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Stankowskis kehren zur Einschulung der Kinder in die Schweiz zurück

Eine Familie am Flughafen Zürich
Nach einer langen Reise aus Manila ist die Familie Stankowski glücklich, in Zürich zu landen. zVg

Die Familie Stankowski, die seit fünf Jahren auf den Philippinen lebt, will in die Schweiz zurückkehren, um den beiden Söhnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen. Die letzten Monate waren sehr emotional – zwischen der Job- und Wohnungssuche und den letzten Momenten in ihrer Wahlheimat. Barbara Stankowski berichtet, wie sie in der Schweiz wieder Fuss fassen.

Die Zeit der Rückkehr ist gekommen. Barbara Stankowski hat eine Stelle als Pfarrerin in Ittigen im Kanton Bern gefunden. Ab dem Schuljahr 2023 werden die beiden Söhne der Familie, Noel (10) und Micha (7), nach Jahren des Fernunterrichts wieder in der Schweiz zur Schule gehen.

Zuvor haben sich die Stankowskis einen Traum erfüllt: eine Reise in den Norden der Philippinen, um die berühmten Reisterrassen zu besuchen.

Das Tagebuch der Familie Stankowski

Barbara und Simon Stankowski kehren für die Ausbildung ihrer Söhne Noel und Micha in die Schweiz zurück. Wir begleiten sie bei diesem Abenteuer.

Anhand des Reisetagebuchs, das die Familie führen wird, berichten wir über die wichtigsten Etappen ihrer Rückkehr und geben Ihnen Tipps, wie Sie Stolpersteine bei der Einschulung Ihrer Kinder in der Schweiz vermeiden können.

Hier der Bericht von Barbara Stankowski:

Stellensuche aus 10’000 km Distanz

«Eine der grössten Herausforderungen auf dem Weg zurück in die Schweiz war die Stellensuche. Mir war schon länger klar, dass ich wieder in den Pfarrberuf zurück möchte.

Ebenso war für uns als Familie klar, dass wir in jener Gemeinde leben wollen, in der ich als Pfarrerin tätig sein werde. Unser zukünftiger Wohnort hing also direkt von meiner Arbeitsstelle ab.

Während ich bei unserer Auswanderung 2018 noch dachte, dass wir bei unserer Rückkehr in die Schweiz überall für einen Neustart hinziehen könnten, wurde mir zunehmend bewusst, dass ich mich nach fünf Jahren weit weg von Familie und Freunden danach sehne, in deren Nähe zu wohnen. Somit grenzte ich die Suche auf den Kanton Bern ein.

Anfang Jahr führte ich viele Telefonate mit Kirchgemeinden. Diese Phase war anstrengend, denn mit jedem Telefonat tauchte ich kurz in die Schweizer Welt ein.

Anschliessend galt es jedoch wieder ‹umzuschalten› und wieder ganz in den Philippinen und bei unseren Aufgaben hier zu sein. Ich hatte unterschätzt, wie viel Energie mich dies kosten würde.

Mein Mann Simon hat ebenfalls aus den Philippinen mit der Stellensuche begonnen. Er ist Lehrer, und aufgrund des massiven Lehrermangels wird auch er sicher bald eine Stelle finden.

Glück bei der Wohnungssuche

Schliesslich habe ich eine Pfarrstelle in der Kirchgemeinde Ittigen bekommen. Es war eine grosse Erleichterung, dass die Zeit der Ungewissheit vorbei war.

Blieb noch die Frage nach einer Wohnung. Pfarrpersonen leben oftmals in Pfarrhäusern. Da das Pfarrhaus in Ittigen aber erst im Januar bezugsbereit sein wird, werden wir noch in einer Übergangswohnung leben. Kürzlich erhielten wir glücklicherweise auch hierfür eine Zusage.

Wieder ein normaler Schulalltag

Unsere Kinder werden somit ab August in Ittigen in die Schule gehen. In dieser Sache haben wir noch nicht viel gemacht, da dies in der Schweiz sehr unkompliziert läuft.

Wir haben vor ein paar Tagen die Schulleiterin der Schule Ittigen angeschrieben, uns kurz vorgestellt und darüber informiert, dass Noel und Micha ab dem neuen Schuljahr in Ittigen sein werden (voraussichtlich 3. und 5. Klasse).

Im Idealfall können wir noch in diesem Schuljahr einen kurzen Besuch im Schulhaus Ittigen machen, damit die Kinder bereits eine Idee davon bekommen, was auf sie zukommt. Wir freuen uns alle vier auf einen normalen Schulalltag unserer Kinder.

Die letzte grosse Reise in den Philippinen

Vor ein paar Monaten konnten wir uns noch einen letzten Traum in den Philippinen erfüllen, und zwar sind wir in den Norden des Landes zu den Reisterrassen gefahren.

Bereits bei der Ankunft waren wir überwältigt vom Anblick der Reisterrassen. Wir machten verschiedene Wanderungen in den Terrassen.

Dies ist ziemlich anstrengend: Auf und ab geht es auf schmalen Mauern und über steile Treppenstufen. Wir staunten, mit welcher Leichtigkeit die Einheimischen die vielen Höhenmeter überwinden.

Eine Familie wandert durch Reisterrassen
Die Familie Stankowski wandert durch Reisterrassen. zVg

Die nächste Station auf unserer Reise war Sagada. Besondere Bestattungsriten haben das kleine Dorf weltweit bekannt gemacht: In luftiger Höhe hängen Särge an den Felswänden.

Als Pfarrerin faszinierte mich diese andere Bestattungskultur. Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Provinz wollten nicht unter der Erde liegen, denn sie glaubten, dass die Seele der Toten unter der Erde erstickt.

Wir verbrachten noch einige Tage am Meer im Nordosten, und nach knapp zwei Wochen Ferien waren wir wieder in Manila.

Dank der Reise konnten wir Kraft für den Endspurt tanken, der vor uns lag. Wir durften Seiten der Philippinen entdecken, die uns bisher völlig unbekannt waren. Wir verstehen nun unser Gastland noch ein bisschen besser und staunen über die unglaubliche kulturelle Vielfalt.

Überraschungen erwarten uns

Am 15. Juni sind wir in der Schweiz gelandet. Anders als viele Auslandschweizer:innen sind wir lediglich mit unseren Koffern zurück in die Schweiz gereist und hatten keine zusätzliche Luft- oder Seefracht.

So haben wir praktisch unseren ganzen Haushalt und auch die meisten Kleider und Spielsachen unseren Freunden in Manila geschenkt.

Gepackte Koffer und Reisetaschen auf einem Bett
Die Koffer der Familie Stankowski in ihrem Haus in Manila, kurz vor der Abreise. zVg

Vor unserer Ausreise im August 2018 haben wir bei meinen Eltern einige Möbel sowie Kleider, Fahrräder, Geschirr, usw. bei meinen Eltern eingestellt.

Nun werden wir in Ittigen einziehen und sind gespannt, was beim Auspacken unserer Kisten zum Vorschein kommen wird.

Physisch geht es uns gut, aber die Seele braucht noch viel Zeit, um ganz anzukommen.»

Die Einschulung optimal vorbereiten

Familie Stankowski gewöhnt sich langsam wieder an das Leben in der Schweiz. Dass sie seit einigen Monaten wussten, dass sie in Ittigen ihre Zelte aufschlagen würden, hat ihnen dabei sehr geholfen.

Das erleichtert auch die spätere Einschulung der Buben. Denn im Kanton Bern, aber auch in vielen anderen Kantonen, «sind die Gemeinden für die Einschulung zuständig», sagt Stève Blaesi, Leiter des französischsprachigen Volksschulamts des Kantons Bern. Grundsätzlich hat jedes in einer Gemeinde angemeldete Kind Anspruch auf einen Schulplatz.

Die Anforderungen herunterschrauben

Bei der Rückkehr aus dem Ausland müsse man laut Blaesi «aufpassen, dass man nicht bereits entwurzelte Kinder mit dem Fallschirm abwirft».

Er empfiehlt daher, die administrativen Schritte so früh wie möglich einzuleiten, damit die Schule bei Bedarf unterstützende Massnahmen einleiten kann.

Zudem kann es für die Kinder schwierig sein, sich wieder in das Schweizer Schulsystem einzugliedern. Aus diesem Grund «ist es manchmal notwendig, die Anforderungen herunterzuschrauben», so der Experte.

Auch wenn das Alter mitbestimmt, in welche Klasse ein Schüler oder eine Schülerin kommt, ist vor allem die Schullaufbahn wichtig. So werden Kinder manchmal eine Klasse vor- oder zurückversetzt.

Eltern, die in die Schweiz zurückkehren, gibt Blaesi einen letzten Rat: «Da die Wohngemeinde bestimmt, in welche Schule die Kinder gehen, sollte man sich die Wahl gut überlegen. Denn ein späterer Schulwechsel ist nur in dringenden Fällen möglich.»

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