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Nächste Fussball-WMs in Russland und Katar

Jubel bei der russischen Delegation. Nach 2014 in Brasilien darf ihr Land die Endrunde 2018 durchführen. Keystone

Fifa-Präsident Sepp Blatter betraut Russland, die einzige Grossmacht, die noch nie eine Fussball-WM organisiert hat, mit der Austragung der Fussball-WM 2018. Als grosse Sensation ist die Wahl des Ölstaates Katar für die WM 2022 zu werten.

«Ihr werdet das nie vergessen, wir werden zusammen Geschichte machen!» erklärte Igor Shuwalov, der Vertreter des russischen Ministerpräsidenten Putin in Zürich, nachdem Fifa-Präsident Sepp Blatter der versammelten Weltpresse den Sieg der Kandidatur des russischen Riesenreichs über Mitfavorit England, sowie über Spanien/Portugal und Niederlande/Belgien präsentiert hatte.

Ähnlich äusserte sich auch der Vertreter des Ölstaates Katar, dem krassen Aussenseiter, der zwar eine Top-Bewerbung eingereicht hatte, dem aber von den meisten Fussballfachleuten keine grosse Chance gegen seine Konkurrenten USA, Südkorea, Japan und Australien eingeräumt wurde. Zumal die Kandidatur der Vereinigten Staaten vom ehemaligen Präsidenten Bill Clinton präsentiert worden war.

«Ich danke dem Exekutivkomitee der FIFA. 2018 und 2022 betreten wir Neuland, denn die WM war noch nie in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Deswegen bin ich ein glücklicher Präsident, wenn wir über den Fortschritt im Fussball reden», sagte Fifa-Präsident Sepp Blatter zum Schluss der Veranstaltung.

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin wollte erst nach einem Zuschlag für sein Land in die Schweiz reisen. Vor seiner Abreise nach Zürich sagte Putin, die Wahl Russlands entspreche der Philosophie der Fifa, wonach sich der Fussball in allen Regionen der Welt entwickeln solle.

Grosse Enttäuschung in England

Für 2018 galt auch England als Favorit. Die britische Fussball-Legende David Beckham kickte publikumswirksam mit Schweizer Schülern. Damit sollten die Chancen für einen Zuschlag Grossbritanniens für die WM 2018 erhöht werden.

Das erneute Scheitern bei einer WM-Bewerbung Englands wurde mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entsetzen aufgenommen.

«Ich bin am Boden zerstört. Was hätten wir besser machen können? Was haben wir falsch gemacht?», kommentierte etwa der Kapitän der englischen Fussball-Nationalmannschaft, Rio Ferdinand, kurz nach der Bekanntgabe der Fifa-Entscheidung zugunsten Russlands.

Umstrittenes Wahlgremium

Das Wahl-Gremium umfasste nur noch 22 Männer, nachdem zwei Wahlmänner wegen Korruption suspendiert worden waren. Die Abstimmung war geheim, für den Sieg war das absolute Mehr nötig. Fifa-Präsident Blatter hat den Stichentscheid, wenn zwei Kandidaturen gleich viele Stimmen auf sich vereinigen sollten.

Enthüllungen gehörten in den letzten Wochen zu den Tagesschlagzeilen. Richtig angeheizt wurde die Diskussion um Bestechlichkeit der Fifa-Exekutivkomitees im Oktober, als deren zwei von britischen Reportern überführt worden waren. Aus diesem Grund sind Reynald Temarii von Tahiti und der Nigerianer Amos Adamu von der Ethikkomission gesperrt worden.

Die WM-Vergabe blieb unter einem schlechten Stern, als bekannt wurde, dass drei Fifa-Exekutivkomitee-Mitglieder von der inzwischen Pleite gegangenen Sport-Vermarktungsagentur ISL Schmiergeld entgegengenommen hätten.

Die Ausgangslage war somit klar: Wer auch immer gewinnt, wird unter dem Vorwurf stehen, sein Ziel nur mit Bestechung erreicht zu haben. Bei der geringen Grösse des Gremiums könnte Bestechung einfacher zu realisieren sein als zum Beispiel beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) das aus 141 Mitgliedern besteht.

Eigene Gesetze

Auch laut Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport, «kann man schon verschiedene Fragezeichen hinsichtlich der Vergabe setzen. Das haben wir mit unserer Sion-Olympia-Kandidatur bereits erlebt. Solche Vergaben haben eigene Gesetze, da gibt es immer wieder Nebengeräusche».

Es gehe es jedoch um ein Finalturnier, um Fussball, der zelebriert werden solle. «Sport soll im Mittelpunkt sein!» Das andere solle verfolgt und ausgemerzt werden.

Über die Korruptionsvorwürfe gegen verschiedene Fifa-Exekutivmitglieder während der Kandidaturen verlor Blatter während der Präsentation kein Wort.

Kritische Stimmen

Am Montag hatte die Antikorruptions-Organisation «Transparency International» die Fifa gebeten, die Abstimmung zu vertagen und eine unabhängige Untersuchung zu genehmigen. Die Integrität und Glaubwürdigkeit der Fifa sei in den vergangenen Wochen strapaziert worden. Auch ihr Ruf habe gelitten.

Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk hatte zudem an die Fifa appelliert, die Weltmeisterschaften von 2018 und 2022 nicht an Länder zu vergeben, in denen «Menschenrechte mit Füssen getreten» würden. Entsprechend empört reagierte das Hilfswerk auf die Vergabe der Spiele. «In beiden Staaten werden grundlegende Menschen- und Arbeitsrechte systematisch und tagtäglich verletzt.»

Weshalb der Run auf die WM?

Ganz konkret, was bringt einem Land die Ausrichtung einer Fussball-Weltmeisterschaft? Der Direktor des Bundesamts für Sport, Matthias Remund antwortete im Schweizer Radio: «Primär gibt es ganz viele Emotionen und Freude für die inländische Bevölkerung, einen solchen Mega-Event durchführen zu dürfen.»

Es ist aber nicht garantiert, dass das Austragungsland seine Investitionen wieder erstattet erhält. Remund pflichtet bei: «Studien belegen, dass das jeweilige Bruttoinlandprodukt jeweils nicht merkbar zunimmt. Verschiedene Sektoren profitieren etwas, andere schauen in die Röhre.»

Aber die zahlreichen Journalisten, die ein Gastgeberland besuchten, die über das Land berichteten, über dessen Gastfreundschaft, die Leistungsfähigkeit, die Kultur: dies sei der Anreiz am Ganzen, ist Remund überzeugt.

Ob die Schweiz von der Durchführung der Fussball-Europameisterschaften 2008 auch einen sportlichen Nutzen ziehen kann? Remund bestätigt einen Fussballboom, «aber den gilt es zu nützen». Er stellt auch fest, «dass die Teilnahme der Mädchen stark am Steigen ist. Das freut uns sehr».

Kandidaten für die WM 2018: England, Russland, Spanien/Portugal und Begien/Niederlande

Kandidaten für die WM 2020: Japan, Südkorea, Australien, USA, Katar.

Die Schweiz hat seit 1930 an neun von 19 Fussball-Weltmeisterschaften teilgenommen: Italien (1934), Frankreich (1938), Brasilien (1950), Schweiz (1954), Chile (1962), England (1966), Vereinigte Staaten (1994), Deutschland (2006) und Südafrika (2010).

Die Schweiz war einmal, 1954, WM-Gastgerberin.

Das Turnier des Jahres 1954 ging als das «Wunder von Bern» in die Annalen der Fussballgeschichte ein: In ihrem ersten Einsatz seit dem 2. Weltkrieg konnte die westdeutsche Mannschaft den Titel mit dem Sieg gegen das legendäre ungarische Team gewinnen.

Die Schweiz bemühte sich auch um den Zuschlag für die WM 1998: Bei der Abstimmung erhielt Frankreich 12 Stimmen, Marokko 7 und die Schweiz keine.

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