stiftung «Kinderschutz Schweiz» und die Organisation «action innocence» auch vor, dass sich Eltern und Kinder öfter gemeinsam vor den Computerbildschirm setzen.
Hilfe für Eltern und Erziehende
«Für den ‹Kinderschutz Schweiz› ist die netcity.org-Kampagne äusserst wichtig, steht doch beim Sorgenbarometer der Eltern diese Problematik sehr weit oben, da sie den Alltag der Kinder sehr stark betrifft», sagt Jacqueline Fehr, Nationalrätin und Präsidentin von «Kinderschutz Schweiz», gegenüber swissinfo.ch.
Die Politikerin sieht indes gegenwärtig keine Notwendigkeit, den Kinderschutz im Internet auf dem Gesetzesweg zu verbessern: «Wir haben genügend gesetzliche Grundlagen.» Die Schwierigkeit sei vielmehr, die für die Strafverfolgung nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und die Zusammenarbeit zwischen Kantonen, Bund und allen Stellen zu garantieren.
«Wir wollen Eltern und andere Erziehungspersonen sowie vor allem die Kinder befähigen, mit dem Internet klug umzugehen. Darauf setzt diese Kampagne den Schwerpunkt.»
Bei netcity.org vermitteln die Spiele und Prüfungen auch den Eltern wichtige Kenntnisse, Einsichten und Verhaltensmassnahmen, dank denen sich ihre Kinder sicherer im Netz tummeln können.
Für mehr als eine Schüler-Generation
Der netcity.org-Bus bietet seine Dienste bis Ende 2011 an. Er kommt in allen Landesteilen vor allem vor Schulen zum Einsatz, aber auch an anderen Orten, wo Kinder ihre Freizeit verbringen.
Momentan wird netcity.org auf Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten. Eine englischsprachige Version soll folgen.
Jacqueline Fehr: «Organisationen wie der ‹Kinderschutz Schweiz› haben die Aufgabe, einen Prozess in Gang zu setzen, einen Start zu machen und dafür zu sorgen, dass das Wissen anschliessend in den Alltag übergeht, integrierter Bestandteil der schulischen Ausbildung wird.»
Deshalb werde sie dafür sorgen, «dass unsere Tools und das Angebot unseres Busses weiter von den Schulen genutzt werden kann, damit nicht nur eine kleine Generation Kinder davon profitiert.»
Etienne Strebel, swissinfo.ch
Ziel ist, den Dialog zwischen Eltern und Kindern zum
Thema Internet zu fördern, Lehrpersonen ein Lernmittel zur Prävention der Gefahren im Netz zur Verfügung zu stellen und vor allem die Selbständigkeit der Kinder beim Schutz vor Internetgefahren anzusprechen.
Schulen, welche die mobile Präventionskampagne zu sich holen wollen, können sich ab sofort via Kampagnen-Webseite anmelden.
Der Verkauf von so genannten Killerspielen an Kinder und Jugendliche soll in der Schweiz verboten werden.
Der Ständerat hat nach dem Nationalrat zwei Motionen überwiesen, die sich mit den Killerspielen befassen.
Eine der Motionen fordert ein Verkaufsverbot für Jugendliche, die andere will auch die Herstellung, das Anpreisen, die Einfuhr, den Verkauf und die Weitergabe von Computerspielen mit gewalttätigem Inhalt verbieten.
Gegen ein Verbot von Killerspielen haben sich vor allem die Jungparteien von FDP, SVP und SP ausgesprochen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch